005 - Im Reich des Todes
die Aufnahmen in den Kasten kommen.«
Clark warf mir einen hilfeheischenden Blick zu.
Ich schaltete mich ein: »Sie wissen, was mit Carmichael, Carrick und Pratt passiert ist, Mr. Bowles.«
»Halten Sie sich gefälligst raus, Mr. Ballard!« schnauzte der Produzent mich an.
»Ich lasse mir von Ihnen nicht verbieten, zu sagen, was ich denke!« gab ich schneidend zurück. »Es ist gefährlich, sich in dieses Wasser zu begeben.«
»Na und? Wir haben Stuntmen, die werden dafür bezahlt, daß sie ihren Hals riskieren.«
»Sie scheinen Stuntmen mit Selbstmördern zu vergleichen, Mr. Bowles. Diese Leute sind zwar bereit, für Geld ein hohes Risiko einzugehen, wenn ihre Überlebenschancen aber gleich Null sind, werden sie das, was man von ihnen verlangt, wohl kaum tun.«
»Was sind Sie, Mr. Ballard? So eine Art Betriebsrat der Cascadeure? Warum lassen Sie die Leute nicht selbst entscheiden, ob sie da hinuntergehen wollen oder nicht?«
»Kann sein, daß sie die Gefahr nicht richtig einschätzen.«
»Das ist deren Problem, nicht Ihres.«
»Vielleicht schicken Sie diese Männer in den Tod.«
»Ja, Ballard. Aber nur vielleicht. Mit Sicherheit können Sie aber nicht ausschließen, daß die Leute unbeschadet zurückkehren, nicht wahr?«
Die Stuntmen befanden sich auf dem Nachbarboot. Sie trugen Taucheranzüge. Die Preßluftflaschen lagen vor ihnen. Die Taucherbrillen saßen auf ihrer Stirn. Es waren Männer, denen man ansah, daß sie weder Tod noch Teufel fürchteten. Bestimmt würden sie auch in dieses Wasser springen. Aber sie wollten einen Zuschlag herausschinden.
Paul Fassey, Hank Miller und Harry Brad lauteten ihre Namen.
Jeder von ihnen hatte sich garantiert schon ein Dutzendmal die Knochen gebrochen. Ihre Körper waren mit Narben übersät, auch die Gesichter waren von Verletzungen nicht verschont geblieben.
Dennoch waren sie bereit, weiterhin für Geld ihre Gesundheit – und vielleicht sogar ihr Leben – aufs Spiel zu setzen. Ich konnte ihre Einstellung nicht verstehen.
Geld ist nicht alles im Leben. Man darf es nicht überbewerten, und meiner Ansicht nach sollte man dafür auch nicht alles tun.
Aber das war meine Anschauung, die keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhob.
»Fassey, Miller, Brad!« rief Thornton Bowles hinüber. »Sind Sie bereit?«
Paul Fassey übernahm die Holle des Wortführers. Er war allgemein als zäher Verhandlungspartner bekannt. »Im Prinzip ja, Mr. Bowles.«
»Was soll diese Einschränkung?« blaffte der Filmproduzent ärgerlich. »Sind Sie nun bereit, die Unterwasseraufnahmen zu machen oder nicht?«
»Da wäre noch eine Kleinigkeit vorher zu klären, Mr. Bowles.«
»Und zwar was?«
»Die Gage.«
»Die haben wir längst festgesetzt.«
»Das stimmt schon, und wir hätten nichts dagegen einzuwenden, für dieses Geld hier baden zu gehen, selbst wenn das Meer mit Haien verseucht wäre. Doch nun hat sich die Situation erheblich verschärft. Es ist verdammt gefährlich, in dieses Wasser zu springen. Wir finden, daß Sie das Risiko nicht hoch genug honorieren.«
Thornton Bowles lief rot an. Die kalte Wut packte ihn. Er blickte auf seine Uhr. Die Zeit schritt rasch fort. Wenn er mit den Stuntmen nicht bald zu einer Einigung kam, konnten die Unterwasseraufnahmen heute nicht mehr gemacht werden.
»Sie unverschämter Erpresser!« schrie Bowles außer sich vor Zorn.
»Alles hat seinen Preis, Mr. Bowles«, sagte Paul Fassey gleichmütig. »Denken Sie an Carmichael, Carrick und Pratt. Wir riskieren, daß wir so werden wie sie.«
»Ich zahle keinen Penny mehr, als vereinbart wurde!«
»Kein Geld, keine Aufnahmen, Mr. Bowles.«
Bowles drohte vor Wut zu zerspringen. Er bebte am ganzen Leib.
»Sie wagen es, mir das Messer auf die Brust zu setzen?«
Fassey lächelte. »Sie lassen mir keine andere Wahl, Mr. Bowles.«
»Ich werde Sie verklagen.«
»Damit können Sie uns nicht einschüchtern.«
Bowles wischte sich mit einem bunten Taschentuch den Schweiß vom Gesicht. Er stand unter Zeitdruck. Wenn er sich mit den Stuntmen nicht einigte, verlor er weiteres Geld.
»Wieviel wollen Sie haben?«
»Eine zweihundertprozentige Aufstockung unserer Gage.«
»Sind Sie wahnsinnig? Das kommt überhaupt nicht in Frage.«
»Dann sehen Sie mal zu, wie Sie die Aufnahmen ohne uns in den Kasten bringen«, sagte Paul Fassey gelassen. Er wußte, daß er den Produzenten in der Hand hatte.
Mir wäre es recht gewesen, wenn es zwischen den beiden Parteien zu keiner Einigung gekommen wäre, denn
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