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0025 - Der Overhead

0025 - Der Overhead

Titel: 0025 - Der Overhead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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die Nische, und schob den Kopf langsam so weit nach vorn, bis er um die Nischenkante herumsehen konnte. Da stand er!
    Tako sah ihn von der Seite her. Es war ein junger Mann. Weiße Rasse, stellte Tako fest. Er studierte die Aufschriften neben den Türnischen und schien nicht genau zu wissen, wo sein Weg weiterführte.
    Er konnte Tako nicht sehen. Tako kam mit leichtem, unhörbarem Schritt aus seinem Versteck hervor und brachte den Thermostrahler in Anschlag, bevor er sagte: „Bleiben Sie stehen, wo Sie sind! Nehmen Sie die Hände hoch!"
    Tako sah, daß der Schreck mit einem kräftigen Ruck durch den Fremden fuhr. Die Finger spreizten sich, als er langsam und zögernd die Arme zu heben begann. Tako kam vorsichtig näher, und als er noch etwa fünf Meter entfernt war, spürte er die drängende Wucht der mentalen Schockwelle, die das Gehirn des Fremden ausstrahlte, als er sich zum rettenden Sprung bereitmachte. Tako hatte damit gerechnet. Der Fremde wäre der erste Teleporter gewesen, der sich der Bedrohung durch eine tödliche Waffe nicht durch einen rettenden Telesprung risikolos und unwiderruflich entzogen hätte.
    Das war Takos eigenes Revier! Der Bruchteil einer Sekunde genügte ihm, um das ausgestrahlte Wellenmuster zu erfassen und damit die Energie, die der Fremde für seinen Sprung aktivierte. Fünfdimensionale Energien, wie sie zur Teleportation gebraucht werden, sind Vektorgrößen; sie haben außer einem Betrag auch eine Richtung. Und als Tako das Muster in sich aufgenommen und sich darauf eingestellt hatte, wußte er nicht nur das „Wie weit?" sondern auch das „Wohin?"
    Er sprang im gleichen Augenblick wie der Fremde - den Thermostrahler immer noch schußbereit in der Hand. Der zerrende Schmerz der Teleportation nahm ihn auf und ließ für eine Tausendstelsekunde alles Licht um ihn herum erlöschen.
     
    *
     
    „Sprung!" schrie Marshall voller Aufregung. „Der Fremde ist weg, Sir! Er ist verschwunden!"
    Nyssen reagierte sofort. Zwei Sekunden, nachdem Marshall zu Ende gesprochen hatte, war die Leitung zu Tako Kakuta geöffnet.
    „Kakuta, hören Sie!" rief Nyssen. „Der Kerl ist verschwunden. Kommen Sie zurück! Entwarnung!"
    Es kam keine Antwort.
    „Kakuta! Hören Sie?"
    Keine Antwort. Nyssen führte ein kurzes Gespräch mit Rhodan. Danach wußte er, daß Teleporter die Möglichkeit besaßen, das Ziel eines aus ihrer Nähe springenden Teleporters durch Aufnahme des Schockwellenmusters zu erkennen. Für Rhodan stand fest, daß Tako dem fliehenden Eindringling gefolgt war. Es gab keine Entwarnung.
     
    *
     
    Nur für einen Bruchteil einer Sekunde hatte der Japaner Zeit, sich am Zielort umzusehen. Er erkannte einen mäßig großen Raum, dessen Wände, Böden und Decken offenbar aus Beton bestanden. Es gab einen Tisch, drei alte Stühle und einen geschlossenen Schrank mit altmodischem Rollverschluß. Nirgendwo waren Fenster. Die Beleuchtung geschah durch eine einzelne Leuchtröhre, die anderthalb Meter weit an der Decke entlang lief.
    Am anderen Ende des Raumes, nur wenige Meter entfernt, war der Fremde aus der Luft aufgetaucht. Tako wollte ihn anrufen, da griff eine unbekannte Macht mit kaum vorstellbarer Wucht nach seinem Gehirn. Tako stürzte vornüber. Der Thermostrahler glitt ihm aus der Hand. Tako preßte das Gesicht auf den kalten Boden und drückte sich mit den Händen gegen die Schläfen, um den fürchterlichen Schmerz abzuwehren.
    Fast eine halbe Minute lang war er unfähig, sich zu bewegen. In Wellen wechselnder Amplitude schoß ihm der fremde Einfluß durch den Schädel, ließ ihn vergessen, weshalb er hierhergekommen war, und machte ihn zu einem wimmernden, hilflosen Bündel Mensch. Erst dann besann er sich darauf, daß er eine Fähigkeit besaß, mit der er sich in Sicherheit bringen konnte. Er konzentrierte sich, so schnell er konnte und so intensiv es der Schmerz zuließ, auf den Ort, von dem er gekommen war, und als die fremde Beeinflussung nur für eine winzig kurze Zeitspanne auf einen erträglichen Wert herabsank, da sprang er.
    Er spürte, daß der bohrende, flutende Schmerz ihn plötzlich verließ. Das Ziehen und Zerren der Teleportation war nichts gegen das, was er in den letzten Sekunden ertragen hatte. Dankbar sah er die glitzernden Sterne wieder über sich auftauchen. Er spürte raschelnden, grobkörnigen Sand unter den Knien und sah sich um. Die Lichter von Terrania leuchteten aus Westen herüber. Er war nicht mehr als zehn Kilometer von seinem eigentlichen Ziel entfernt

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