0051 - Horror-Kreuzfahrt
hart.
»Kacker!« zischte der Betrunkene und lachte albern. Dann zog er sich wieder in seine Kabine zurück. Gray hörte ihn noch durch die geschlossene Tür mit sich selbst reden.
Er ging weiter.
Am Ende des Kabinenganges befand sich eine Schwingtür. Dahinter begann der Aufgang zum Deck. Unterhalb des Kabinendecks lagen die Mannschaftsräume, die schweren Dieselaggregate und die Vorratslager.
Gordon Gray kletterte die Leiter hoch. Als er das Deck betrat, kam ihm ein Mann von der Besatzung entgegen. Er grüßte höflich und ging vorbei.
Der Wind hatte aufgefrischt. Das Meer war etwas bewegter geworden, doch die Stabilisatoren der Jacht hielten das Schiff im Gleichgewicht.
Es war inzwischen düster geworden. Die Dunkelheit nahm von Minute zu Minute zu. Am Himmel funkelten die ersten Sterne, und auch der Mond war bereits zu sehen. Wie eine fahle Scheibe klebte er am Firmament.
Das Deck war pieksauber. Auch das Wasser im kleinen Pool war so klar, daß man bis auf den Grund sehen konnte.
Weiß wie die Brücke leuchtete auch die Reling. Gordon Gray warf einen Blick zur Brücke hoch und sah hinter den getönten Scheiben die Umrisse des Kapitäns. Die Radarantenne funkelte wie ein modernes Kunstwerk aus Silber.
Ruhig zog die Jacht ihren Kurs. Der scharfe Bug schnitt die anlaufenden Wellen wie ein Messer in zwei Hälften und ließ das gischtende Wasser an der Bordwand entlang strömen.
Gordon Gray stellte sich an die Reling und schaute auf das Wasser, dessen blitzende Wellenkämme und gefährliche Strömungen und Strudel ihn faszinierten.
Sein Tief verschwand.
Er dachte wieder an seine Modezeichnungen. Sah das Wasser, die Wellen und malte sich im Geiste aus, wie dies umgesetzt als Muster auf einem Kleid aussehen würde. »Fantastisch«, murmelte er und spielte mit dem Gedanken, die Idee in die Tat umzusetzen. Seine Arbeitsutensilien hatte er zum Glück mitgebracht und in seiner Kabine eingeschlossen.
»Wellen und Wind. Mal verspielt, dann wieder herausfordernd und aggressiv, das müßte eine Moderichtung werden.« Er beschloß, mit Faretti darüber zu reden. Gordon Gray war so in Gedanken vertieft, daß er die Schritte nicht hörte, die über das Deck tappten.
Plötzlich legten sich zwei Frauenhände vor seine Augen, und um ihn wurde es dunkel.
»Rate mal, wer da ist?« hauchte eine weibliche Stimme in sein linkes Ohr.
Da brauchte Gray nicht lange zu überlegen. Er wußte, wer hinter ihm stand. »Sandra«, sagte er nur.
»Richtig, woher weißt du das?« Die Hände vor seinen Augen verschwanden. Gordon Gray drehte sich um.
Sandra hatte sich einen weitmaschigen Strickmantel übergeworfen, den der Wind wie eine Fahne aufblähte. Darunter trug sie ein glänzendes Kleid mit ovalem Ausschnitt. In der rechten Tasche des Mantels steckte eine Flasche Champagner, in der linken zwei Gläser.
»Ich wollte mit dir einen Schluck trinken«, sagte die schwarzhaarige Sandra, und ihre Kirschenaugen leuchteten dabei. »Hast du Lust?«
Gordon Gray befand sich augenblicklich wieder in guter Laune und stimmte zu. »Klasse!« rief Sandra und klatschte in die Hände.
Gray zog die Flasche aus der Tasche. Er drehte den Drahtverschluß auf und hielt ihn kaum in der Hand, als der Überdruck den Korken aus der Öffnung trieb.
Mit einem Knall schoß er in die Höhe. Der Sekt sprudelte hinterher, und lief schaumig am Hals der Flasche entlang.
Sandra hielt die Gläser schon bereit. »Schenk ein!« rief sie übermütig und lachte. Gordon Gray tat ihr den Gefallen.
Der Champagner schäumte über, aber das machte beiden nichts. Während die Brückenbeleuchtung eingeschaltet wurde, standen sie an der Reling und prosteten sich zu.
»Cheerio«, rief Sandra.
»Auf dein Wohl.«
Das Mädchen leerte das Glas in einem Zug. Sie schlürfte den Sekt in sich hinein. Wie sie das machte, ließ auf Routine schließen.
»Ah, das tat gut.«
»Noch einen Schluck?« fragte Gray, der weniger getrunken hatte.
»Sicher.« Sandra funkelte ihn an. Diese Frau war eine geballte Ladung an Sex. Sie war nicht schlank, aber die Pfunde waren gut verteilt. Irgendwie erinnerte sie an die junge Liz Taylor.
Gordon Gray füllte ihr Glas noch einmal.
Sandra wurde lustiger und die Flasche leerer. Dann hing das Girl schon an Gordons Hals.
»Darling, wir beide haben noch eine tolle Nacht vor uns«, kicherte sie ihm ins Ohr.
Gray grinste. »Kann schon sein. Aber wenn du zuviel trinkst, schläfst du vorher ein.«
»Wer sagt das?«
»Die Erfahrung.«
»Nein, ich
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