0068 - Todeswalzer
ich nahe daran war, laut zu fluchen.
Mit grimmiger Miene kehrte ich in mein Apartment zurück.
Jane Collins war bleich. Sie lehnte an der Wand. Ihre Lippen bebten. Ich legte die Dämonenpeitsche weg.
Die herrliche Stimmung, die wir beide so intensiv genossen hatten, war zum Teufel.
Mir fiel ein, was der Schwarze Tod mir angekündigt hatte. Sterben sollte ich. Nun wußte ich auch, durch wessen Hand.
Der Knochenmann, der bereits Lucille Donat und Melvyn Marshall umgebracht hatte, sollte auch mein Henker sein.
»Tut mir leid, daß du da mit hineingezogen worden bist«, sagte ich zu Jane. Ich nahm sie in meine Arme, streichelte ihr rotes Haar. »Wie fühlst du dich?«
»Meine Knie zittern. Es war entsetzlich, John. Ich dachte, wir wären verloren. Warum hat uns das Skelett angegriffen?«
»Mein Supergegner versucht wieder einmal, mich aus dem Weg zu räumen.«
»Der Schwarze Tod?«
Ich nickte. »Ich bin ihm ein Dorn im Auge.«
»Wie oft wird er es noch versuchen, John?«
»So oft, bis er’s geschafft hat.«
»O Gott«, stöhnte Jane. »Du mußt dich besser vorsehen, John. Es darf deinen Feinden nicht mehr so leicht fallen, dich zu überrumpeln. Deine Unbekümmertheit hätte uns beinahe das Leben gekostet.«
Jane Collins hatte recht. Wenn ich nicht unter die Räder kommen wollte, mußte ich künftig etwas mehr auf der Hut sein.
Das Erscheinen des Skeletts hatte gezeigt, wie leicht es für meine Feinde war, an mich heranzukommen.
Ein schöner Abend hatte mit einem widerlichen Mißton geendet. Daran war nun nichts mehr zu ändern. Der Knochenmann hatte unsere schöne Stimmung so gründlich verdorben, daß sie nicht mehr zu retten war.
Ich bot Jane deshalb an, sie nach Hause zu bringen.
Die Detektivin hatte nichts dagegen. Wir verließen mein Apartment. Mit dem Fahrstuhl fuhren wir zur Tiefgarage hinunter.
Ich schloß den Bentley auf. Jane setzte sich auf den Beifahrersitz. Ich ließ den schweren Wagen anrollen.
Wenig später fuhren wir durch das nächtliche London. Wir sprachen nicht viel, hingen unseren Gedanken nach.
Als wir vor dem Haus anlangten, in dem Jane wohnte, stoppte ich den Bentley. Jane hauchte mir einen flüchtigen Kuß auf die Lippen.
»Tut mir leid, daß der Abend nicht anders geendet hat«, sagte ich.
»Dafür kannst du nichts. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, John.«
»Wir werden an einem anderen Abend nachholen, was wir heute versäumt haben«, versicherte ich.
»Ganz gewiß«, sagte Jane und stieg aus. Bevor sie die Tür zuwarf, sagte sie: »Versprich mir, daß du von nun an gut auf dich aufpaßt, John.«
Ich nickte. »Versprochen.«
Mit einem satten Knall fiel die Tür zu.
Jane verschwand in dem Haus, in dem sie wohnte. Ich wendete mit dem Wagen und fuhr wieder nach Hause.
Doch der Horror sollte in dieser Nacht noch nicht zu Ende sein…
***
Ich duschte und ging dann zu Bett. Es dauerte eine halbe Stunde, bis ich geistig abschalten konnte. Endlich schlief ich ein.
Aber es wurde kein tiefer, erquickender Schlaf, nach dem man neu gestärkt und ausgeruht erwacht. Ein Alptraum begann mich zu quälen.
Er war so wirklichkeitsnah, daß ich den Eindruck hatte, alles tatsächlich zu erleben. Ich war plötzlich in Janes Schlafzimmer.
Ich stand neben der Tür. Jane lag im Bett und schlief mit tiefen, regelmäßigen Atemzügen. Ihr Kopf war zur Seite gewandt.
Mondlicht fiel zum Fenster herein und erhellte die schönen Züge der Detektivin. Jetzt bewegte sie sich.
Sie veränderte ihre Lage nur geringfügig. Die Decke glitt ein Stück nach unten. Ich sah Janes Busen durch das zarte Gewebe des Nachthemds schimmern.
Und dann setzte das Grauen ein!
Leise, kaum wahrnehmbar, wurde die Schlafzimmertür geöffnet. Mich überlief es eiskalt. Ich sah eine Knochenhand und begriff, daß sich das Skelett in wenigen Augenblicken an meiner Freundin vergreifen würde. Das trieb mir den kalten Schweiß aus den Poren. Ich war in einer entsetzlichen Lage: Ich mußte zusehen, was passierte, ohne eingreifen zu können. Ich konnte nicht das geringste für Jane Collins tun. Ahnungslos schlief sie. Sie war dem Knochenmann rettungslos ausgeliefert. Verzweifelt rief ich ihren Namen, obwohl ich in meinem Traum wußte, daß das nichts nützte. Jane konnte mich unmöglich hören. Aber es war mir nicht möglich, still zu sein. Lauter, immer lauter rief ich Janes Namen. So lange, bis ich von meinem Geschrei erwachte. »Jane…!« brüllte ich ein letztesmal. Gleichzeitig setzte ich mich im Bett mit
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