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0035 - Draculas Erbe

0035 - Draculas Erbe

Titel: 0035 - Draculas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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leise. »Ich höre das Pferdegetrappel wieder. Ganz deutlich! Und immer näher, und immer stärker. Konzentrieren Sie sich, Nicole! Sie werden jetzt erleben, was Sie bislang für unmöglich gehalten haben.«
    Nicole presste ihre feinen, jungen Hände um die des Professors, so kräftig es ging.
    Stärker als ihre Muskelkraft war die Kunst ihrer Imagination.
    Das Übrige tat die Zauberkraft des geheimnisvollen Amuletts in Zamorras Hand.
    »Ich höre sie kommen!«, sagte Nicole leise. »Jetzt höre ich sie auch. Es müssen Hunderte von Reitern sein.«
    ***
    Nicole täuschte sich.
    Zwar dröhnten die harten Felsen wie von vielen hundert Hufen.
    Der Widerhall setzte sich von Berg zu Bergmassiv fort.
    Aber die gewaltigen Echos ließen an eine weit größere Zahl von Reitern glauben.
    Bald hatten Zamorra und Nicole Gewissheit. Von ihrem Versteck aus sahen sie den kleinen Heereszug den Felsenkamm hochreiten.
    Zehn Reiter, zwanzig, im Ganzen etwa dreißig.
    Die meisten von ihnen trugen turbanähnliche Kopfbedeckungen.
    Eine türkische Kolonne!
    Einige der Reiter hatten Fanfaren mit ganz langen Bändern umgehängt. Das mussten Beutestücke der ungarisch- rumänischen Armee sein.
    Zwei der Reiter waren gefesselt. An ihrer Kleidung waren sie sofort als Soldaten aus Transsylvanien zu erkennen.
    Wie gebannt umklammerte Zamorra sein Amulett.
    Es glühte fast in seinen Händen.
    Und Nicole spürte selbst durch diese Hände hindurch den ungeheuren Zauber, der von dem Amulett ausging.
    Sie waren im Jahre 1699 angelangt.
    Was hier vor sich gehen sollte, war leicht zu erraten und zu erklären.
    Die Türken, kurz nach ihrem letzten, vernichtenden Gefecht, waren bis auf ein Häuflein von Männern übrig geblieben. Sie versuchten, das Schwarze Meer zu erreichen, um von dort in die Heimat zu fliehen.
    Aber sie wollten sich noch an jedem der Einheimischen rächen, der ihnen über den Weg lief.
    Ein älterer Mann, mit vielen Kordeln und Bändern behangen, musste der Anführer sein.
    Die Reiter umringten die beiden Gefangenen auf ihren Pferden.
    Der Anführer winkte einmal. Da ertönten drei lange Fanfarenstöße.
    Dann hob er die Hand, zum Zeichen, dass alle Übrigen schweigen sollten. Mit lautstarker Stimme las er das Todesurteil der beiden Transsylvanier.
    »Ihr, György Draccu, und Ihr, Nathan Draccu, werdet dem Tode überliefert. Ihr habt unser Heerlager ausspioniert und habt uns vernichten lassen. Bevor wir aber in die Heimat ziehen, werdet Ihr sterben. Ihr habt mehr als ein Dutzend unserer Frauen und Töchter geschändet, und Ihr sollt deshalb dutzendfach sterben. Euer Tod wird kein Tod der Ehre sein. Ihr sollt langsam dahinmodern und verfaulen. Jeder unserer Krummsäbel ist zu schade dafür, eure Köpfe von den Hälsen zu trennen. Jede Kugel aus unseren Pistolen ist zu kostbar, um eure räudigen Herzen zu durchbohren. Wir werden Euch einmauern in diesem Berg, und Ihr werdet sterben viele Wochen lang. Und die Geier werden aus den Wäldern fortfliegen, wenn sie Euer erbärmliches Todesgeheul hören. Da wir aber tapfere türkische Soldaten sind, werden wir Euch die Ehre jedes Verurteilten widerfahren lassen. Ihr habt das letzte Wort. Wollt Ihr noch etwas sagen?«
    »Wie lange gebt Ihr uns Zeit?«, fragte der Gefangene auf dem Pferd links vom türkischen Anführer. Es war György Draccu, Hauptmann der transsylvanischen Gebirgsreiter.
    »Ihr habt drei Minuten«, rief der Anführer ihm entgegen.
    »Dann hört uns an, und sagt es Euren Kindern und Kindeskindern weiter, was wir Euch zu sagen haben«, begann Nathan, Györgys Bruder. »Ihr sagt, dass wir sterben. Aber Ihr wisst nicht, wann dies sein wird. Denn nicht Ihr werdet uns den Tod geben. Wir werden in die Ewigkeit stürzen und unsere Gräber finden, in denen wir nur ruhen werden, um wiederzukommen. Wir werden wiederkommen. Dreimal hundert Jahre lang. Und sagt es allen Männern, Frauen und Kindern der Sippen, die wir jetzt nennen. Sie werden von uns gejagt und zu Tode gehetzt. Und in zweihundert Jahren werden wir kommen, um einen Sohn zu zeugen mit einer heißblütigen Frau, die den Geist einer Hexe hat. Und unser Sohn wird nach uns benannt, und er wird Dracula heißen, der Drachen aus Feuer und Blut. Er wird wie ein Teufel kommen und Eure Sippen vernichten, Hauptmann. Du bist Anthal Kostük, und in dreimal hundert Jahren wird jeder Kostük durch uns sterben. Und die drei Männer neben dir, Fahnenmeister und Offiziere des Halbmonds, werden ebenfalls sterben, und ihre Sippen auch, und die

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