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0068 - Todeswalzer

0068 - Todeswalzer

Titel: 0068 - Todeswalzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Glück.
    Niemand machte mir auf. Chris Rhodes war nicht zu Hause.
    Macht nichts, dachte ich. Ich werde ein andermal wiederkommen, und dann wird mir Mr. Rhodes Rede und Antwort stehen müssen.
    ***
    Der Abend gehörte Jane Collins und mir.
    Als sie zu mir kam, hielt sie eine kleine weiße Friedensfahne in ihrer zarten Hand. Sie wedelte damit lächelnd hin und her.
    »Wir wollen uns wieder vertragen«, sagte sie und trat ein.
    Ich nickte und vermied es, ihr rotes Haar länger als nötig anzusehen. Im Living-room brannte bereits gedämpftes Licht.
    Das erzeugte erstens Atmosphäre, und zweitens war das Rot der Frisur nicht so grell.
    Auf dem Speisetisch standen Kerzen. Ich zündete sie mit dem Feuerzeug an. Jane mußte sich setzen. Ich eilte in die Küche und brachte ungarisches Gulasch. Ich hatte es von einem Restaurant bringen lassen, das österreichische Küche anpries und gut besucht wurde.
    Ich gab mir alle Mühe, um aus diesem Abend etwas Besonderes zu machen. Nach dem Essen holte ich österreichischen Wein aus dem Kühlschrank.
    Es liegt ein paar Monate zurück, da hatte ich in Wien zu tun gehabt: Werwölfe waren in der Walzerstadt aufgetaucht, und der Londoner Privatdetektiv Tony Ballard hatte mich gebeten, mich darum zu kümmern. Er hatte eine Verletzung am Sprunggelenk auszukurieren und war nicht in der Lage gewesen, gegen die Monster zu kämpfen.
    Nach dem bestandenen Abenteuer hatte ich mich bei einem ausgedehnten Einkaufsbummel mit einigen Flaschen Wein und mehreren Schallplatten eingedeckt.
    Ich hatte sie für einen besonderen Anlaß aufgehoben. Der Anlaß war nun gekommen. Jane war von meinem »Wiener Abend« begeistert.
    Wir tranken den schweren Wein. Ich legte eine Platte auf. Wiener Walzerklänge erfüllten den Raum.
    Nach dem dritten Glas summte Jane die Melodien mit. Und ehe ich sie zum Tanz auffordern konnte, erhob sie sich, machte einen Knicks vor mir und sagte leise: »Darf ich bitten?«
    Ich nahm sie lächelnd in meine Arme. Wir tanzten hingebungsvoll und mit geschlossenen Augen. Jane tanzte großartig.
    Ich spürte sie kaum in meinem Arm. Sie wirbelte mit mir durch das Zimmer, daß es eine Freude war.
    Weder sie noch ich sahen, was in diesem Augenblick passierte!
    Ein Skelett betrat den Living-room.
    Während Jane Collins und ich auf Wolken zu schweben glaubten, hob der Knochenmann die Hände.
    Plötzlich hatte das Skelett eine Violine in den Fingern. Der Unheimliche setzte das Instrument unter das Knochenkinn, legte den Bogen auf die Saiten und stimmte in die Klangfülle des Walzertraumes ein.
    Dämonische Klänge schwebten durch den Raum.
    Ich spürte mit einemmal ein unangenehmes Ziehen im Nacken. Es gefiel mir plötzlich nicht mehr, mit Jane zu tanzen.
    Ich wollte aufhören, wollte irgendeine Ausrede finden, um mich wieder setzen zu können. Doch irgend etwas zwang mich, weiterzutanzen.
    Es strengte mich an. Jane schien von Drehung zu Drehung schwerer zu werden. Ich schwitzte und hielt das Mädchen verkrampft fest.
    Der Teppichboden, über den wir gerade noch wie zwei Federn gewirbelt waren, schien auf einmal unnatürlich weich und knöcheltief zu werden.
    Er behinderte uns. Mir fiel das Atmen schwer.
    An der Musik war nichts Beschwingtes, nichts Einschmeichelndes mehr. Die Klänge waren aufdringlich, agressiv, abstoßend.
    Ich öffnete die Augen, und da traf es mich wie ein Keulenschlag!
    Ich sah das Skelett, das Lucille Donat und Melvyn Marshall getötet hatte. Der scheußliche Knochenmann spielte uns grinsend zum Tanz auf.
    Sein Geigenspiel schlug uns in seinen Bann. Die Töne wurden zu einem schrillen Winseln, das in meine Ohren schmerzte.
    Auch Jane hörte es.
    Verwirrt schlug sie die Augen auf. Ein heiserer Schrei entrang sich ihrer Kehle, als sie den Knochenmann sah.
    Sie klammerte sich erschrocken an mich. Ich wollte zu tanzen aufhören, doch der spielende Sensenmann zwang mich, mich immer weiter zu drehen.
    Ich würde den Tanz erst beenden können, wenn das unheimliche Skelett zu spielen aufhörte.
    Immer mehr zerfaserte mein eigener Wille. Keuchend tanzten Jane und ich. Es war schon lange kein Vergnügen mehr für uns.
    Der Schreckliche quälte uns damit.
    Ich spürte, wie Jane Collins zitterte. Verbissen kämpfte ich gegen den dämonischen Einfluß an, der meinen Geist attackierte.
    Ich dachte an meinen Spezialkoffer, der sich im Nebenzimmer befand. Mit einer der Waffen, die ich darin aufbewahrte, hätte ich diesem Spuk mit Sicherheit den Garaus machen können.
    Aber das Skelett

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