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0035 - Draculas Erbe

0035 - Draculas Erbe

Titel: 0035 - Draculas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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Jara hatte diesen Krater erwähnt. Und sie muss von dort drüben gekommen sein. Der Schacht muss dort wieder ins Freie führen, wo vorher der Lassa-See gelegen hat. Also klettern wir hinunter.«
    Langsam machten sie sich an den Abstieg.
    Als sie die Sohle des Kraters erreicht hatten, glaubte Nicole, Laute zu hören.
    »Still, Professor!«, mahnte sie Zamorra leise.
    »Was ist? Haben Sie etwas gehört?«
    »Ich glaube schon. Mir war, als wurde gesprochen.«
    Aber sie hörten nichts mehr. Nicole meinte schließlich, sich getäuscht zu haben.
    Das Echo, das sich in den Schächten brach, würde natürlich den Fuß des Kraters nicht erreichen, weil der Schall zur Öffnung des Schachtes hindrängte.
    Kaum aber hatte Nicole die Gegenseite des Kraters erklommen und ihre Füße in den hier fortsetzenden Tunnel gesetzt, hörte sie wieder Stimmen.
    Und diesmal war sie ganz sicher. Sie konnte sich nicht geirrt haben.
    Nicole legte einen Zeigefinger auf die Lippen und mahnte Zamorra zum Schweigen.
    Er brachte die letzten Zentimeter am Abhang des Kraters hinter sich.
    Dann trat er neben das Mädchen und legte schützend seinen Arm um sie.
    Er lauschte mit ihr in die Dunkelheit des Schachtes. Das Schwarz war noch unheimlicher, seit die Strahlen ihrer Lampen vor ihnen immer ein paar Meter der Strecke in grelles Licht tauchten.
    Da brachen plötzlich Wortfetzen durch den eisigen Stollen.
    »… licht … licht … licht … licht«, zitterte der Klang einer Silbe an Zamorras und Nicoles Ohren vorbei.
    Und dann der grimmige Reim darauf: »… bricht … bricht … bricht … bricht!«
    Es war die Stelle, als einer der Dämonen Jara zu verstehen gab, dass sie mit ihrer schwachen Lampe nichts gegen ihn ausrichten konnte. Als er ihr erklärte, dass der Drache erst dann tot zusammenbricht, wenn er das Tageslicht sieht.
    Natürlich konnten Zamorra und Nicole aus den beiden Silben nichts verstehen.
    Lautlos versuchten sie weiterzugehen. Das war nicht leicht. Oft stießen sie gegen Steinbrocken, die lose am Boden lagen.
    Aber dann, nach etwa zwanzig Metern Wegs im Stollen, kamen die Bruchstücke von Worten wieder.
    »Sagt… sagt … sagt … Dracula seid … Dracula seid … Dracula seid …«
    Zamorra stand wie gebannt.
    Unwillkürlich drängte sich Nicole ganz dicht an ihn.
    Zamorra nahm es wahr. Aber die Zeit von einer Zehntelsekunde reichte nicht aus, um sich auszumalen, Nicole auf seinem Schloss, dem Château de Montagne, einmal so dicht bei sich zu haben…
    »Das war die Stimme des Mädchens«, flüsterte Nicole.
    »Ja, das war Jara. Und es kann nur eines bedeuten. Sie hat den Dä- mon gefunden. Und sie hat ihn soeben gefragt, ob er Dracula ist.«
    Ganz schnell hatte Zamorra diese Worte gesagt. Ganz leise. Fast unhörbar.
    Nicole hatte ihren Chef auch so verstanden.
    Sie lauschten weiter.
    Und sie hörten die verhängnisvolle Antwort des Unheimlichen.
    In vielen Bruchstücken. In Echos und Gegenechos. Aber die einzelnen Stücke ließen sich leicht zu einer verstehbaren Antwort zusammensetzen.
    »Nicht Dracula…«, hießen die ersten Worte. Sie wurden durch das Echo bestätigt: »Nicht Dracula … Dracula … racula … racula…«
    Und dann die Wörter, die jeden Zweifel lösten.
    »Draculas Väter sind wir.«
    Das unheimliche Echo brachte die letzte Bestätigung und Gewissheit.
    »Draculas Väter sind… Väter sind … Väter sind wir … wir … wir … wir …«
    Da gab es für Zamorra und seine Sekretärin kein Halten und keine Vorsicht mehr. Sie tauschten einen Blick. Schnell, wissend, verstehend. Dann richteten sie wie auf Befehl die Strahlen ihrer Lampen auf den felsigen Boden und liefen los.
    Sie wussten, dass Jara in Lebensgefahr war.
    Ein Dämon, der sich selbst zu erkennen gibt, ist sich absolut sicher.
    Er kennt keine Macht der Erde, die ihn fangen und vernichten könnte.
    Er kennt auch keine Grenzen in seinem schandbaren, verheerenden Tun.
    Zamorra lief, so schnell er konnte.
    Nicole hatte seine Hand ergriffen. Sie stolperte und lief hinter ihm her.
    Gütiger Himmel! Wie weit sollten sie denn noch laufen müssen?
    Minuten dehnten sich wie qualvolle, lange Stunden.
    Da endlich, in einem der Seitenschächte, hörten sie Schritte, die sich entfernten. Langsam, leise. Aber unüberhörbar.
    Dann das dröhnende Lachen des Dämons.
    Sie hörten nicht mehr hin. Sie liefen, so schnell ihre Füße sie auf dem unebenen Felsenboden trugen.
    Noch eine Minute. Noch zwei, drei, vier Minuten.
    Dann fielen die gelben Lichtbündel ihrer

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