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0042 - Der Totenbeschwörer

0042 - Der Totenbeschwörer

Titel: 0042 - Der Totenbeschwörer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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kam aber nicht dazu. Nun freute sich die Frau darüber.
    Behutsam zog sie die Tür auf. Die Angeln hatten ebenfalls Rost angesetzt, und das Quietschen hallte überlaut in den Ohren der Frau wider. Sie verzog das Gesicht.
    Schließlich war der Spalt groß genug, damit sie hindurchschlüpfen konnte. Dunkel lag die Treppe vor ihr. Licht wagte sie nicht anzuknipsen, und so schlich sie in der Finsternis die hohen Steinstufen hinunter.
    Doch Elisa war in den Haus aufgewachsen. Sie kannte den gefährlichen Weg.
    Mit der rechten Hand hielt sie siich an dem Eisengeländer fest. Rost rieselte zu Boden, und endlich erreichte Elisa das Ende der steilen Steintreppe.
    Sie blieb in dem engen feuchten Kellergang stehen und streckte ihr rechte Hand aus. Langsam führte sie die Finger zur Seite, bis sie gegen die Kellermauern stießen.
    Die Frau tastete sich Schritt für Schritt voran.
    Die erste Nische!
    Ihre Hand fuhr ins Leere, fühlte dann die dicken Bohlen der Tür und glitt weiter.
    Elisa Hanson passierte noch drei Kellereingängen, bevor sie vor der richtigen Tür stand. Die war wesentlich niedriger als die anderen, und Elisa zog instinktiv den Kopf ein, um sich nicht zu stoßen.
    Sie holte den Schlüssel aus der Tasche, suchte nach dem Schloß, fand es und führte den Schlüssel in die Öffnung.
    Von innen vernahm sie schabende Geräusche. Dazwischen ein Stöhnen, leises Keuchen und auch Knurren. Hin und wieder rollten Kohlen den Berg hinunter und tickten über den Steinboden.
    »Keine Angst, ich komme«, flüsterte die Frau. Gerade so laut, daß der alte Hanson es hören mußte.
    Der Nachzehrer schwieg.
    Elisa drehte den Schlüssel. Das Vorhängeschloß sprang auf. Die Frau zog es aus dem Riegel und hatte die Tür offen. Sie lächelte diabolisch, als sie das Verlies betrat.
    Eine hechelnde Stimme. »Bist du da, Elisa?«
    »Ja, mein Lieber. Warte, ich mach Licht.«
    Sie holte eine Schachtel Streichhölzer hervor, schob sie auf und hielt wenig später das Schwefelhölzchen in der Hand. Die Finger zitterten, als das Holz über die Reibfläche fuhr.
    Zischen, glimmen – dann flackerte die Flamme auf, war erst klein, fand aber rasch neue Nahrung.
    Bevor das Streichholz erlosch, sah Elisa das rußgeschwärzte Gesicht des Alten. Die rotumränderten Albinoaugen wirkten in dem flackernden Licht noch schrecklicher.
    Elisa zündete ein zweites Zündholz an. Sie fand an der Wand einen Holzspan. Rasch hatte er Feuer gefangen. Der Span brannte wesentlich länger als ein Streichholz.
    Elisa legte den Finger auf ihre Lippen, als sie sich dem Gefesselten näherte. »Warte«, flüsterte sie, »gleich bist du erlöst. Dann kannst du dich an den Lumpen rächen, die dir das angetan haben.«
    Es war nicht einfach für die Frau, die Fesseln des Nachzehrers zu lösen, da sie mit einer Hand das brennende Stück Holz halten mußte. Des alte Hanson war ihr behilflich so gut es ging. Er bäumte sich immer wieder auf, rutschte zur Seite, spannte Arme und Beine und versuchte so, die Fesseln zu lockern.
    Zwei Fingernägel brach sich Elisa ab, doch das war ihr egal. Hauptsache, sie konnte die Stricke lösen.
    Schließlich fielen die ersten.
    Jetzt nahm der Nachzehrer den Holzspan in die Hand. Er war schon zur Hälfte abgebrannt. Der Widerschein der Flamme tanzte durch das kleine Verlies und zuckte über das Gesicht des Untoten, so daß es noch dämonischer aussah, als es in Wirklichkeit war.
    Er leckte sich immer wieder über die Lippen und machte Kaubewegungen. Der Nachzehrer war erregt. Er sehnte sich nach der Kraft der Menschen, um weiterleben zu können.
    »Beeil dich!« keuchte er.
    »Ja, ja, gleich bin ich fertig.« Elisa bewegte ihre Finger so rasch es ging. Der alte Hanson blieb nicht ruhig liegen. Durch seine Bewegungen quoll der Kohlenstaub hoch und legte sich als dunkle Schicht auf die Gesichter der beiden.
    Der letzte Knoten. Er saß dicht über dem Knöchel und war besonders stramm angezogen.
    Der Nachzehrer drehte sich und strampelte.
    Ein Ruck – und frei!
    »Endlich!« keuchte er.
    Elisa erhob sich und trat zurück. Mit glänzenden Augen schaute sie auf ihren untoten Schwiegervater nieder.
    Hanson wollte aufstehen. Er rollte erst auf den Bauch, winkelte die Arme an und drückte sich mit beiden Ellenbogen in die Höhe. Die letzten Stunden hatten Kraft gekostet, er brauchte Leben, neue Opfer, sonst war es bald vorbei mit seinem untoten Dasein.
    Elisa Hanson half ihrem Schwiegervater. Sie packte ihn unter den Achseln und stemmte ihn

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