0035 - Die Vampirfalle
Innenfutter des Mantels bestand aus roter Seide. Sie knisterte, wenn sich der Stoff bewegte.
Ein spöttisches Lächeln umspielte Kaluracs Lippen. Er senkte dabei etwas den Kopf, so daß ich seinen angegrauten Haaransatz sehen konnte. Das übrige Haar glänzte wie schwarzer Lack und war straff zurückgekämmt.
Christopher Lee, der große Horror-Mime, hatte in seinen Filmen den Grafen Dracula gespielt. Und ich muß sagen, daß Kalurac und Christopher Lee vom Aussehen her keinen großen Unterschied aufwiesen. Die Filmemacher hatten die Gestalt wirklich gut getroffen.
Jetzt lächelte er, deutete eine Verbeugung an und sagte mit spöttischer Stimme: »Willkommen in meinem Reich, John Sinclair!«
***
Bill Conolly, Suko und Jane Collins hatten ihr Hauptquartier in meiner Wohnung aufgeschlagen. Wie gebannt hockten sie vor dem Funkgerät.
Der alte Marek lag auf der Couch. Er war eingeschlafen. Verständlich, nach den Strapazen der vergangenen Tage. Superintendant Powell hatte die Wohnung verlassen. Er war ebenfalls in den Plan eingeweiht worden. Es war nun seine Aufgabe, die organisatorischen Vorbereitungen zu treffen, damit alles klappte.
Theoretisch lief alles gut. Bill, Suko und Jane hatten es vorher genau durchgespielt, doch damit es auch in der Praxis glattging, brauchte man ein Quentchen Glück.
Bill hoffte, daß ihnen das Glück zur Seite stehen würde. Das Gerät, vor dem sie hockten, war kaum größer als ein hochkant gestellter Zigarrenkasten. An der linken Seite gab es einige Knöpfe und Hebel, und rechts befand sich ein Bildschirm, auf dem hin und wieder ein Punkt tanzte, und zwar immer dann, wenn der sich in meinem Zahn befindliche Sender einen Peilton abgab.
Auf dem kleinen Monitor sah der Betrachter die topographischen Umrisse einer Landkarte. Sie zeigte den Ausschnitt des Gebietes, in dem ich mich aufhielt. Die Provinz Suffolk.
Und der Punkt wanderte. Immer weiter nach Osten. Jedesmal blitzte der Bip im Abstand von einer Minute auf. »Er fährt noch immer«, sagte Jane. Sie war die nervöseste von allen. Jane konnte nicht still sitzen. Unruhig rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her.
Suko gab sich gelassener. Sein Gesicht blieb ausdruckslos. Im Gegensatz zu Bill. Er schwitzte wie ein Bergsteiger bei einer gefährlichen Gratüberquerung. Hin und wieder wischte er sich mit einem Tuch über das Gesicht.
In der Wohnung war es warm. Die Heizung arbeitete auf vollen Touren, aber keiner hatte den Nerv, das Gerät abzustellen. Der kleine Bildschirm nahm alle gefangen. Schließlich stand Jane Collins auf. »Ich koche Kaffee«, sagte sie. Ihr Vorschlag wurde mit einem Nicken aufgenommen, ohne daß Bill und Suko einen Blick vom Monitor nahmen. Jane betrat die kleine Küche. Sie kannte sich aus in meiner Wohnung. Sie kochte hier nicht zum erstenmal Kaffee. Geschickt traf Jane die Vorbereitungen, und als der Kaffee in die Auffangkanne lief, ging sie ins Bad, um sich ein wenig zu erfrischen.
Der Spiegel zeigte ihr Gesicht. Jane Collins sah schlecht aus. Die Augen blickten stumpf. Dunkle Ränder waren der Beweis für Schlaflosigkeit. Zehn Stunden Schlaf hätten ihr gutgetan, aber daran war momentan nicht zu denken. Erst wenn John heil und gesund zurückgekehrt war, konnten alle wieder an ein normales Leben denken.
Die Frage war nur, ob er es schaffte.
Pausenlos hatte sich die blonde Detektivin darüber Gedanken gemacht, aber zu keinem Entschluß durchringen können. Dieser Fall lag anders als die bisherigen. Waffenlos mußte John Sinclair einem mächtigen Dämon gegenübertreten, um Leben zu retten.
Sicher, er hatte durch seine Freunde ein wenig Rückendeckung, aber da sie sich nicht am Schauplatz des Geschehens befanden, würde es mehr als schwierig sein, rettend einzugreifen.
Jane Collins drehte den Hahn auf, ließ Wasser in die Hände laufen und erfrischte ihr Gesicht. Mit einem sauberen Handtuch tupfte sie die Feuchtigkeit ab. Ihre Schritte waren schleppend, als sie zurück in die Küche ging.
Der Kaffee war inzwischen durchgelaufen. Jane füllte vier Tassen, stellte Milch und Zucker bereit und ging mit einem Tablett in den Händen zurück in den Livingroom.
»Kaffee ist fertig.«
Suko und Bill nickten dankbar. Sie nahmen sich jeder eine Tasse und tranken das heiße, aufmöbelnde Getränk.
»Sollen wir ihn wecken?« fragte Jane und deutete auf den schlafenden Marek.
Bill schüttelte den Kopf.
Suko meinte: »Er hat den Schlaf verdient.«
Jane nahm wieder Platz und nippte an ihrem Kaffee. Draußen
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