0015 - Die Spur durch Zeit und Raum
Gipfeln.
"Viel krieg jetzt. Wir halten Frieden."
"Wer führt Krieg?"
Es erwies sich nicht als einfach, aus der etwas konfusen Schilderung das Wesentliche herauszufinden. Die vier Männer sprachen teils durcheinander, teils verfielen sie in einen Dialekt, von dem Ras kein Wort verstand. Aber schließlich glaubte er doch, die Situation erfaßt zu haben.
Der Besitzer der Burg war eine Art Graf, der über diesen Landstrich herrschte. Sein Nachbar, ebenfalls ein Graf, machte ihm diese Herrschaft streitig. Dies war nun bereits der dritte Versuch, die Burg zu erobern, und es schien zu gelingen. Die Sichas kümmerten sich nicht viel um die Kämpfe, aber sie versuchten doch, aus ihnen Kapital zu schlagen. Sie raubten die Erschlagenen aus und überfielen sogar einzelne Krieger beider Parteien, wenn sie sich allein in das unübersichtliche Gelände vorwagten.
Der Bärtige gab das ganz offen zu, und als Ras ihn fragte, warum sie denn nicht auch ihn ausraubten, grinste er verschlagen und meinte:
"Du bist fremd und trägst fremde Kleidung. Du hast eine merkwürdige Waffe, die wir nicht kennen. Aber wir wissen, daß sie Blitze schleudern kann. Wir fürchten dich, darum bist du unser Freund."
Wie ungeheuerlich einfach und weise, dachte Ras verblüfft. Aber dann durchzuckte es ihn wie ein Schlag. Woher wußten diese primitiven Sichas, daß sein Strahler "Blitze schleudern konnte"?
Die erste Landung der Unsterblichen, lange vor den Arkoniden! Die Erinnerung daran mußte noch wach sein. Er beschloß, die Sichas zu fragen.
"Wann war es, als die letzten Fremden auf eure Welt kamen?" Der Bärtige hielt den Kopf schief. "Es sind Freunde von dir? Seid ihr wiedergekommen, Götter der Sonne?"
Ras überlegte. Etwas stimmte auf keinen Fall. Sie wundern sich nicht über meine Hautfarbe. Nun, vielleicht spielt das ihrer Meinung nach keine besondere Rolle. Sie sind ja auch nicht weiß, sondern mehr blauschwarz.
"Ja, sie sind meine Freunde. Vielleicht kommen sie wieder."
Der Bärtige wollte etwas antworten, aber er wurde jäh daran gehindert. In den nahen Büschen ertönte ein gellender Schrei, und dann wurde es in ihnen lebendig. Mindestens ein volles Dutzend Soldaten in Rüstungen sprangen auf ein Kommando hin auf und stürmten auf die fünf Männer zu, die völlig von der Aktion überrascht wurden. Zu sehr waren sie in ihr Gespräch vertieft gewesen.
Die Soldaten machten keine Anstalten, die scheinbar Hilflosen zur Übergabe aufzufordern. Alles deutete darauf hin, daß sie an einer Gefangennahme kein Interesse hatten. Für Sekunden war Ras fest entschlossen, sich durch einen schnellen Teleportsprung in Sicherheit zu bringen, aber dann sah er ein, wie unfair das seinen neuen Freunden gegenüber gewesen wäre. Schließlich war es seine Schuld, daß sie in diese Lage geraten waren.
Mit einem Ruck hatte er die Strahlpistole aus dem Gürtel gerissen, während die Sichas ihre Speere hochwarfen und dem Feind entgegenschleuderten. Gleichzeitig fast zogen sie die Schwerter.
Ras drückte auf den Feuerknopf und hielt die Pistole auf den nächsten Gegner gerichtet. Der Soldat war bis auf zwanzig Meter herangekommen und wollte gerade seinen Speer gegen Ras werfen, als die Elektronenschauer ihn erfaßten. Sein Gesicht verzerrte sich, und er begann zu brüllen, als schlüge eine ganze Kompanie auf ihn ein. Seine Finger spreizten sich, und er ließ seine Waffe fallen. Dann warf er sich selbst zu Boden und begann um Gnade zu betteln.
Seine Gefährten zögerten mit ihrem Angriff. Dann nahmen sie wohl an, ihr Kamerad sei von einem Krampf befallen worden, und ließen sich nicht weiter stören. Sie schwangen erneut ihre Speere und drangen auf ihre Opfer ein.
Inzwischen trafen die Wurfgeschosse der Sichas ihr Ziel. Vier der Angreifer stürzten wohlgetroffen zu Boden, aber die anderen hatten nun ebenfalls geworfen. Der Sicha neben dem Anführer stieß plötzlich einen Schrei aus und sank, von einem Speer durchbohrt, in das Gras.
Da verlor Ras Tschubai endgültig die Geduld. Er verstellte blitzschnell die Intensität seines Strahlers und richtete ihn mit Dauerfeuer gegen die sechs oder sieben verbleibenden Soldaten, die mit gezückten Schwertern soeben die letzten Meter zurücklegten und sich auf den wehrlosen Gegner stürzen wollten. Der Angriff stoppte jäh. Es war, als würden die Soldaten gegen eine unsichtbare Mauer rennen und mit voller Wucht zurückprallen. Dann zerrissen ihre entsetzten Schreie die Luft, und sie ließen ihre Schwerter fallen.
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