0025 - Der Overhead
eingepflanzter Mikro-Telekoms niemals überzeugen lassen. Rhodan war jedoch sicher, daß er seine Ansicht inzwischen geändert hatte.
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Der Overhead starrte mit ungläubigen Augen auf das Bild, das ihm der Bildschirm der Warn- und Überwachungsanlage zeigte. Ein Fremder! Er stand in dem kleinen Innenhof, den der quadratisch angelegte Gebäudetrakt des Landhauses einschloß. Er trug einen Anzug, wie Monterny ihn noch nie zuvor gesehen hatte, und eine kurzläufige, plumpe Waffe in der Hand.
Der Overhead sah, daß der Mann sich umschaute, als suche er etwas. Eine Sekunde später war er verschwunden. Abermals eine Sekunde später tauchte er an einer anderen Stelle wieder auf.
Nein! Das war nicht derselbe Mann. Er war kleiner als der erste und dabei breitschultriger!
Monterny spürte, wie seine Hände zu zittern begannen. Zwei Männer, die durch den Ring der Wachanlagen unbemerkt bis in den Innenhof gekommen waren und sich nach Belieben unsichtbar machen konnten! Monterny gab Alarm. Die Männer jedoch waren in der Zwischenzeit verschwunden und tauchten vorderhand nicht mehr auf.
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Es kam so, wie Nyssen es sich ausgerechnet hatte. Durch eine Seitentür brachte man ihn in das Landhaus hinein. Einer seiner Bewacher blieb bei ihm und hieß ihn warten, während der andere einen Gang entlangmarschierte und in einem Zimmer verschwand. Als er nach einer Minute wieder auftauchte, machte er ein mißmutiges Gesicht.
„Keine Zeit im Augenblick!" rief er seinem Kameraden zu. „Bring ihn nach unten!"
Mit einem Lift wurde Nyssen unter die Erde gebracht. Den Raum, in den man ihn schließlich steckte, glaubte er nach Tako Kakutas Beschreibung wiederzuerkennen. Er wußte allerdings nicht, daß es unter dem Landhaus insgesamt dreißig dieser uniformen Kellerräume gab. Man ließ ihn allein. Der Raum hatte nur einen Ausgang - eine Stahltür, die zu stabil war, als, daß Nyssen auch nur eine Sekunde lang versucht hätte, sie in seinem Sinne zu bewegen.
Er setzte sich auf den einzigen Stuhl, den es in diesem Raum gab, an den einzigen Tisch, stützte den Kopf in die Hände und markierte für die Fernsehaugen, die er in den Wänden vermutete, den Verzweifelten. In Wirklichkeit feilte er in kaltblütigem Nachdenken an seinem Plan herum .Es beunruhigte ihn, daß er eine Unbekannte in seine Kalkulation mit einbeziehen mußte: die Wachsamkeit des Gegners. Sein Plan konnte nur dann gelingen, wenn jeder in diesem Hause bis auf den letzten Wachtposten von den Vorgängen draußen im Höchstmaß abgelenkt war.
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Neue Fremde tauchten auf, alle mit den seltsamen Anzügen bekleidet und mit der Fähigkeit ausgestattet, sich unsichtbar zu machen. Monterny zweifelte nicht mehr daran, daß sie auf dem Luftwege in den Innenhof eindrangen. Ein paar Minuten lang hatte er den Eindruck, die Unsichtbaren seien gekommen, um die Gefangenen zu befreien. Der Eindruck verschwand jedoch, als er einen der Fremden für Bruchteile einer Sekunde auf dem Dach des Landhauses in der Nähe jener Antenne entdeckte, über die die Hypno-Sendungen ausgestrahlt zu werden pflegten. Das alarmierte den Overhead. Er postierte fünfzehn Mann der insgesamt dreißigköpfigen Besatzung des Stützpunktes zum Schutze der Antenne auf das Dach des Hauses. Weitere zehn ließ er um das Anwesen herum patrouillieren und gab ihnen die Anweisung, auf alles, was sich in der Nähe des Hauses durch die Luft bewegte, unverzüglich und aus allen Läufen zu schießen.
Nachdem er dieserart alles zum Schutz des Stützpunktes getan hatte, was in seiner Macht stand, bereitete er sich auf eine schnelle Flucht vor. Es war ihm die Erkenntnis gekommen, daß er praktisch in einer Falle saß. Wenn Rhodan - der Overhead zweifelte keine Sekunde daran, daß die Unsichtbaren Rhodans Leute seien - auf die Gefangenen keinen so großen Wert legte, wie er, Monterny, es zunächst geglaubt hatte, dann konnte er das Haus von seiner Geistertruppe zu jedem beliebigen Zeitpunkt in die Luft sprengen lassen.
Daß er das tun würde, war nach den ersten Beobachtungen nicht mehr sonderlich wahrscheinlich. Aber Monterny war der Mann, der sich stets rechtzeitig vorsah. Unter dem Haus - in einem Keller, der nur ihm selbst zugänglich war - begann ein Gang, der erst in einem Kilometer Entfernung wieder an die Oberfläche mündete. Ein Kilometer, schätzte der Overhead, sollte genug sein, um ihn sicher aus Rhodans Reichweite zu bringen.
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Genau eine Stunde nach seiner Gefangennahme begann
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