004 - Der Dämon mit den Totenaugen
Funkanlage
interessiert mich brennend. Sagtest du nicht eben, dass du mit dem Geheimdienst
nichts mehr zu tun hast?« entgegnete Silker eiskalt.
David Gallun biss sich auf die Lippen. Er erkannte die Aussichtslosigkeit
seiner Lage. Er war in die Hand eines Gegners geraten, der keinen Pardon
kannte. Und er machte sich Sorgen um Bony. Was war aus ihm geworden? War er
tot? Er wusste nichts über das Schicksal des treuen Freundes, und er konnte
auch nichts darüber aus dem Bewusstsein Silkers entnehmen. Das
Stimmungsfluidum, das ihn erreichte, war purer Hass und Feindschaft; mehr war
nicht zu erspüren.
Silker und sein wortkarger Begleiter, ein Mann mit rotem, borstigem Haar
und buschigen Augenbrauen, schleppten David Gallun zum Ford Mustang. Sie warfen
ihn auf den Rücksitz, und der Rothaarige klemmte sich hinter das Steuer.
»Wir machen jetzt eine gemütliche Spazierfahrt durch die Stadt, Schnüffler«,
begann Silker. »Dabei wirst du mir einiges über die Funkanlage und über die
Dinge erzählen, die du weißt. Und ich mache dir einen Vorschlag zur Güte:
Zögere nichts hinaus, ich habe wenig Zeit! Dafür verspreche ich dir einen
schnellen und schmerzlosen Tod! Es wird aussehen wie ein Unfall ...«
Bei dem Wort Unfall strahlten
Silkers Gedanken etwas Ungeheuerliches aus, und David Gallun zuckte unmerklich
zusammen. Er wusste nicht genau, was Silker vorhatte, aber er erkannte, dass es
ein furchtbares Ende für ihn sein würde ...
Der Rothaarige steuerte den Wagen aus der Toreinfahrt, fuhr schnell die
Christopher Street hinauf und fädelte sich in den lebhaften Verkehr der 8.
Straße ein. In der Zwischenzeit schoss Silker pausenlos seine Fragen ab. Doch
David Gallun schwieg beharrlich, und wenn er schon antwortete, dann parierte er
Silkers Fragen so geschickt, dass der darauf scharf reagierte und trotzig mehr
über sich verriet, als er selbst glaubte und wollte.
Silkers Wut nahm zu. Er kochte förmlich. Er kam keinen Schritt weiter.
David Gallun fühlte, wie sich die Nervosität und der Hass in ihm stauten.
»Jedenfalls sieht es nicht so aus, als ob noch jemand in der Nähe ist, der
uns beobachtet. Man hätte doch längst eingegriffen, wenn du in eine Lage
gerätst wie die, in der du dich jetzt befindest, nicht wahr, Schnüffler?«
Dieser Gedanke schien Silker zu beruhigen. Immer wieder warf er einen Blick aus
dem rasch fahrenden Wagen; es gab keine Anzeichen dafür, dass sie verfolgt
wurden. Doch die Unsicherheit blieb. Und David Gallun tat nicht das Geringste,
um Silker diese Ungewissheit zu nehmen. »Fahr an den Fahrbahnrand«, stieß
Silker plötzlich hervor. Der Rotschopf reagierte sofort. Der Ford Mustang
schlitterte förmlich über die festgefahrene Schneedecke. An dem vorletzten Haus
in der 8. Straße kam der Wagen zum Stehen, keine hundert Meter von der Ampel
entfernt, die die Kreuzung zum Broadway sicherte.
»Hast du die Folie dabei?« fragte Silker seinen Komplizen. Der nickte.
»Natürlich, Silker. Der Stoff ist zu kostbar, um ihn irgendwo herumliegen
zu lassen. Außerdem willst du damit deinen Einstand bezahlen, vergiss das
nicht. Und ich bin der einzige, der dich an die richtige Stelle leiten und
nachweisen kann, dass du in Ordnung bist.«
»Dann geh hinaus! Kleb zwei Streifen vorn und hinten an die Stoßstangen!
Tempo!« stieß Silker hervor. Und während der Rothaarige ausstieg, um die
Anweisung auszuführen, lachte Silker der zynisch, und David Gallun spürte
erneut den Lauf der Waffe zwischen seinen Rippen. »Eine Kugel ist gnädig gegen
das, was dich jetzt erwartet, Schnüffler! Wer nicht reden will – muss fühlen!«
Dann fuhr er fort: »Morgen wird es in allen Massenblättern stehen, mit
knallroter Überschrift. Und M wird
sich davon überzeugen können, dass die Folie, die ich besorgt habe, von
wirklich durchschlagender Kraft ist ...«
Der Rothaarige kam in den Wagen zurück, nickte, und startete.
Pausenlos versuchte Ron Silker, den David Gallun mit Fragen in die Enge zu
treiben. Aber der Blinde schwieg. Mit scheinbar stoischer Gelassenheit ließ er
die Drohungen, Warnungen und Knüffe über sich ergehen.
»Du wirst noch nach uns schreien«, stieß Silker aufgebracht hervor. Sein
Gesicht war blutrot angelaufen. »Raus aus der Stadt«, wandte sich Silker an den
Rothaarigen. »Jetzt reicht es mir.«
Der Straßenlärm wurde wenig später geringer und verebbte schließlich ganz.
Wo befanden sie sich? David Gallun fiel es schwer, sich auf das
Stimmungsfluidum der beiden Gegner
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