0068 - Todeswalzer
ließ es nicht zu, daß ich den Raum verließ.
Es zwang mich, weiterzutanzen. Immer weiter… Der Schweiß brach mir aus allen Poren.
Der spielende Knochenmann machte sich ein satanisches Vergnügen daraus, Jane und mich an den Rand der Erschöpfung zu treiben.
»John!« stöhnte meine Freundin. »Ich kann nicht mehr…«
Ich preßte die Kiefer zusammen, wollte den Tanz abbrechen, doch es gelang mir nicht, stehenzubleiben. Wir mußten weitermachen.
Der Teppich unter unseren Füßen schien immer weicher zu werden. Es kostete uns sehr viel Kraft, uns zu drehen.
Wir schienen durch einen Sumpf zu tanzen. Schneller, immer schneller spielte der Knochenmann. Und wir waren gezwungen, dieses Tempo mitzuhalten.
Es war mörderisch.
Der Teppichboden warf Wellen. Es sah so aus, als würden wir langsam, aber sicher darin versinken. Mit jeder Umdrehung schraubten wir uns tiefer in den Boden hinein.
Ich wußte, daß wir verloren waren, wenn es mir nicht gelang, mich von dem starken dämonischen Einfluß zu befreien.
Der Spuk würde uns auf diese irrsinnige Weise töten. Wir würden versinken! Im Teppichboden! Ersticken würden wir – in einem magischen Sumpf!
Ich mußte mich aus diesem tödlichen Bann befreien.
Äußerste Konzentration!
Mit meiner ganzen Willenskraft kämpfte ich gegen den schwarzmagischen Einfluß an. Mein Atem ging schwer. Ich spürte, wie mir der Schweiß über die Wangen rann.
Meine Züge wirkten in diesem Augenblick, als wären sie aus Granit gehauen. Beinahe hätten meine geistigen Kräfte nicht ausgereicht, um den gefährlichen Bann zu durchbrechen.
Aber plötzlich spürte ich einen Ruck.
Ich katapultierte mich förmlich aus dem dämonischen Einfluß heraus. Ich stieß Jane Collins von mir.
Sie starrte mich verdattert an, wankte drei Schritte zurück. Ich hatte keine Zeit für Erklärungen.
Der Knochenmann spielte sofort lauter, als er sah, daß es mir gelungen war, mich von Jane zu trennen.
Er wollte mich zwingen, weiterzutanzen. Ich hielt mir die Ohren zu und hastete durch den Raum.
Knietief war der Teppichboden. Jeder Schritt kostete mich unglaublich viel Kraft. Aber ich schaffte es.
Atemlos erreichte ich die Tür.
Wild stieß ich sie auf. Die Walzerklänge verfolgten mich. Sie versuchten mich zu überwältigen, niederzuringen.
Das Skelett wollte mich mit seinem Todeswalzer fertigmachen. Aber ich kämpfte verbissen um mein Leben.
Erschöpft erreichte ich den Schrank, in dem mein Einsatzkoffer lag. Ich riß die Tür auf, griff nach dem Koffer, öffnete ihn.
Mit war egal, welche Waffe ich erwischte. Mir war jede recht. Meine Finger schlossen sich um den Griff der Dämonenpeitsche.
Sobald ich den röhrenförmigen Gegenstand in meiner Hand hielt, ging es mir etwas besser. Ich beschrieb damit eine kurze Drehung.
Die drei Peitschenschwänze schnellten aus dem Griff heraus. Jetzt war ich gewappnet. Ein Schlag mit der Dämonenpeitsche würde genügen, um das mörderische Skelett zu vernichten.
Mit langen Sätzen rannte ich in den Living-room zurück.
Der Knochenmann sah mich. Er setzte die Dämonengeige ab, warf sie nach mir. Wie ein schweres, gefährliches Geschoß sauste das Instrument auf mich zu.
Ich duckte mich. Die Violine flog über mich hinweg. Aber sie knallte nicht gegen die Wand, sondern löste sich in derselben Sekunde auf.
Das Skelett schien die Gefahr zu kennen, die ihm von meiner Waffe ich hatte sie Myxin, dem Magier, abgeluchst – drohte.
Um sich eine Niederlage zu ersparen, wirbelte das Knochengerüst herum und floh aus dem Living-room.
Ich versuchte den Killer des Teufels zu kriegen. Mit fest aufeinandergepreßten Kiefern verfolgte ich den Unheimlichen.
Er sollte unbedingt Bekanntschaft mit meiner Dämonenpeitsche machen. Ich wollte ihn damit um jeden Preis vernichten. Die zwei Morde, die er verübt hatte, waren genau zwei Morde zuviel!
Mit zum Schlag erhobener Hand jagte ich aus dem Living-room.
Der Knochenmann schmetterte die Apartmenttür hinter sich zu. Ich stürzte mich auf die Klinke, drückte sie ungestüm nach unten, riß die Tür auf.
Mit einem weiten Sprung beförderte ich mich aus der Wohnung.
Stille im Haus.
Kein verräterisches Geräusch drang an mein Ohr. Das Skelett war nicht mehr zu sehen. Es schien sich in Luft aufgelöst zu haben.
Ich wollte mich damit nicht abfinden, eilte die Treppe hinunter… Nichts. Enttäuscht mußte ich einsehen, daß dem Knochenmann die Flucht geglückt war. Niemand kann es mir verübeln, wenn ich gestehe, daß
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