0067 - Zwischen 1000 Tonnen Dynamit
können, nämlich wie die Diebe überhaupt in die Halle hineingekommen waren. Solange wir das nicht wußten, konnten sie munter weitefstehlen.
Unsere Mordkommission kam fast gleichzeitig mit dem Streifenwagen der City Police, der uns die drei Leute vom Nachtdienst aus den Betten geholt hatte. Sie sahen so verschlafen aus, wie man es von Leuten erwarten kann, die eine Nacht hindurch Dienst getan und sich ins Bett gelegt haben, kurz bevor man sie abholte.
Ich unterrichtete Can Hays, den Leiter unserer Mordkommission, Über die Vorfälle in der Dynamitfabrik, soweit wir Kenntnis davon hatten. Phil unterhielt sich inzwischen mit den drei Männern vom Nachtdienst. Schon an seinem Gesicht sah ich, daß nichts bei dieser Unterhaltung herausgekommen war.
Er bestätigte es mir: »Sie haben ihre vorgeschriebenen Kontrollgänge ausgeführt, aber weder etwas Verdächtiges gehört noch gesehen.«
»Können Sie mit den Dieben unter einer Decke stecken?«
»Das ist unwahrscheinlich, Jerry. In den vergangenen Nächten hatten andere Leute Nachtdienst, und auch bei denen wurde gestohlen.«
»Richtig. Na gut, der Streifenwagen soll die Leute wieder nach Hause bringen, damit sie ihren Schlaf nachholen können. Sag ihnen aber, sie sollen sich morgen nachmittag im FBI-Distriktgebäude melden, damit wir ihre Aussagen protokollieren können. Heute werden wir mit der Mordgeschichte hier genug zu tun haben.«
»Okay, Jerry.«
Ich trat an die offenstehende Lagerhalle. Ein Kreis von Beamten hatte inzwischen den ganzen Zugang zur Halle in einem Umkreis von zehn Yard abgeriegelt, so daß uns auch keine neugierigen Zuschauer mehr zu nahe auf die Haut rücken konnten.
Can Hays stand auf der Schwelle und wies den Spurensicherungsdienst ein. In den nächsten 20 Minuten entwickelte sich eine schweigende Geschäftigkeit rings um den Toten. Mit Lupen und Pinzetten nahmen die Beamten jedes Härchen, jedes Staubkörnchen und jeden Rest Erde vom-Boden der Halle auf und steckten es in Glasröhrchen. Die Fundstelle wurde markiert, und anschließend durfte sich dann unser Labor mit dem ganzen Krempel beschäftigen.
Während sich fünf Beamte vom Spurensicherungsdienst an die Arbeit machten, unterhielten wir uns mit Can Hays vor der Halle.
»Was für einen Eindruck haben Sie, Hays?« fragte ich den Kollegen, der bei uns als Experte für Mordaufklärung gilt.
Hays zuckte die Achseln. »Viel kann ich natürlich nicht sagen, denn alle Arbeit liegt ja noch vor uns. Aber einige Dinge scheinen mir klar auf der Hand zu liegen.«
Phil warf mir einen belustigten Blick zu. Es war Hays bescheidene Art, etwas als klar auf der Hand liegend zu bezeichnen, was einzig sein kühler Kopf erkannt hatte.
»Packen Sie aus!« ermunterte ich ihn. »Uns ist noch gar nichts klar.«
Er zündete sich eine Zigarette an. Während er den ersten Rauch ausstieß, murmelte er: »Ich gehe von zwei Voraussetzungen aus, die erwiesen sind: Erstens war Boom der Lagerchef und kannte also die Örtlichkeit hier. Zweitens wurde heute nacht hier Dynamit gestohlen, neun Kisten nämlich zu je zehn Kilo. Diese beiden Fakten sind bereits bewiesen und brauchen nicht mehr geprüft zu werden.«
Wir nickten. Hays fuhr fort: »Das Licht brannte nicht, als man Boom ermordete.«
»Kann es nicht später ausgeschaltet worden sein?«
»Nein. Erstens hätte man das Licht durch die Fenster bis zur Pförtnerbude sehen müssen, und dann wäre der Nachtdienst sofort mobil geworden, da man ja weiß, daß Diebe in den vergangenen Nächten ins Werk eingedrungen sind. Also sicher ist, daß das Licht niemals heute nacht gebrannt hat.«
»Gut, ja«, nickte ich. »Aber was ergibt sich daraus?«
»Oh, allerlei, denke ich. Neben Boom lag eine Taschenlampe. Ich habe sie sofort untersuchen lassen. Sie trägt nur Booms Fingerabdrücke, wurde also von ihm benutzt. Sie war eingeschaltet, als wir sie untersuchten, aber die Batterie war ausgebrannt. Demnach hat Boom sie also heute nacht eingeschaltet. Nehmen wir an, die Diebe hätten selbst mit Taschenlampen gearbeitet, weil sie das Licht in der Halle nicht einschalten konnten, um sich nicht zu verraten, so hätte Boom seine eigene Lampe nicht auch noch einschalten zu brauchen. Aber in Wirklichkeit war es wohl so, daß die Diebe überhaupt keine Lampe benutzten, weil auch der schwächste Lichtschein durch eins der Fenster draußen von einem Nachtwächter hätte entdeckt werden können. Deshalb schaltete Boom auch seine eigene Lampe ein, weil er die Diebe sehen
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