0040 - Die Nebelgeister
Glück haben wie heute. Es dauert nicht mehr lange, und dann könnt ihr uns nichts mehr entgegensetzen.«
Abrupt drehte das Mädchen sich um und verschwand in den Büschen. Ihre Stimme hatte anders geklungen als vorher. Jetzt waren die Laute betont gesprochen, aber zugleich waren sie in einer anderen Tonlage gesprochen worden. So als würde ein Mann reden.
Der Polizeiwagen fuhr an Zamorra vorbei. Nicole war ausgestiegen und nahm wieder auf dem Vordersitz Platz.
»Sie steht eindeutig unter einem fremden Bann«, sagte der Professor leise, »selbst wenn sich das Amulett nicht erhitzt hätte, ihre letzten Worte haben es deutlich gezeigt.«
Nicole nickte nur und sah nachdenklich durch die Windschutzscheibe auf den Polizeiwagen, der langsam stadteinwärts fuhr.
»Wenn ich nur wüsste, aus welchem Grund sie auf der Suche nach einer französischen Lehrerin sind!«
»Denk daran, dass Madeleine das Elixier vernichtet hat! Sie haben ihr angedroht, dass sie selbst, Madeleine, für die Herstellung des neuen Trankes sterben müsste!«
»Beeilen wir uns, ich habe ein ungutes Gefühl«, sagte Nicole und lehnte sich in die Polster zurück.
Zamorra ließ den schweren Wagen wieder anrollen und folgte den Polizisten zur Station. Als sie vor dem relativ modernen Gebäude hielten, kam bereits ein älterer Mann die Stufen heruntergelaufen und riss die Tür ihres Wagens auf.
»Ich bin McBaines, darf ich bitte Ihre Ausweise sehen.«
Bereitwillig zogen Zamorra und Nicole die Papiere hervor, die sie in London erhalten hatten. Der Polizist prüfte sie sorgfältig und atmete dann auf. »Willkommen«, sagte er. »Entschuldigen Sie bitte, aber ich traue niemandem mehr.«
Der Professor verstand den Beamten, und sie folgten ihm in sein Dienstzimmer.
Dort gab McBaines eine genaue Schilderung dessen, was er und Madeleine Rimbaud erlebt hatten. »Die anderen Dinge lassen Sie sich bitte von der Lehrerin selbst erzählen«, sagte er dann. »Sie wird Ihnen bestimmt ausführlicher berichten können.«
»Ich danke Ihnen«, sagte Zamorra, »aber eine Bitte habe ich noch an Sie. Können Sie mir Unterlagen über diese Shark-Bruderschaft besorgen? Ich habe in meiner ganzen Bibliothek kein einziges Wort über diesen rätselhaften Orden gefunden, und Sie können mir glauben, dass ich über derartige Sachen auf dem Laufenden bin!«
»Ich werde es versuchen, aber versprechen kann ich es nicht. Ich selbst stamme zwar aus der Gegend hier, aber bereits in meiner Kindheit war das Kloster zu einer Ruine zerfallen. Nur die beiden alten Männer und die Frau hausen dort noch. Sie machen ständig Schwierigkeiten und behaupten, sie hätten den Auftrag, dort alles zu beaufsichtigen. Woher die Leute stammen und wie alt sie sind, weiß ich nicht. Einmal habe ich nach Papieren fragen lassen. Meine Leute kamen zurück und erzählten, es sei alles in bester Ordnung. Einzelheiten brachten sie natürlich nicht mit. Als ich ihnen Vorhaltungen machte, sahen sie mich ganz verwundert an. Sie hatten schließlich die Überprüfung durchgeführt und nichts gefunden, was verdächtig war.«
»Ist Ihnen an Ihren Beamten dabei etwas Besonderes aufgefallen?«
McBaines wiegte unschlüssig den Kopf. »Kann sein, kann auch nicht sein«, sagte er. »Aber ich hatte eigentlich den Eindruck, als ob sie etwas aufgesagt hätten, was sie vorher auswendig gelernt hatten. Ich habe die Sache dann auf sich beruhen lassen.«
»Wieso ist es Ihnen eigentlich gelungen, diese Ausweise mit den außergewöhnlichen Vollmachten zu besorgen?«
»Bitte fragen Sie nicht weiter danach! Ich habe einen Vetter, der auch hier aus dieser Gegend stammt. Er hat eine sehr hohe Position im Staatsdienst. Keiner sollte wissen, dass ich im Notfall eine günstige Verbindung habe, auch wenn ich dazu die offiziellen Wege der Bürokratie umgehen muss!«
Zamorra lächelte und sagte: »Sie können sich auf uns verlassen. Wir sind sogar sehr dankbar für diese Papiere. Ich kann mir vorstellen, dass es in der Schule Schwierigkeiten geben würde, wenn wir einfach dort erscheinen.«
»Schwierigkeiten gibt es schon genug!«, brach es aus dem Polizeichef heraus. »Miriam Langdon ist wieder einmal verschwunden. Die Lehrer haben eine Überwachung dieses Mädchens eingerichtet. Trotzdem ist sie entwischt. Dazu war sie noch nicht einmal entsprechend angezogen.«
»Sie trug eine ärmellose Bluse, Sandaletten und einen grünen Rock. Am rechten Unterarm hat sie eine birnenförmige Narbe«, sagte Nicole, die jetzt erstmalig in das
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