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0035 - Draculas Erbe

0035 - Draculas Erbe

Titel: 0035 - Draculas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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denen wir Draculas schreckliche Väter auslöschen können.«
    »So?«, machte Nicole. »Da bin ich aber gespannt, Professor.«
    »Ich bin erstaunt, dass Sie es nicht wissen, Nicole.«
    »Würden Sie die Güte haben, mir die Waffen zu nennen?«
    »Gern, Nicole. Die einzigen Waffen, mit denen unsere Dämonen zu schlagen sind, heißen Wasser und Licht.«
    »Licht?«
    »Ja, Nicole. Tageslicht. Aber kommen Sie bitte weiter.«
    Sie kletterten bergan. Ein Pfad führte von der Stelle, wo der Bjumo-See sich in den unterirdischen Schacht ergossen hatte, bis hinauf in die Bergspitzen, die weit unterhalb der abgetragenen Druga lagen.
    »Wie war das mit dem Tageslicht, Professor?«, fragte Nicole nach ein paar Metern. »Bitte, erklären Sie es mir.«
    »Sie haben erlebt, wie wir Geister, die Menschen mit Feuer vernichten, auch nur durch Feuer vernichten konnten. Die Waffe, die ein Dämon verwendet, ist zumeist auch die einzige, die er fürchtet. Durch die er zu besiegen ist.«
    »Und Sie glauben, nach der Erzählung des Mädchens Jara, dass die Vorväter Draculas das Tageslicht fürchten?«
    »Der Bericht des Mädchens war ganz eindeutig, Nicole. Die Fantasie der Menschen, die mit Dämonen konfrontiert werden, geht natürlich manchmal mit ihnen durch. Aber Jara Yäntak war ein einfaches Mädchen aus dem Hochland hier. Sie kann solche Dinge nicht erfinden.«
    »Und wie wollen Sie versuchen, die Dämonen ins Freie zu locken? Ich nehme doch an, Sie glauben wie ich, dass das Versteck der Dä- monen in den Bergen sein muss?«
    »Ja, Nicole. Innerhalb, im Innern der Berge, um genau zu sein. Wie ich die Unheimlichen von dort ins Freie locken oder jagen kann, weiß ich auch noch nicht. Aber wenn die eine Waffe nicht verfügbar ist, werden wir eben zur anderen greifen.«
    »Sie meinen das Wasser?«
    »Ja«, sagte Zamorra. »Auf eine Art und Weise werde ich Draculas unheimlichen Vätern schon auf die Spur kommen.«
    ***
    Sie hatten eine Art von Hochplateau erreicht, von dem aus man die halbe Bergwelt der nordöstlichen Karpaten übersehen konnte.
    Felsblöcke türmten sich himmelan. Gestrüpp wuchs bis in schwindelnde Höhen hinauf.
    »Ganz ideal«, sagte Zamorra, halb in Gedanken.
    »Was meinen Sie?«, fragte Nicole und zupfte ziemlich nervös an ihrem Haarknoten. Sie war sehr gespannt auf das, was sie in Gegenwart des Professors erleben sollte.
    Sie konnte sich nicht vorstellen, wie ein Mensch des 20. Jahrhunderts sich körperlich und geistig zugleich in ein anderes Jahrhundert versetzen konnte.
    Der Professor nahm plötzlich ihre Hand.
    »Was ist, Professor?«, fragte Nicole. Ihr Atem ging jetzt in ganz kurzen Stößen.
    »Ich glaubte, Pferdegetrappel zu hören. Aber ich kann mich getäuscht haben.«
    Zamorra zog das Mädchen hinter einen Felsblock, hinter dem sich wiederum eine dichte, dornige Hecke befand. Hier würde man sie nicht so leicht finden.
    »Ein ausgezeichnetes Versteck«, sagte Nicole, die ihre Lage sofort erkannte.
    »Das ist es, was ich mit ideal meinte«, gab Zamorra zur Antwort.
    »Wenn hier ein Offizier mit seiner Mannschaft auf den Gegner wartet, kann er strategisch keinen besseren Ausgangspunkt finden. Sehen Sie: Dort unten, das ist das Band der Straße. Weiter drüben liegt die Hauptstraße, die einerseits nach Bistritz zurückführt, auf der anderen Seite zum Schwarzen Meer. Wenn es hier einen Beobachter gegeben hätte, dann würde ihm jede Bewegung auffallen, die ein feindlicher Trupp macht. Gleichgültig, ob er vom Schwarzen Meer kommt oder aus dem Süden, aus Bulgarien. Und nach Norden hin ist die Straße zum damaligen Zarenreich Russland zu übersehen.«
    »Und was nützt uns das jetzt?«, fragte Nicole.
    »Das kann ich vorher nicht wissen«, sagte Zamorra. »Ich versuche jetzt, uns ins Ende des 17. Jahrhunderts zurückzubeamen. Das Amulett wird uns helfen. Ich umklammere es, und Sie pressen Ihre Hände ganz dicht um meine.«
    »Und weiter?«, fragte das Mädchen.
    »Und weiter nichts, Nicole. Sie dürfen nur nicht loslassen. Gleichgültig, was geschieht. Schließen Sie die Augen und denken Sie an die Zeit, die wir aufsuchen wollen. Ich gebe Ihnen ein paar Stichwörter: Türken, Siebenbürger. Krumme Säbel und ein Halbmond auf den Fahnen der Eroberer. Und dann die Krieger der Habsburger Monarchie. Blut und Feuersbrunst. Mit einem Wort: Es ist Krieg. Da! Wieder!«, rief Zamorra plötzlich aus.
    »Was ist?«, schrie Nicole, halb ängstlich und halb neugierig.
    »Ich habe mich nicht getäuscht!«, sagte Zamorra

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