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0050 - Der Gelbe Satan

0050 - Der Gelbe Satan

Titel: 0050 - Der Gelbe Satan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kanals vorbeiströmte. Ich hörte das Trappeln der zahlreichen kleinen Füße, das widerliche Fiepen, das Kreischen. Sie stürzten übereinander, sprangen aufeinander, und die Schwächeren wurden in die schäumende Brühe des Abwasserkanals gedrückt, dort von dem reißenden Wasser erfaßt, herumgewirbelt, hoch geschleudert, untergetaucht, in die Tiefe gedrückt und weitergetragen.
    Es war ein Bild des Grauens.
    Und es wurden immer mehr. Ich hatte das Gefühl, als würde der Strom nicht mehr abreißen.
    Unbeirrt wälzte sich die Masse der Leiber voran.
    Ich hing gefesselt an dem verdammten Pfahl.
    Wehrlos…
    Ich bekam es mit der Angst zu tun. Ratten griffen auch Menschen an, wenn sie hungrig waren. Doch zum Glück beachteten sie mich nicht.
    Sie walzten weiter.
    Irgendwann wurde der Tierstrom schmäler. Es fielen auch nicht mehr so viele Tiere in den Kanal. Die Schwächeren waren ertrunken.
    Ich warf keinen Blick nach unten, aber instinktiv spannte ich den Rücken an, weil ich damit rechnete, daß mich irgendwann eines dieser Biester doch noch anspringen würde.
    Immer wieder klatschte es, wenn die fetten Leiber in die schmutzige Flut gedrückt wurden. Das Abwasser schäumte unter mir weiter, um irgendwo ins Meer zu münden.
    Mit der Rattenplage.
    Demnach hatte diese Frau recht gehabt.
    Sie waren die Begleiter des Gelben Satans. Seine Vorboten.
    Mir wurde angst und bange.
    Ich rechnete damit, daß der Gelbe Satan jeden Augenblick erscheinen würde… und hatte mich nicht getäuscht.
    Er kam…
    Vier Männer trugen ihn.
    Vier Vampire…
    Er selbst saß in einer Art Sänfte. Mir kam es eher vor wie das Unterteil eines Sargs, an dem zwei Stangen befestigt waren, die vorn und hinten weiterragten, um von den Leuten getragen zu werden.
    Als sich der Gelbe Satan etwa auf gleicher Höhe mit mir befand, wurde die Sänfte abgesetzt.
    Die vier Untoten traten zurück und stellten sich mit dem Rücken zur Wand.
    Sie selbst sahen schon schlimm aus mit ihren bleichen, blutleeren Gesichtern, den tief in den Augen liegenden Höhlen und den langen, bis zum Unterkiefer wachsenden Zähnen.
    Ich hatte noch nie asiatische Vampire gesehen – bis auf die zwei in der Leichenhalle, die ich getötet hatte –, aber sie schienen mir vom Äußerlichen noch grausamer auszuschauen, als die mir bekannten.
    Doch das war nichts gegen die Scheußlichkeit des Gelben Satans.
    Als die Sänfte abgestellt wurde, drehte er den Kopf in meine Richtung. Sein gesamter Körper schimmert weißgelb. Nur die Augen zeigten eine rote Umrandung. Sein Mund war breit und häßlich. Lange, nadelspitze Zähne stachen wie Dolche daraus hervor. Er besaß kein einziges Haar auf seinem Schädel, und am meisten widerten mich seine Hände an.
    Die zehn Finger besaßen lange, gekrümmte Nägel. Als er die Hände hob, wurde ich an den Struwwelpeter erinnert. Auch diese Fantasiegestalt besaß lange Fingernägel. Doch im Gegensatz zu der Märchenfigur existierte der Gelbe Satan. Er bewegte seine rechte Hand und zeigte auf mich.
    Die vier Vampire nickten.
    Jetzt hat dein letztes Stündlein geschlagen, Sinclair! sagte ich mir, doch die vier machten keinerlei Anstalten, sich mir zu nähern. Sie warteten ab.
    Auf wen, sah ich ein paar Minuten später. Die Zeit hatte sich gedehnt wie Kaugummi, doch dann schälten sich aus dem Dunkel des Ganges zwei hünenhafte Gestalten mit nackten Oberkörpern hervor. Einer der begleitenden Vampire sprang mit ihnen.
    Die Neuankömmlinge nickten.
    Der erste sprang mit einem Satz über den Kanal, während der zweite auf der anderen Seite blieb.
    Die Sänfte wurde wieder angehoben, und die Träger gingen weiter. Die Männer mit den nackten Oberkörpern aber machten sich an die Arbeit. Sie waren keine Vampire, das hatte ich bereits auf den ersten Blick erkannt.
    Sie standen jedoch im Bann des Gelben Satans. Ihre Bewegungen wirkten eckig, marionettenhaft, so als hätten die Männer keinen eigenen Willen mehr.
    Das Heer der Ratten war verschwunden, als der Pfahl an der einen Seite aus der Halterung gelöst wurde. Im ersten Moment hatte ich Angst, der Kerl würde mich in das Wasser fallen lassen, doch er hielt eisern fest.
    Auch das zweite Ende wurde aus der Halterung gezogen. Dann legten sich die Männer das Holz jeweils auf die Schultern. Mißtrauisch beobachtete ich ihre Arbeit und zuckte zusammen, als einer der beiden plötzlich über den Kanal sprang und ich dabei herumgeworfen wurde, aber nicht ins Wasser klatschte.
    Dann hatte der Träger Halt

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