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008 - Der schlafende König

008 - Der schlafende König

Titel: 008 - Der schlafende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Säckchen mit Gewürzen aus, so dass sie die Mahlzeit wenigstens verfeinern konnten.
    Als sie fertig waren, setzten sie sich mit dem Rücken an die Wand und überdachten ihre Lage. Sepp erläuterte ihnen einige Dinge, von tfenen Matt durch Vader nur am Rande erfahren hatte.
    »Seit unzähligen Generationen«, berichtete Sepp, »sind die Sippen der Nüsslis und Mötzlis verfeindet. Der Grund der fortwährenden Auseinandersetzung liegt darin begründet, dass wir, die Nüsslis, uns seit Jahrhunderten bemühen, ein uns zustehendes Recht durchzusetzen.« Er holte tief Luft. »Wir besitzen nämlich ein Dokument, das bescheinigt, dass der Tempel des schlafenden Königs uns gehört.«
    »Was?« entfuhr es Matt.
    »Mein hochgeschätzter Vorfahr Harpo der Erste«, fuhr Sepp fort, »wurde kurz vor Kristofluu von einem gewissen Herrn Finanzamt beauftragt, den Besitz eines Herrn zu beschlagnahmen, der ihm 250.000 sogenannte Fränkli schuldete. Leider ist uns der Name des Herrn nicht mehr bekannt, da die Mäuse das Papier angeknabbert haben…«
    Matt ging spontan davon aus, dass De Broglie der Mann war, der dem Finanzamt die 250.000 Franken geschuldet hatte.
    »Harpo der Erste sollte den Besitz verwalten, bis der namenlose Herr seinen Verpflichtungen nachkam. Und um die Erfüllung dieses Auftrags bemüht sich unsere Sippe noch heute.« Er warf sich in die Brust. »Wir Nüsslis sind nämlich bekannt dafür, dass wir unsere Pflichten ernst nehmen.«
    Matt nickte stumm. Ihm schwirrte der Kopf. Es konnte nicht wahr sein. Was war dieser Harpo Nüssli für ein Mensch gewesen? Ein Konkursverwalter? Ein Rechtsanwalt? Oder noch schlimmer: ein Bankier!
    »Die Mötzlis hingegen«, sagte Sepp und schlug mit der geballten Rechten in seine linke Handfläche, »stehen auf dem Standpunkt, dass das Recht eines Königs jedes andere bricht!«
    »Tatsächlich?« fragte Matt.
    Sepp nickte. »Aber unsere Geschichtsforscher haben längst herausgefunden, dass Könige eine reine Erfindung sind. Es hat sie nie gegeben nur in Geschichten, die Omas ihren Enkeln vor dem Schlafengehen erzählen.« Seine Miene war ein Ausbund an Empörung. »Selbst wenn es wirklich Könige gäbe was mein hochgeschätzter Onkel Gnepf der Zehnte, das momentane Oberhaupt unserer Sippe, entschieden bestreitet -, können sie doch nicht einfach verbriefte Rechte außer Kraft setzen!«
    Sepp funkelte Matt und Aruula an. »Was sagt ihr dazu?«
    »Was sind verbriefte Rechte!« fragte Aruula.
    »Aruula ist vom Volk der Dreizehn Inseln«, sagte Matt rasch. »Sie kennt sich mit den hiesigen Gepflogenheiten nicht aus.« Er räusperte sich. »Ich hingegen finde…«
    »Du kommst aus dem Reich der Dreizehn Inseln?« Sepp beugte sich interessiert vor. »Du weißt also, wo es liegt?« Seine Äuglein leuchteten. »Es ist schon lange mein Traum, dorthin zu gehen, weil dort immer die Sonne scheint und das Essen auf den Bäumen wächst. Besonders jetzt, nachdem ich…« Er schlug sich mit der Hand auf den Mund und hüstelte verlegen, als hätte er sich beim Ausplaudern eines Geheimnisses ertappt. »Kannst du mir sagen, wie ich dort hinkomme?«
    Aruula nickte, obwohl Matt genau wusste, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte, denn sie war schon als kleines Kind aus dem Reich der Dreizehn Inseln entführt worden.
    Dass sie außerdem auch etwas vom Geschäftemachen verstand, zeigte sich sogleich.
    »Unter der Bedingung, dass du uns hilfst zu entwischen.«
    Sepp wollte etwas sagen, aber er wurde unterbrochen. Die Tür schwang auf. Die Behelmten kehrten zurück, deuteten auf das Tablett und knurrten Sepp zu, er solle sich verziehen. Sepp beugte sich der Gewalt, winkte seinen neuen Freunden zu und verließ den Raum.
    Wenige Minuten später ging die Tür erneut auf. Sepp stand im Rahmen und schwenkte einen Schlüssel. »Kommt mit…«, sagte er leise und winkte ihnen zu.
    So verdutzt Matt und Aruula auch waren derlei ließen sie sich nicht zweimal sagen. Sie eilten hinter dem Gnom durch einen Gang. Als sie an ein Treppenhaus kamen, sagte Sepp errötend, als müsse er sich rechtfertigen: »Der Wächter hat den Schlüssel verloren. Ich habe ihn nur aufgehoben.«
    Drei Schritte weiter sah Matt, dass er im Vorbeigehen den Schlüssel aus einer anderen Tür zog und selbigen blitzschnell unter seinem Umhang verschwinden ließ. An der Treppe klaute er eine Kerze aus einem dekorativen Halter. Den Halter verschmähte er wahrscheinlich nur, weil er angeschraubt war. Matt wurde allmählich klar, wobei man den

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