0028 - Invasion der Monster
auf – und je näher er der fauchenden Bestie kam, desto heller begann der silberne Talisman zu glühen.
Eine leuchtende Aura umgab ihn.
Funken knisterten in der Luft, sprühten wie glitzernde Tropfen.
Das Untier brüllte, wich in die Büsche zurück. Gleißende Pfeile zuckten von dem Amulett her auf das Monster zu, trafen seinen Körper, seine Augen, und mit einem klagenden, fast menschlichen Laut hob es die Pranken vor den Schädel, um sich zu schützen.
Unaufhaltsam, Schritt für Schritt rückte Zamorra weiter vor. Und gnadenlos trafen die Strahlen des Amuletts den Körper des Untiers.
Die Pranken begannen zu rauchen. Immer greller, angstvoller wurden die fauchenden Klagelaute. Mit einer wilden Bewegung warf sich die Bestie herum, brach durch das niedrige Buschwerk und versuchte zu fliehen.
Zamorra handelte mit dem Mut der Verzweiflung.
Er wagte es nicht, daß Amulett zu werfen – zu groß war die Gefahr, daß er die höllische Erscheinung nur verletzte, daß er – genau wie Hallinger und die anderen – ihr dann schutzlos ausgeliefert war. Vier, fünf lange Sätze – dann trennten ihn nur noch wenige Yard von der fliehenden Bestie. Blitzschnell stieß er sich ab. Mit einem wahren Panthersatz erreichte er das Untier, schlug zu – und zischend und brodelnd brannte sich das Amulett in das dichte, zottige Fell.
Wie ein Windstoß fuhr das Schmerzensgebrüll des Untiers durch die umliegenden Baumkronen.
Dort, wo das Amulett den mächtigen Leib getroffen hatte, zuckten Flammen auf. Zamorra sprang zurück. Am Arm riß er Hallinger mit, beide erreichten wieder die Straße und beobachteten gebannt vor Entsetzen den Todeskampf des Monsters.
Ein Flammenmantel hüllte es ein.
Brüllend schlug es um sich, ziellos und vergeblich versuchten die riesigen Pranken, das Feuer zu ersticken. Hoch aufgerichtet stand die Horrorgestalt da, eine gigantische lebende Fackel, Urbild des Schreckens – und dann sank sie langsam, mit einem grauenhaften Ächzen in sich zusammen.
Noch einmal loderten die Flammen hoch auf.
Eine rot glühende Rauchwolke erhob sich, fuhr zischend durch die Baumkronen und verschwand in der Dunkelheit. Die Flammen erloschen, und von dem eben noch riesenhaften Monster blieb nur noch ein Haufen Asche.
Sekunden später, als Mark Rickett und zwei seiner Kollegen herankamen, hatte der Wind auch diese letzten Spuren verweht.
Rickett schluckte hart.
Seine Kollegen waren weiß wie eine Wand. Schweigend, schauernd vor Entsetzen starrten sie auf die Stelle, wo sie eben noch ganz deutlich das brennende Monster gesehen hatten – und wo jetzt nichts mehr war, buchstäblich nichts.
Mit einem tiefen Atemzug riß sich Mark Rickett zusammen.
Er sah Zamorra an. In den Augen des FBI-Beamten stand fassungsloses Grauen.
»Das hier ist nicht alles«, sagte er leise. »Ich hatte das Funkgerät in Betrieb. Von mindestens sechs verschiedenen Stellen in Manhattan wurden unerklärliche Brände gemeldet. Am Bowling Green sollen Wölfe gesehen worden sein. Ein Penner von der Bowery erschien auf dem Polizeirevier und faselte von riesigen Spinnen. Die Meldungen häufen sich, Professor. Das ist eine Invasion! Das ist – ist kein Kampf mehr, das ist Krieg! Wenn wir nicht sofort etwas unternehmen, bricht in Manhattan der Wahnsinn aus.«
Zamorra nickte. Er hatte es kommen sehen. Aber er sah nicht den geringsten Grund, den G-man jetzt noch darauf hinzuweisen, daß er besser gleich auf den Rat der beiden Parapsychologen gehört hätte.
Mark Rickett war Polizeibeamter.
Selbst wenn er gewollt hätte – es wäre ihm einfach unmöglich gewesen, die notwendigen Schritte durchzusetzen. Ihn traf keine Schuld, obwohl Zamorra ihm ansah, daß er sich Vorwürfe machte.
»Haben Sie schon irgendwelche Maßnahmen eingeleitet?« fragte der Professor knapp.
Rickett zuckte die Achseln. »Ich habe den Einsatz von Flammenwerfern, Molotow Cocktails und Fackeln angeordnet«, sagte er.
»Außerdem fahren Lautsprecherwagen durch die Straßen und fordern die Leute auf, in ihren Wohnungen zu bleiben.« Er zuckte die Achseln. »Wir mußten das tun. Und eine Panik entsteht so oder so, wenn uns nicht ganz schnell etwas einfällt…«
Zamorra nickte.
Eine steile Falte stand auf seiner Stirn, und seine hellen Augen hatten sich zu Schlitzen verengt. Er sah zu Dr. Hallinger hinüber.
»Es ist sinnlos«, sagte der grauhaarige Parapsychologe leise. »Wir können nicht an hundert Stellen gleichzeitig kämpfen, Zamorra.«
»Stimmt«, sagte der
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