0050 - Der Gelbe Satan
zerquetscht werden wie die Menschen.
»Versucht es gemeinsam!« schlug der Alte vor.
Suko und Kai-tak stemmten sich mit vereinten Kräften gegen das drohende Unheil. Die Arme der Männer zitterten. Schwer und keuchend ging ihr Atem, doch das Verhängnis war nicht aufzuhalten.
Um ein Drittel hatte sich der Raum bereits verkleinert.
Und es ging weiter.
Suko warf einen Blick nach oben. Unerreichbar befand sich die Decke über ihm, in deren Mitte eine schmale Lampe brannte, die soviel Helligkeit abgab, daß die drei Gefangenen genau mitbekamen, wie sehr sich das Verhängnis näherte.
»Eine teuflische Konstruktion«, murmelte Suko. Der Stein war nur eine Attrappe. Dahinter befanden sich massive Stahlwände. Keine Chance, sie zu durchbrechen. Suko wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Jetzt wird’s kritisch!« keuchte er.
Wenn er sich in die Mitte stellte und beide Arme ausstreckte, konnte er mit den Fingerspitzen die Wände bereits berühren.
Und sie drängten weiter zusammen.
Die Sargtrümmer wurden aufeinander zugeschoben. Manchmal brach das Holz. Es waren die einzigen Geräusche, außer dem Atmen der eingeschlossenen Menschen.
»Es wird Zeit«, sagte Li-Shen mit emotionsloser Stimme.
»Ja, Herr«, erwiderte Kai-tak. Auch jetzt verlor er seine Ruhe und Übersicht nicht. Niemand wußte, was er unter seiner zu weiten Kittelkleidung alles verbarg. Jetzt verschwanden seine Hände unter der Jacke. Mit zwei Stöcken kamen sie wieder zum Vorschein. Beide Stöcke wurden durch die Kette gehalten.
Auch Kai-tak trug eine Schurigin.
Li-Shen schüttelte den Kopf. »Die Stöcke sind zu kurz. Außerdem würden sie brechen.«
»Es war nur ein Versuch, Meister.«
Kai-tak ließ die Waffe wieder verschwinden. Suko blieb auch nicht untätig. Er nahm einen noch heilen Sarg, drehte ihn quer und kantete ihn zwischen den beiden Wänden fest.
Der Sarg zersplitterte.
Die Kräfte waren zu groß.
Suko lächelte entschuldigend.
Immer kleiner und schmaler wurde der Raum, der ihnen noch blieb. Die ersten querstehenden Sarglatten zerbrachen. Splitter flogen umher.
Suko preßte sich mit dem Rücken gegen eine Wand, hob seine Beine und drückte mit den Füßen vor die gegenüberliegende Wand.
Er hielt sie nicht auf.
Sukos Knie wurde nach oben gedrückt. Er selbst rutschte an der Wand entlang und fiel zu Boden.
Immer weniger Raum hatten sie zur Verfügung. Den Männern stand der Schweiß auf der Stirn. Fieberhaft suchten sie nach einem Ausweg. Aber niemand schrie, niemand verfiel in Panik.
Näher rückten die Wände zusammen. Sie waren jetzt nur noch eine Schulterbreite entfernt.
Kai-tak konnte schon nicht mehr normal stehen, denn die Wände hätten ihm die Schultern eingedrückt. Und auch Suko gelang es nicht mehr.
»Es wird Zeit!« klang Li-Shens Stimme auf. In seinen Augen blitzte es.
»Ja«, sagte Kai-tak.
Er öffnete seine kittelähnliche Jacke, griff hinter den Gürtel und holte eine Eisenstange hervor. Er konnte sie teleskopartig auseinanderziehen und so um das Doppelte verlängern.
»Wenn das nicht hilft, sind wir verloren«, sagte er.
»Versuch es!« Noch immer klang Li-Shens Stimme ruhig.
Kai-tak klemmte die Eisenstange zwischen die beiden Wände.
Sollte sie jetzt zum letzten Rettungsanker werden?
Kai-tak klemmte sie etwa in der Mitte zwischen die sich aufeinander zubewegenden Wände.
Hielt sie, war alles klar. Wenn nicht – dann…
Es knirschte.
Das Mauerwerk arbeitete. Putz bröckelte heraus, fiel zu Boden. Dazwischen brach und knackte das Holz. Staub wölkte auf, reizte zum Husten.
Die Wände fuhren weiter.
Dann traf die Stange auf den Stahl.
Jetzt kam es darauf an. Würde sie dem ungeheuren Druck der beiden Mauern standhalten können?
Die drei Eingeschlossenen hatten sich schräg hingestellt. Anders konnten sie nicht mehr stehen. Ihre Blicke fraßen sich förmlich an der Stange fest.
Schon wurden sie von den beiden Mauerhälften berührt. Noch wenige Sekunden blieben ihnen…
Die Stange bog sich, unmerklich zwar, aber der Druck war so groß, daß sie ihm kaum standhalten konnte.
Ungeheure Kräfte prallten aufeinander. Mechanische Kräfte, die magisch nicht beeinflußt werden konnten.
Suko spürte das Mauerwerk an seinen Armen. Ein Schauer rann ihm über den Rücken.
Er glaubte nicht mehr daran, daß die Stange hielt. Jetzt konnte sie nur noch ein Wunder retten…
***
Das Wunder geschah. Die Stange brach nicht.
Sie hielt!
Und sie setzte durch ihren Gegendruck die andere
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