0068 - Wir holten sie vom Schiff
und bei der Affenhitze suchte jeder die kühlste Stelle auf, die ihm erreichbar war.
Wir kamen in den Hof, der mit leeren Whisky-Kisten, Bergen von geöffneten Bierbüchsen und allerlei Gerümpel angefüllt war.
Die Garagenreihe war ungefähr zehn Yards vom Haus entfernt. Wir gingen leise an der Hofmauer entlang zum rechten Ende der Garagenreihe. Dann schlichen wir an den Garagen entlang und lauschten bei jeder ein paar Sekunden.
Hinter der dritten Tür von rechts hörte ich ein klatschendes Geräusch. Ich blieb stehen und presste das Ohr an den Türschlitz.
»Mit welchem Kahn?«, fragte eine scharfe Stimme.
»Mit der Santa Bella«, antwortete eine andere Stimme, rau und stöhnend.
»Wann läuft sie aus?«
»Um sieben, heute Abend.«
»Wie viel soll der Kahn mitnehmen?«
»Ich… ich… weiß nicht…«
Wieder klatschte etwas. Ich richtete mich auf und riss meine Pistole aus dem Halfter.
»Die haben jemanden in der Mache«, raunte ich Phil zu.
Auch er zog seine Pistole. Ich untersuchte die Tür. Sie war nur von innen zugezogen. Der Schlüssel steckte außen. Es konnte also nicht abgeschlossen sein. Ich holte Luft.
Von drinnen war plötzlich ein gellender Schrei zu hören. Ich riss die Tür auf. Gleißendes Sonnenlicht flutete schlagartig in die Düsternis der Garage. Ein Ford stand drin. Vor dem Kühler, halb über der Haube liegend, stand der junge Halbwüchsige, der uns mit rüden Redensarten vor dem Hause in der 98. Straße West empfangen hatte, als wir nach Berty Johnson forschten.
Vor ihm standen unsere beiden Gangster. Gus Rander und Cris Meather. Cris war der Kerl, den wir schon kennengelernt hatten, als er mit Crack zusammen uns bewusstlos im Central Park aussetze.
»Hände hoch!«, brüllte ich die beiden an.
Phil stand rechts in der Tür, ich links. Verdattert drehten sich die beiden Gangster um. Aus den Mundwinkeln des Jungen sickerte ein dünner Blutstreifen. Sein Gesicht sah sehr verschwollen aus. Die brutalen Halunken hatten ihn ganz schön zugerichtet.
»Was wollt ihr?«, fragte Rander, während er uns anblinzelte. Seine Hände waren ungefähr in Schulterhöhe.
Ich sagte unseren alten Satz: »Sie sind verhaftet. Wenn Sie Widerstand leisten, werden wir von unseren Waffen Gebrauch machen. Wir machen Sie außerdem darauf aufmerksam, dass alles, was Sie von jetzt an tun oder sagen, gegen Sie verwendet werden kann.«
Gus Rander grinste.
»Soll wohl ein kleiner Scherz sein, was? Warum will man uns denn festsetzen? Wir sind friedliche Bürger eines freien Landes, Mann. Habt ihr einen Haftbefehl?«
Ich schüttelte den Kopf.
»No. Aber da bei Ihnen Fluchtverdacht besteht, bin ich zu einer vorläufigen Festnahme berechtigt. Der Haftbefehl wird Ihnen, entsprechend den Gesetzen der Vereinigten Staaten, innerhalb von 24 Stunden durch den Untersuchungsrichter selbst vorgelegt werden.«
»Bei euch hat wohl die Hitze gewirkt, was?«, lachte Rander grob. »Gegen uns kann nichts vorliegen, und deshalb kann man uns auch nicht verhaften.«
»Sie werden des Einbruchs des schweren Diebstahls und des Mordes an Steve O’Heaver beschuldigt. Ich denke, das dürfte genügen.«
»Allerdings«, knurrte Rander und schoss so jäh vor wie eine Pistolenkugel. Er rammte mir den Schädel in die Magengrube, dass ich mich nach rückwärts überschlug. Im Fallen sah ich, wie Phil sich verzweifelt gegen Maether wehren wollte, während Rander ihn von hinten würgte.
Ich lag auf dem Hof und bekam keine Luft. Ich war nicht bewusstlos, aber ich bekam keine Luft. Ich konnte alles sehen, aber ich war wie gelähmt.
Phil riss seine Hände hoch, packte die kleinen Finger des Gegners, der ihn von hinten erwürgen wollte, und drehte sie ab. Mit einem spitzen Schrei ließ Rander los.
In der gleichen Sekunde bekam Phil einen Magenhaken, der ihn zusammenkrümmte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht neigte er sich nach vorn. Er riss die rechte Hand mit der Pistole hoch. Rander hinter ihm schlug zu. Die Handkante traf mit mörderischer Wucht Phils Handgelenk. Die Pistole fiel ihm aus den Händen.
Ein neuer Tiefschlag von Meather riss Phil in die Knie. Rander hinter ihm griff unters Jackett und brachte eine Kanone zum Vorschein.
Bis zu diesem Augenblick mochten höchstens drei, vier Sekunden vergangen sein. Als ich die Pistole in Randers Hand sah, kam meine Bewegungsfähigkeit zurück. Ich riss im Liegen meine Pistole hoch, zielte kurz und drückte ab.
Der Schuss hallte peitschend durch die mittägliche Stille. Rander schrie auf.
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