005 - Im Reich des Todes
Freund, Mr. Silver, niedergestreckt!
Der Ex-Dämon wuchtete sich vor. Er faßte nach meiner Hand.
Meinen Körper durchlief ein seltsames Prickeln, und ich sah, wie die Blitze, die den Hünen einhüllten, auf mich übersprangen. Im Nu war auch ich mit diesem magischen Abwehrkraftfeld versehen.
Als mich erneut zwei dieser gefährlichen Teufelspranken packen wollten, verbrannten sie in dem Moment, wo sie mich berührten.
»Komm, Tony!« zischte der Ex-Dämon und zog mich mit sich.
Ich hatte die Orientierung verloren und hoffte, daß Mr. Silver mit mir in die richtige Richtung lief, sonst stürzten wir von der Klippe.
Die Schwaden lichteten sich, blieben hinter uns, folgten uns nicht.
Wir blieben stehen und wandten uns um.
Die Dämpfe rasten über den Felsboden, fielen auf das Meer und löschten das Glühen.
Der Spuk war vorbei, und wir hatten ihn heil überstanden.
***
Nichts konnte Thornton Bowles davon abhalten, die Film-Crew zur Fortsetzung der Dreharbeiten zu drängen. Er schimpfte, wetterte, drohte und fluchte. Er wußte jeden richtig zu packen. Er gönnte den Leuten keine Pause, hetzte sie von Aufnahme zu Aufnahme und hielt ihnen vor Augen, daß sie die Bucht des Unheils gleich nach Abschluß der Dreharbeiten verlassen konnten, es liege also nur bei ihnen, wie lange sie an diesem Ort des Schreckens noch ausharren mußten.
Christopher Clark improvisierte.
Er setzte das zweite Kamerateam für verbindende Passagen ein.
Was nicht unbedingt in der Bucht des Unheils gedreht werden mußte, hakte er vorläufig ab.
Das Filmteam arbeitete mit Hochdruck.
Es passierte in den nächsten Stunden nichts Außergewöhnliches mehr. Der Namenlose ließ die Filmleute in Ruhe.
Wann würde ER wieder zuschlagen?
Ich konnte mir nicht vorstellen, daß ER sich damit allzu lange Zeit ließ. ER schien die Menschen nur kurz in Sicherheit wiegen zu wollen, um sie dann um so überraschender treffen zu können.
Phyllis Brooks spielte ihren Part mit Routine und bestechender Bravour. Mr. Silver und ich hielten die Augen offen. Wir erwarteten ein neuerliches Erscheinen von Bill Carmichael, Jack Carrick und Peter Pratt. Vielleicht würde das Trio von Buster Prym und Ian Parker verstärkt werden.
Doch sie bleiben dem Filmteam fern.
Vorläufig jedenfalls.
Drehpause für Phyllis Brooks.
Die andern machten weiter. Die rothaarige Schauspielerin kam auf mich zu und schenkte mir ein mattes Lächeln.
»Erschöpft?« fragte ich.
Sie schaute zur Thornton Bowles hinüber, der einen Klappsessel mit seiner Leibesfülle fast zum Bersten brachte. »Ich hasse diesen Leuteschinder. Nie wieder arbeite ich mit diesem geldgierigen Bastard zusammen. Man hat mich vor ihm gewarnt. Sogar mein Agent war dagegen, daß ich diesen Film mache, aber ich dachte, so schlimm würde es mit dem dicken Bowles schon nicht werden. Ich redete mir ein, kaum mit ihm zu tun zu haben. Er würde sich im Hintergrund halten, und Christopher Clark würde mit uns einen prima Film machen. Aber es kam alles ganz anders, und nun muß ich um mein Leben fürchten.«
»Niemand kann Sie zwingen, hierzubleiben.«
»Oh, doch, Bowles, dieser Aasgeier, kann das, Mr. Ballard.«
»Nennen Sie mich Tony.«
Sie nickte. »Ich wünsche im allgemeinen keinem Menschen etwas Schlechtes, aber bei Thornton Bowles muß ich mich sehr zurückhalten, um ihm nicht einen Besuch von Carmichael, Carrick und Pratt zu wünschen.«
Ich lächelte. »Wir wollen hoffen, daß die drei Genannten sich noch eine Weile nicht blicken lassen.«
»Sie haben recht, Tony. Es ist für uns alle besser, wenn die drei noch lange durch Abwesenheit glänzen. Ich schwöre Ihnen, so schnell habe ich einen Drehort noch nie verlassen wie diesen. Sobald die letzte Klappe gefallen ist, bin ich eine Wolke. Und was werden Sie tun?«
»Bleiben.«
»Im Ernst?«
»Mr. Silver und ich sind nicht nach Kapstadt gekommen, um dieses Filmteam zu beschützen. Das sehen wir zwar auch als unsere Aufgabe an, aber wir haben uns selbstverständlich ein noch höheres Ziel gesetzt.«
»Was haben Sie vor, Tony?«
»Wir werden die Bucht des Unheils entschärfen, vom Bösen säubern, so daß jeder Mensch hierherkommen kann, ohne Gefahr zu laufen, sein Leben zu verlieren.«
»Ist das nicht zu gefährlich? Nehmen Sie sich da nicht ein biß- chen zuviel vor, Tony?«
»Wäre es richtiger, alles so zu lassen, wie es ist?«
»Auf keinen Fall. Aber wie wollen Sie dem gefährlichen Treiben des Bösen ein Ende setzen?«
»Das weiß ich im Moment
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