0060 - Der Geisterfahrer
simplen Gemüt einen Herzanfall verursachen.
Er schien mich zu durchbohren. Suko und Kommissar Mallmann erging es ebenso. Der Beamte überhäufte uns mit Vorwürfen.
»Ruhe!« sagte ich schließlich energisch. »Künzler lebt, wir haben ihm kein Haar gekrümmt. Ich habe ihm nur das Kreuz gezeigt!«
Mit diesen Worten hielt ich der Brut mein Silberkreuz entgegen. Sie schraken alle zusammen. Ein Verhör würde nichts ergeben. Die Zeit war vorangeschritten, wir mußten uns für die Nacht auf der Horrorburg wappnen.
Wir ließen die sechs mit dem immer noch ohnmächtigen Dietrich Künzler allein und verließen das Hauptgebäude.
»Diese sechs sind keine normalen Menschen«, sagte Suko draußen im Burghof. »Ich spüre das Böse und Dämonische in ihnen.«
»Das sieht ein Blinder mit seinem Krückstock«, antwortete ich. »Die ganze Burg zu durchsuchen, hat wenig Sinn und Zweck. Wir müssen abwarten, was die Nacht bringen wird.«
»Und die zwei Mädchen und die beiden Franzosen?« fragte Will Mallmann, während wir zum Quartiergebäude hinübergingen. »Wir dürfen sie unter diesen Umständen nicht auf der Burg lassen.«
»Mehr als zureden können wir ihnen nicht«, sagte ich.
Roxane von Felseneck, Gisela Malthus, Jean Arnois und Bernard Roget erwarteten uns, bereits vor unseren Zimmern im Erdgeschoß. Das Ende des Spuks im Burghof hatten sie miterlebt. Sie waren jetzt endgültig davon überzeugt, daß es auf Burg Felseneck nicht mit rechten Dingen zuging.
Wir begaben uns alle in das enge Zimmer, das ich mit Suko teilte. Die beiden Mädchen und die Franzosen setzten sich auf die Betten. Suko und ich angelten uns jeder einen Stuhl. Kommissar Mallmann holte sein Transistorradio aus dem Zimmer und schaltete in gedämpfter Lautstärke den HR 3 ein.
Es ging auf den Abend zu. Wenn wieder ein Geisterfahrer seine Amoktour begann, wollten wir die Meldung nicht verpassen. Dann mußten wir rasch zur Stelle sein.
Ich schenkte Roxane von Felseneck, Gisela Malthus, Jean Arnois und Bernard Roget reinen Wein ein. Ich sagte klipp und klar, welchen Aufgabenbereich ich bei New Scotland Yard hatte. Und weshalb man meinen Freund Suko und mich nach Deutschland gerufen hatte.
»Das Auftreten dieser drei Geisterfahrer und der Spuk von Burg Felseneck hängen zusammen«, sagte ich. »Ich bin sicher, daß man Kommissar Mallmann, meinem Freund Suko und mir hier eine Falle gestellt hat. Wir sind mit voller Absicht hineingegangen.«
»Wir werden dieser Falle schon entrinnen«, meinte Suko optimistisch. »Und jene vernichten, die uns darin fangen wollen.«
»Aber Außenstehende und Unbeteiligte sollen dabei nicht gefährdet werden«, sprach der Kommissar. »Deshalb verlassen Sie bitte schleunigst die Burg.«
Unsere Eröffnungen mußten die vier erst einmal verdauen. Es dauerte eine Weile. Dann setzte Roxane von Felseneck sich kerzengerade auf.
»Dies ist die Burg meiner Väter«, sagte sie. »Mich hat hier niemand wegzuweisen, denn wenn jemand das Hausrecht hat, dann bin ich es. Ich bin eine von Felseneck, ich flüchte nicht, sondern ich bekämpfe die dämonischen Mächte, die sich hier eingenistet haben. – Basta!«
Roxanes Köpfchen war ebenso hart wie hübsch. Sie erklärte noch, daß die Felsenecks niemals Chorknaben gewesen seien. Aber auch kein Dämonenpack. So etwas hatte es hier nach ihrer Ansicht nicht zu geben.
»Wenn Mademoiselle von Felseneck bleibt, dann bleibe ich auch!« rief der kleine Bernard Roget mit vor Begeisterung leuchtenden Augen.
Er sah die Möglichkeit, seiner Angebeteten zu zeigen, was in ihm steckte. Jean Arnois meinte, er würde seinen besten Freund niemals im Stich lassen. Gisela Malthus druckste herum, entschied sich aber schließlich dafür, mit Roxane auf der Burg auszuharren.
Unsere Beredsamkeit blieb umsonst.
»Also gut«, sagte ich schließlich. »Aber dann halten Sie sich genau an meine Anweisungen. Unternehmen Sie auf keinen Fall etwas auf eigene Faust. Dämonenbanner und magische Zeichen werden Sie hoffentlich schützen.«
Ich besprengte die vier mit Weihwasser und murmelte dazu einen Beschwörungsspruch.
Auf die Fensterbänke und vor die Türen der Zimmer, die wir bewohnten, zeichnete ich mit magischer Kreide Drudenfüße.
Die zwei jungen Franzosen und die beiden Mädchen beobachteten meine Vorbereitungen mit gemischten Gefühlen.
Roxane von Felseneck und Jean Arnois gab ich ein Kreuz.
»Gern sehe ich es nicht, daß Sie hier bleiben«, sagte ich zum Schluß.
»Immer wollen die Männer
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