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005 - Die Melodie des Todes

005 - Die Melodie des Todes

Titel: 005 - Die Melodie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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plötzliche Verlangen, das, wenn ich mich nicht täusche, so unvermittelt kam?«
    »Dafür kann ich Ihnen keine Erklärung geben«, erwiderte Gilbert, und seine Worte klangen unnachgiebig.
    Es entstand eine kleine Pause, dann stand George Wallis auf.
    »Ich meine, es wäre besser, wir würden uns nun verständigen«, sagte er. »Sie haben uns an die zwanzigtausend Pfund weggenommen - zwanzigtausend Pfund von unserm Hab und Gut sind einfach fort.«
    Wieder schüttelte Gilbert den Kopf.
    »Nein, nicht ein Pfennig davon ist weg. Ich sage Ihnen, ich habe es als Reserve für den Bedarfsfall gebraucht.
    Tatsächlich habe ich es jetzt nicht mehr nötig«, lächelte er. »Ich könnte es Ihnen heute abend zurückerstatten.«
    »Sie würden mich zu großem Dank verpflichten, wenn Sie es täten«, entgegnete Wallis.
    Gilbert schaute ihn an.
    »Sie gefallen mir eigentlich, Wallis«, sagte er. »Sie haben etwas an sich, was mich zur Bewunderung reizt, ein so großer Gauner Sie auch sind.«
    »Große Gauner wir sind«, verbesserte Wallis. »Da Sie ja sonst keine Illusionen haben, machen Sie sich, bitte, jetzt auch darüber keine!«
    »Sie haben wohl recht«, summte der andre traurig zu.
    »Wie soll die Sache nun zu einem Ende kommen?« fragte Wallis. »Wo wollen wir die Abrechnung vornehmen? Und sind Sie gewillt, mit dieser hochherzigen Regelung fortzufahren, solange mein Unternehmen besteht?«
    Standerton schüttelte den Kopf.
    »Nein«, erwiderte er. »Ihr Geschäft nimmt heute abend sein Ende.«
    »Mein Geschäft?« fragte Wallis verdutzt.
    »Ja, Ihr Geschäft«, antwortete der andre. »Sie haben sich Geld genug verschafft, um sich damit zur Ruhe zu setzen. Geben Sie es auf! Ich habe soviel Geld erworben, daß ich Ihren ganzen Bestand an Wertsachen« - wieder lächelte er - »übernehmen und jeden Pfennig ersetzen kann, den Sie gestohlen haben. Ich wäre in den nächsten Tagen mit diesem Vorschlag zu Ihnen ge kommen.«
    »Und so sollen wir also heute abend Schluß machen, meinen Sie?« sagte Wallis nachdenklich. »Mein lieber Freund, gerade heute abend - wo ich im Begriff bin, den wunderbarsten aller meiner Streiche auszuführen! Sie würden lachen, wenn Sie wüßten, wen ich mir zum Opfer auserkoren habe.«
    »Mir ist es seit einiger Zeit gar nicht nach Lachen zumute«, erwiderte Gilbert. »Wer ist es?«
    »Ich werde es Ihnen ein andermal sagen«, antwortete Wallis.
    Mit den Händen in den Taschen ging er zur Bürotür, blieb eine kleine Weile stehen, um einen mächtigen Geldschrank zu bewundern, und pfiff einen Schlager vor sich hin.
    »Finden Sie nicht auch, daß es eine hervorragende Idee von mir ist«, fragte er so nebenbei mit der Miene eines Vorstadtbürgers, der voll Stolz ein neues Gurkenbeet zeigt, »dieser Geld schrank?«
    »Ja, ich finde sie ganz ausgezeichnet.«
    »Das Geschäft geht gut«, sagte Wallis wehmütig. »Es ist ein Jammer, es aufgeben zu sollen, nachdem wir so viele Unannehmlichkeiten hinter uns haben. Wissen Sie, vielleicht verkaufen wir im Jahr kein halbes Dutzend an die richtige Art von Leuten, aber wenn wir auch nur einen einzigen verkaufen - nun, dann machen sich unsere Spesen bezahlt! Die Sache ist so einfach!
    Übrigens, haben Sie keinen wertvollen Halsschmuck vermißt, den man der Polizei ausgehändigt hat? Sie brauchen sich nicht zu rechtfertigen!« Er erhob die Hand. »Ich begreife, das ist eine Familienangelegenheit. Es tut mir leid, Ihnen irgendwie Unannehmlichkeiten bereitet zu haben.«
    Seine spöttische Höflichkeit machte Gilbert Spaß.
    »Es war keine Familienangelegenheit«, sagte er. »Ich hatte keine Ahnung, wem er gehörte; es war nur jemand sehr nachlässig … Ich fand den Halsschmuck außerhalb des Geldschrankes. Offenbar hatte man andre Sachen eilig in Verwahrung gebracht, und dabei ist er herunterge fallen.«
    »Ich bin Ihnen sehr zu Dank verbunden«, meinte Wallis. »Sie haben etwas beiseitegebracht, was sonst vielleicht den achtbaren Herrn Timmings in große Versuchung geführt hätte.«
    Er nahm einen Schlüssel aus der Tasche, drehte am Kombinationsschloß und öffnete den Schrank. Nichts darin ließ auf den ersten Blick vermuten, daß hier das Lager des berühmtesten Diebes von London war. Jeder Gegenstand war sehr sorgfältig verpackt und verschnürt. Er schloß die Tür wieder.
    »Das ist nur die Hälfte des Schatzes«, sagte er.
    »Nur die Hälfte - was meinen Sie damit?«
    Gilbert zeigte eine so ehrliche Überraschung, daß ein leises, spöttisches Lächeln um die

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