008 - Im Bann der Hexe
triumphierend. „Kommen Sie und sehen Sie sich meine Echokammer und meine Höhlenluftmaschine an! Haben Sie es gerochen? War es nicht unheimlich? Alles für meine morgige Party. Und das ist noch nicht alles. Ich habe auch an Ihre Einladung gedacht. Sie müssen kommen.“ Sie führte Beth in einen Salon und zeigte ihr einen Kasten mit Lampen und Drehscheiben. „Ich habe ihn ans Haustelefon anschließen lassen und kann alle Räume erreichen. Ich gratuliere Ihnen, dass Sie mein erstes Opfer waren. Es wird noch viele geben.“
„Dann sollten Sie auch eine Erste-Hilfe-Station einrichten“, meinte Beth und setzte sich mit immer noch weichen Knien.
Das Mädchen kam zurück und sagte, dass Mrs. Hillburton Beth oben erwarten würde. Sie ging hinauf in einen kleinen Salon und wurde von Mrs. Hillburton aufgefordert, sich zu setzen.
„Ich nehme an, Sie wissen, warum ich Sie rufen ließ?“
„Ich habe ein Gerücht gehört, dass Sie beabsichtigen, Ihre Pläne bezüglich der Hochzeit zu ändern.“
„Ja. Ich habe etwas erfahren, dass mir keine andere Wahl lässt.“ Ihre Hände flatterten nervös. „Meine Liebe, es ist schwer zu erklären. Ich möchte das, was am besten für Linda ist. Ich weiß, Sie werden mich verstehen.“
„Die Modelle sind bezaubernd“, gab Mrs. Hillburton zu, „aber ich sehe, dass Sie mir nicht ersparen wollen, es zu sagen. Na schön. Man hat mich über Ihre Vergangenheit unterrichtet. Man erzählte mir, dass Sie als gemeingefährliche Irre in einer Anstalt waren und dass Sie Ihren Mann ermordeten. Ich kann es mir nicht leisten, Sie noch länger in Verbindung mit dieser Hochzeit genannt zu wissen.“
„Weshalb nicht? Haben Sie Angst, ich könnte Amok laufen und in der Kirche um mich schießen? Die Tatsache, dass ich entlassen wurde, besagt doch, dass ich geheilt bin. Meinen Sie nicht?“
„Es tut mir leid, dass Sie Umstände machen“, erklärte Mrs. Hillburton. „Es erfordert Mut, ein neues Leben anzufangen, und Sie haben meine volle Sympathie. Wenn es sich nur um ein Gesellschaftskleid gehandelt hätte … Eigentlich bin ich diejenige, die sich benachteiligt fühlen sollte. Sie kamen hierher, ohne auch nur eine Andeutung zu machen. Ihr Kleid ist nicht nur schön, es ist sehr ungewöhnlich, und die Presse wird sich für die Modeschöpferin interessieren. Das wussten Sie vorher. Man wird sich aber auch mit Ihrer Vergangenheit beschäftigen, und die Sensation wird Lindas Hochzeit ruinieren. Es ist keine Zeit mehr, woanders ein passendes Kleid machen zu lassen, und deshalb müssen wir uns mit einer kleinen Feier begnügen.“
Der Raum verschwamm ihr vor den Augen. Würde das jetzt immer so sein? Würde ihre Vergangenheit sie immer verfolgen?
Sie schluckte ihren Stolz herunter und bat Mrs. Hillburton, ihre Pläne ihretwegen nicht zu ändern und Linda wenigstens zu erlauben, das Kleid zu tragen, ohne ihren Namen zu nennen.
Die letzten schrecklichen Tage in Colwood lebte sie in einer Art Trancezustand. Peter, Starla und sie selbst wurden immer unwirklicher. Nachts wachte sie oft auf und glaubte den Huf schlag eines galoppierenden Pferdes gehört zu haben. Abaddons Hufe. Aber gleich darauf war der Spuk verflogen, und nur das Quaken eines einsamen Frosches störte die Nachtruhe.
Sie ging wieder und wieder in den Wald zu der verkrüppelten Buche. Der Platz zog sie magisch an.
Eines Tages sah sie etwas im Gras aufblitzen. Sie bückte sich und fand zwischen den rotgetränkten Stofffetzen ihren Opalanhänger, den Peter ihr Weihnachten vor Starlas Geburt geschenkt hatte.
Sie hob ihn auf und eilte nach Hause. Ihr Gefühl, dass etwas Schreckliches bevorstand, war so stark, dass sie sich beinahe Peter anvertraute. Sie war schon auf der Kellertreppe zur Dunkelkammer, als ihr bewusst wurde, dass er ihr nur erklären würde, sie hätte den Anhänger sicher selbst verloren.
Das Haus war überheizt, und sie spürte dass sie Kopfschmerzen bekommen würde. Sie wollte in den Keller gehen, um die Heizung umzustellen, fühlte sich aber zu elend. Stattdessen machte sie ein Fenster im Schlafzimmer auf. Die frische Luft tat gut, trotzdem wurde ihr schwindlig. Sie sank auf das Bett.
Ein Verhängnis braute sich über ihr zusammen. Jetzt bin ich dran, dachte sie, wie Mrs. Richards. Sie sah im Geist die Puppe mit den Zügen der alten Frau unter dem Busch liegen. Wo war eigentlich die andere Puppe, die ihr selber ähnlich sah?
Als sie vom Bett aufstand, um danach zu suchen, wurde es schon langsam
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