0039 - Das Todesmoor
haben sich etwa eine Woche lang in einem komaähnlichen Zustand befunden«, erklärte der Arzt.
Plötzlich begann es bei Robin Sargent zu dämmern. »George!« stieß er heiser hervor. Er erinnerte sich an jene Nacht, in der der Sohn des Ehepaars Tarkowskij geraubt worden war. Mit schmalen Augen berichtete er: »Mr. Tarkowskij hat mich gebeten, nach dem Jungen zu sehen. Ich habe es getan. Georges Bett war leer, soviel ich weiß. Ich entdeckte auf dem Boden etwas silbrig Glänzendes. Ich faßte es an… Von diesem Moment an setzt mein Erinnerungsvermögen aus.« Der Butler blickte Ford Blackman erstaunt an. »Das liegt bereits eine Woche zurück?«
Der Arzt nickte.
Robin Sargent schüttelte ungläubig den Kopf.
Suko begann mit seiner umfangreichen Aufklärungsarbeit. Er sagte dem Butler, wer er war und daß er mit dem englischen Geisterjäger John Sinclair nach Kandy gekommen sei, um die geheimnisvollen Fälle von Kindesentführung aufzuklären.
Suko weihte Robin Sargent des weiteren darüber ein, daß in dieser Stadt dämonische Kräfte am Werk waren. Der Chinese brachte dem Mann so schonend wie möglich bei, daß er bis vor wenigen Augenblicken vom Bösen besessen war.
Der Butler erfuhr alles das, was Suko inzwischen in Erfahrung gebracht hatte. Die Augen des Mannes wurden immer größer. Es fiel ihm nicht leicht, all das, für bare Münze zu nehmen. Aber der Chinese sah nicht so aus, als würde er gern Märchen erzählen…
Reymond Merchant kam langsam zu sich.
Seine erste Frage galt seinem Jungen.
Suko informierte auch ihn so gründlich wie möglich, und er bat ihn, Vertrauen zu John Sinclair zu haben. Wenn einer den kleinen Abel zurückholen konnte, dann war das nur dieser Oberinspektor von Scotland Yard.
Ford Blackman veranlaßte, daß man den Patienten etwas zum Anziehen brachte. Er hatte sowohl Merchant als auch Sargent untersucht und befunden, daß diese Männer keine Stunde länger im Krankenhaus zu bleiben brauchten.
Vom medizinischen Standpunkt waren sie vollkommen wiederhergestellt.
Robin Sargent bekam seine eigenen Kleider zurück. Da Reymond Merchant im Pyjama eingeliefert worden war, erhielt er den gereinigten Anzug eines verstorbenen Patienten.
Sie hatten so viel mit Merchant und Sargent zu tun, daß Suko nicht merkte, wie die Zeit verging.
Doch plötzlich stutzte er. Er warf einen beunruhigten Blick auf seine Armbanduhr.
»Was haben Sie?« fragte Ford Blackman.
»John ist schon verdammt lange weg.«
»Tatsächlich«, stieß der Arzt überrascht hervor.
»Das gefällt mir nicht!« murmelte Suko.
»Es… es wird ihm doch nichts zugestoßen sein…«
»Ich werde ihn suchen«, entschied Suko.
»Warten Sie, ich komme mit Ihnen!« rief Ford Blackman. Er bat Merchant und Sargent, das Krankenzimmer vorläufig noch nicht zu verlassen, da John Sinclair bestimmt noch mit ihnen reden wollte. Dann klappte er die Tür zu und lief dem davonstürmenden Chinesen nach.
***
Die erste eiskalte Totenhand fuhr mir an die Gurgel. Ich wollte mich zur Seite werfen, doch unzählige Hände hielten mich wie Schraubstockbacken fest. Die nackten Leichenleiber drohten mir den Brustkorb einzudrücken.
Ich japste.
Ich bekam kaum noch Luft. Mit grausamer Härte drückte die Hand. Die steifen Finger gruben sich tief in meinen Hals. Ein heftiger Schmerz flammte in meiner Kehle auf.
Mir wurde mit erschreckender Deutlichkeit bewußt, daß ich verloren war, wenn es mir nicht gelang, mich von dieser tödlichen Umklammerung zu befreien.
Aber wie sollte ich das Unmögliche schaffen?
Mir waren die Hände gebunden. Ich konnte die Beine kaum bewegen. Wie ein schwerer Alpdruck lasteten die Totenleiber auf mir und versuchten mich an der Wand zu zerquetschen, und diese Leichenhand wollte mir das Leben brutal aus der Kehle drücken.
Die zunehmende Atemnot rief in mir eine teuflische Panik hervor.
Ich bin eben auch nur ein Mensch. Deshalb reagierte ich auf den drohenden Tod genauso wie jedermann in dieser furchtbaren Situation reagiert hätte.
In diesem kritischen Augenblick nahm jener siebenarmige Satan telepathischen Kontakt mit mir auf. Ich hörte ihn in meinem Geist hohntriefend lachen. »Siehst du, Sinclair, ich hab’s dir gesagt! Dein Ende ist nahe! Fühlst du es? Jetzt geht es ans Sterben, Geisterjäger! Ich mache dich fertig! Diese Leichen sind meine willenlosen Werkzeuge. Sie werden dich töten, weil ich es ihnen befohlen habe. Erwarte keine Gnade von ihnen. Sie besitzen keine Seele mehr. Sie sind nicht mehr
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