0018 - Die Hexenmühle
sie nicht herauskommen sehen.
Wieder klopfte er. Diesmal lauter als zuvor.
Er rief auch Almas Namen. Mehrere Male hintereinander. Dann lauschte er.
Da erhielt er Antwort.
Schwach nur, aber doch zu hören. Und es war Almas Stimme, wie er erkannte.
Sie rief um Hilfe.
Paddy überlegte. Dann hatte er einen Entschluß gefaßt. Er suchte einen Stein und schlug damit die Scheibe zum Wohnraum ein. Das Klirren ging ihm an die Nerven. Er hoffte jedoch, daß es nicht gehört worden war.
Vorsichtig entfernte Paddy die Splitter aus dem Rahmen, damit er sich beim Einsteigen nicht verletzte. Seine Knochen waren noch gelenkig. Es bereitete Paddy keine Schwierigkeiten, in das Haus zu gelangen.
»Alma?« rief er.
»In der Speisekammer!«
Paddy kannte sich aus. Nicht zum erstenmal befand er sich bei den Hillers.
Der Schlüssel steckte von außen.
Paddy öffnete rasch die Tür. Im nächsten Augenblick fiel ihm Alma entgegen.
»Paddy!« sagte sie. »Ein Glück, daß du da bist!«
»Was ist denn geschehen?«
»Gleich, komm erst mal in die Wohnstube.«
Dort gab ihm Alma Hiller einen doppelten Whisky. Genußvoll schlürfte er das Getränk.
»Noch einen?«
Paddy schüttelte den Kopf. »Ich muß nüchtern bleiben.«
»Ist auch besser.«
»Dann erzähle mal, Alma. Ich weiß nicht, was gespielt wird.« Und Alma redete. Sie fügte auch noch ihre eigenen Schlußfolgerungen bei, und der alte Paddy war haargenau ihrer Meinung.
»Ja«, sagte er, »du hast recht. Sie wollen die Leute sicherlich opfern.«
Alma rang die Hände. »Aber was können wir nur dagegen machen?«
»Ich gehe zur Mühle.«
»Aber nicht allein.«
Paddy winkte energisch ab. »Alma, das ist für dich viel zu gefährlich.«
»Nein, ich will dabeisein, wenn mein Mann sich eines schweren Verbrechens schuldig macht. Und ich will ihm in die Augen sehen.«
Paddy sah ein, daß er die Frau nicht umstimmen konnte, und gab schließlich schweren Herzens nach. »Aber eine Waffe habe ich nicht für dich«, sagte er.
»Brauchst du auch nicht. Ich nehme das Kreuz. Ich habe mein ganzes Leben lang auf die Kraft des Kreuzes vertraut. Es wird mich auch diesmal nicht im Stich lassen.«
Die Frau sprach so überzeugend, daß Paddy ihr zustimmte. Wenige Minuten später hatten sie das Haus verlassen. Zwei mutige Menschen, die sich entschlossen hatten, den Mächten der Finsternis entgegenzutreten. Sie glaubten noch an die Macht des Guten und an die alten Überlieferungen. Sie verkrochen sich nicht in den Häusern wie die anderen Einwohner von Bullstone.
Schon bald hatte die Dunkelheit Paddy und Alma Hiller verschluckt…
***
Ich fühlte mich ins Mittelalter versetzt. Auf ähnlichen Karren waren auch die Hexen zu ihren Richtplätzen gefahren worden. Nur standen die Frauen aufrecht und waren den höhnischen Blicken der Menge freigegeben. Wir hingegen lagen gefesselt auf dem Boden des Leiterwagens und spürten jede Unebenheit auf dem Fahrweg.
Jede Bodenwelle, jede Querrinne schüttelte uns durch. Die hohen Räder quietschten erbärmlich. Sie schrien nach Schmierfett.
Ich hatte mich so hingelegt, daß ich Suko ansehen konnte. Wir lagen jetzt Gesicht an Gesicht.
»Feine Aussichten«, grinste mein Partner.
»Und wie.«
»Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, wie wir hier heil wieder rauskommen?«
Ich zeigte die Zähne. »Ja. Wir nehmen unsere Tarnkappen und verwandeln uns in Luftgeister.«
»Phantastisch«, sagte Suko. »So einfach ist das also.«
Meine Antwort hatte ihm gezeigt, daß ich in Wirklichkeit keine Chance für uns sah. Die Lage sah mehr als mies aus. Ich zerrte und zurrte an den Fesseln, doch die Stricke gaben nicht einmal um Haaresbreite nach. Es war wie verhext.
Nun, wir gaben die Hoffnung trotzdem nicht auf. Im Laufe der Zeit hatten wir schon viel durchgemacht, waren auch in lebensgefährliche Situationen hineingeraten, hatten uns aber immer befreien können.
Wesentlich schlechter ging es Paul Maurer und Kitty Lavall. Das Mädchen weinte. Ihr Schluchzen übertönte deutlich das Quietschen der Räder.
Paul Maurer versuchte, seine Freundin zu trösten, doch es wurde nur ein schwacher Trost. Dem jungen Mann fehlten die passenden Worte.
Paul Maurer hatte die beste Stellung von uns allen. Halb aufgerichtet saß er mit dem Rücken am Gatter.
»Wir sind verloren, nicht wahr?« fragte er mich.
Ich drehte mich so, daß ich den jungen Mann ansehen konnte. »Man soll die Flinte nicht vorzeitig ins Korn werfen, Paul.«
»Leere Sprüche.«
»Nein. Eine
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