004 - Der Dämon mit den Totenaugen
fuhr wie
der Teufel, überholte, wo er konnte, um so schnell wie möglich wieder den
Pontiac zu sichten, ehe der die Christopher Street verließ. Wenn er erst einmal
diese Straße verlassen hatte und sich vielleicht im Gewirr der Seitengässchen
von Greenwich Village verbarg, dann war die Verfolgung eine Farce.
Larry Brent raste weiter. Es dauerte noch keine fünf Minuten, und er sah
den Pontiac wieder vor sich. Zwei Wagen waren noch zwischen ihnen. Larry blieb
dem Fliehenden hart auf den Fersen, der ebenfalls halsbrecherisch fuhr. Die
Verfolgungsjagd führte durch ganz Manhattan, durch die belebten nächtlichen
Vergnügungsviertel, durch stille, abgelegene Straßen. Dann fegte der Pontiac
über die Brooklyn Bridge, Richtung Brooklyn!
Larry blieb hinter ihm. Er sah die schwarze, tief über das Steuer gebeugte
Gestalt. Den kahlen, fluoreszierenden Schädel jedoch konnte er nicht mehr
erkennen; der Gangster musste die Maske abgenommen haben. Demnach existierte
eine Vorrichtung, die sie ohne Schwierigkeiten innerhalb kürzester Zeit von der
Haut löste.
Der Pontiac stob über den freien Platz, direkt am East River entlang. Der
Wagen holperte über den unebenen Boden und kam neben einer kahlen Buschgruppe
zum Stehen. Der Schwarzgekleidete riss die Tür auf und stürmte über den
verschneiten Boden, auf das dunkle, verlassene Zelt von Kambor Shari zu! Larry
holte das äußerste aus dem Taxi heraus. Das Auto kam an der Böschung ins
Rutschen, und X-RAY-3 schlitterte dreihundert Meter über den Platz; der Wagen
drehte sich zweimal um seine eigene Achse, ehe er zum Stehen kam. Larry sprang
heraus. Er sah die schwarze Gestalt im Zelteingang verschwinden. Larry rannte
sofort hinterher. Er stürmte durch den Eingang, sah gerade noch, wie der
Schwarze am vorderen Ende über das Bretterpodest sprang und Kambor Shari mit
sich riss, der im Yogi-Sitz auf dem Podest hockte und in Meditation versunken
war. Shari fiel auf die Seite, und das primitive Eisengestell, in dem eine
Fackel hing, kam bedrohlich ins Wanken.
Der Schwarze verschwand hinter der Felswand, während der Inder, nur mit
einem ärmlichen, grauen Umhang bekleidet, langsam vom Boden aufstand und
überrascht auf Larry blickte, der wie aus dem Boden gewachsen vor ihm
auftauchte.
»Ich verstehe nicht, Sir, was soll das bedeuten? Dieser Angriff – was
wollen Sie von dem Mann?« fragte Shari leise.
Doch Larry hatte keine Zeit, um Fragen zu beantworten. Er stürzte über das
Podest, schlüpfte durch den Spalt in der Felswand, sah eine Bewegung dahinter
und hörte das leise saugende Geräusch, das von einer Pumpe herzurühren schien.
Er warf einen Blick nach links, sah den schmalen Gang zwischen der Felswand
und dem aufgeworfenen Erdhügel – und erblickte den schwarzen, gähnenden
Stolleneingang, der sich langsam schloss!
Larry warf sich nach vorn. Er hechtete förmlich in den schwarzen Stollen
hinein. Der Spalt war gerade noch breit genug, er hätte keine Sekunde später
kommen dürfen!
Die Öffnung verengte sich blitzschnell. Larry sah noch den blakenden
Lichtschein hinter sich. Der Inder tauchte zwischen der Zeltwand und dem
Erdhügel auf, die rauchende Fackel in der Rechten, und in seinem Gesicht
standen Unverständnis und Überraschung geschrieben.
Dann schloss sich der Stolleneingang mit einem schmatzenden Geräusch. Larry
war in dem finsteren Gang gefangen.
Er lauschte, hielt den Atem an. Es gab keinen Zweifel. Dies war der
Zufluchtsort des Schwarzen, den er verfolgt hatte. Wo aber war er jetzt?
Larry setzte sich langsam in Bewegung; seine Nerven waren zum Zerreißen
gespannt. In der Rechten hielt er die entsicherte Smith & Wesson, und er
war bereit, sie sofort einzusetzen, wenn ein Anschlag auf sein Leben erfolgen
sollte ...
Larry hielt sich dicht an der dunklen Wand. Der Stollen führte abwärts.
Larry musste sich eingestehen, dass er überrascht war. Dieses Gangsternest war
hervorragend getarnt. Die unterirdische Tunnelanlage zeugte von einem überlegen
planenden Geist.
Er fühlte die kalte, glatte Wand neben sich, spürte die starren Erhebungen
auf den Platten, und es interessierte ihn, was das darstellte, doch er wagte
nicht, jetzt das Feuerzeug aufflammen zu lassen. Er ging weiter. Plötzlich
bewegte sich der Boden unter seinen Füßen. Die Platten wichen zurück, und der
fahle, gelbliche Schein der in die Beckenwände eingelassenen Lampen beleuchtete
das stille, glatte Wasser.
Larry Brent wich weiter zurück, doch auch der Boden schob sich
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