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008 - Der schlafende König

008 - Der schlafende König

Titel: 008 - Der schlafende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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humpelnde Gestalten mit blutenden Nasen, zugeschwollenen Augen und zahnlosen Mäulern.
    Der Gottkaiser aller bekannten Universen, der an der Spitze des zerzaust wirkenden Heeres ging, torkelte wie unter dem Einfluss von 4,8 Promille. Sein kahler, von verbrannt wirkenden Flecken übersäter Schädel erweckte den Eindruck, als sei er mit einer Pechfackel in Berührung gekommen. Zwei Hohepriester, deren Kutten nur noch Fetzen waren, stützten ihn, obwohl sie sich selbst kaum auf den Beinen halten konnten. Das glorreiche Heer Claudius des Ersten sah aus, als hätte es sein Waterloo erlebt.
    Sepp kicherte schadenfroh.
    »Was war los?« fragte Matt mühsam, während seinen Kopf bei jeder Silbe stechende Pein durchlief. »Haben die Guule wieder angegriffen?«
    »O nein«, sagte Sepp. Er berichtete, dass der frisch erwachte König nach Mitternacht an der Spitze seiner Truppen gegen Züri marschiert sei zweifellos, um die Guule zu vertreiben und die uralte Fehde, von der die Hohepriester ihm zweifellos berichtet hatten, zu seinen Gunsten zu entscheiden. Offenbar hatte er sich trotz der überlegenen Bewaffnung seiner Leute eine blutige Nase geholt.
    »Wie ist das möglich?« fragte Matt.
    Sepp kicherte erneut. »Wenn man klein ist und überleben will, darf man nicht dumm sein«, sagte er. »Außerdem«, er grinste »sind wir Nüsslis recht wohlhabend.« Er räusperte sich.
    »Es heißt zwar, dass Reichtum nicht glücklich macht, aber das ist natürlich gelogen! Den Spruch haben wir Reichen uns nur ausgedacht, damit die Armen nicht neidisch auf uns werden.«
    »Ja«, sagte Matt. »Lieber reich und gesund als arm und krank.«
    »Genau«, sagte Sepp. »Dank unseres Reichtums können wir uns natürlich schlagkräftige Hilfe erkaufen, um unsere Goldene Gruft zu beschützen.«
    Matt machte große Augen. »Die Goldene Gruft?«
    »Unser Hauptquartier«, sagte Sepp stolz. »Es ist uneinnehmbar, denn es hat eiserne Türen, die fünf Ellen dick sind.«
    »Soll das heißen, dass die ekligen Leichenfresser aus der Steppe für die Grauen Eminenzen arbeiten?« fragte Aruula entsetzt und stellte Sepp auf den Boden.
    »Pssst, pssst«, machte der Gnom. Er legte einen Finger auf seine Lippen und schaute sich um, als befürchte er, man könne sie belauschen.
    »Zugegeben«, fuhr er dann fort, »sie haben reichlich unappetitliche Tischsitten… Aber wer sind wir, dass wir uns über die Gebräuche fremder Völker erheben? Hat Wudan den Guul mit seiner göttlichen Kraft nicht ebenso erschaffen wie die blutgierige Taratze und die schleimigen Snäkke? Empfindet nicht auch der Guul Schmerz, wenn man ihn schlägt? Blutet nicht auch er, wenn man ihn piekt?«
    »Nun ja…«, sagte Matt.
    »Die Nüsslis sind klein und schwach«, fuhr Sepp fort. »Die Mötzlis und ihr König hingegen sind groß und stark und haben lange Feuerspucker. Wenn die Nüsslis überleben wollen, dürfen sie nicht lange fragen, ob die Angehörigen ihrer Etranjee Legionen sich vor den Mahlzeiten auch brav die Hände waschen.«
    Sepp schaute Matt und Aruula treuherzig an.
    »Die Goldene Gruft muss beschützt werden!«
    »Etranjee Legionen?« fragte Matt.
    »Wir nennen sie so, weil sie ursprünglich aus dem Lande Fraace stammen«, erwiderte Sepp.
    »Sie sind sehr genügsam. Sie essen nur einmal im Monat. Meist sabbern sie nur vor sich hin. Sie schlafen wenig. Nachts graben sie sich für ein Stündli in die Erde ein. Sie fürchten weder Wudan noch Orguudoo, weil sie nur eine graue Zelle haben.« Er deutete mit dem rechten Zeigefinger auf seinen Kopf. »Wir Nüsslis hingegen haben zwei. Für einen rohen Braten dann und wann sind sie zu allem bereit.«
    »Wie .viele von denen stehen im Dienst der Grauen Eminenzen?« fragte Matt.
    Sepp fing an zu rechnen. Er benutzte die Finger, schien aber auch damit nicht weit zu kommen. »Es sind mehr, als ich sagen kann.«
    Allem Anschein nach hatten die Guule König Claudius' Truppen übel mitgespielt. Gegen tausend Guule, die plötzlich aus der Erde brachen, hatten auch einige Dutzend Männer mit modernen Waffen keine Chance.
    Zudem hatte er bei den Rückkehrern nur wenige Gewehre gesehen. Hatten die Etranjee- Guule sie ihnen womöglich abgenommen? Na, dann Gute Nacht, Marie!
    ***
    Als die Sonne hinter den Bergen aufstieg, flog die Tür des Turmzimmers auf.
    Sechs lädiert wirkende Gestalten mit geschwollenen Nasen und verpflasterten Gesichtern zerrten Matt, Aruula und Sepp, deren Mägen inzwischen so laut knurrten, dass sie sich von Taratzen

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