0091 - Götzen und gelbe Gangster
die Arme auf der Brust.
»Tatsächlich. Ja, das ist sie. Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«
Dooscamp tat, als dächte er nach.
Robson unterbrach ihn.
»Sie werden wegen der alten Sache vor Gericht erscheinen, Dooscamp«, sagte er betont. »Wenn Sie jetzt in meiner Sache, die mich interessiert, den Widerspenstigen oder Vergesslichen spielen -wir haben auch andere Methoden. Darauf können Sie sich verlassen. Ich kann Sie hier zwanzig Stunden lang pausenlos in ein Kreuzverhör nehmen lassen. Unsere Beamten werden sich ablösen -Sie werden die zwanzig Stunden durchstehen müssen. Also?«
»Vor - vor ein paar Tagen«, sagte Dooscamp unsicher.
»Haben Sie gestern nichts von ihr gehört?«, bluffte Robson mit todernstem Gesicht.
»No.«
»Auch nicht gesehen?«
»No.«
»Kennen Sie irgendjemand, der ein Interesse daran haben könnte, Malo Chenang umzubringen?«
»No.«
»Sie haben auch nichts von einer Waschni-Sekte gehört?«
Dooscamp schluckte. Seine Stimme klang spröde, als er hervorstieß: »Eh -doch - ich - ich glaube…«
»Was glauben Sie?« Robsons Stimme war auf einmal messerscharf.
»Ich - man hat davon gesprochen, heimlich…«
»Wer?«
»Die Chinks, mit denen ich arbeite.«
»Was haben sie gesprochen?«
»Dass die Waschni-Sekte sich breit machte. Sie waren ganz verstört. Aber sie wagten nicht, laut darüber zu sprechen. Sie hatten Angst, dass sie auch umgebracht würden, genau wie…«
Dooscamp hielt erschrocken inne.
Robsons Gesicht war auf einmal steinhart. Ein Fieber hatte ihn gepackt. Hier war er tatsächlich auf der Spur jener bestialischen Meuchelmörder.
»Genau wie wer?«, sagte Robson leise. »Schnell. Antworten Sie.«
»Ich meine, eh, genau wie die vielen Leute, die die Waschni-Sekte überhaupt schon auf ihrem Gewissen hat…« entgegnete Dooscamp ausweichend.
Robson schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch hinter sich, dass es wie ein Pistolenschuss hallte.
»Denken Sie, ich bin ein dummer Schuljunge?«, schrie er Dooscamp an. »Wollen Sie mich wie einen Tanzbären an der Nase herumführen? Sie sind sich wohl immer noch nicht darüber klar, wo Sie hier sind, wie?«
Seine Stimme hallte dröhnend durch den großen Büroraum. Dooscamp zog ängstlich den Kopf ein.
»Ich lasse Sie hier fertig machen, dass Sie sich selbst nicht wieder erkennen.«, brüllte Robson. Natürlich war es nichts als eine Drohung, die er niemals hätte wahr machen können, aber vielleicht genügte die bloße Drohung schon, um eine gewisse Wirkung zu erzielen. Es gibt ja genug Reporter von Schauerzeitungen, die immer das Märchen vom dritten Grad in die Welt setzen. Und manche Gangster glauben es und stellen sich unter dem dritten Grad eine fürchterliche Quälerei vor. Dabei flöge der FBI-Beamte postwendend aus dem Dienst, der einen Gefangenen misshandelte.
Aber auch bei Dooscamp hatten die Schauermärchen der Sensationspresse ihre Wirkung getan, er glaubte an den dritten Grad. Man konnte es an seinem angstschlotternden Gesicht ablesen:
»Ich - ich weiß wirklich nichts mehr«, stöhnte er.
Robson beugte sich so weit vor, dass seine Stirn fast die des Mörders berührte.
»Überlegen Sie es sich genau«, sagte er ganz leise, sodass man es kaum verstehen konnte. »Sonst wechseln wir mal die Örtlichkeit. Ich kann das Verhör auch in Zimmer vierzehn fortsetzen«
Zimmer vierzehn war das Archiv. Aber das konnte Dooscamp nicht wissen. Vor seinem geistigen Auge enstanden Foltergeräte und wer weiß was alles. Mit zitternden Händen wehrte er ab: »No, Chef, bitte nicht. Ich - ich sage alles, was ich weiß.«
»Dann aber ein bisschen schnell.«, schrie Robson. Er wusste genau, wie das an die Nerven geht, wenn bei einem Verhör Brüllerei mit sanfter Freundlichkeit dauernd abwechseln.
»Man munkelte, dass die Waschni-Sekte ein paar junge Mädchen umgebracht hätte. Etwas Genaues wusste ja zwar keiner, aber man sprach allgemein davon…«
»So, so«, murmelte Robson. »Man munkelte davon. Übrigens, Dooscamp, damit wir uns recht verstehen. Ich werde gegen Sie Anklage erheben werden, der Beteiligung an sieben Ritualmorden, die der Waschni-Sekte zugeschrieben werden.«
Robson wandte sich um und nahm die Mappe, die ihm ein G-man aus dem Schrank herausgesucht hatte. Er schlug sie auf und hielt sie Dooscamp unter die Nase. Es waren die Großaufnahmen der verstümmelten Körper.
»Ob die Polizei Sie wird vor der wütenden Bevölkerung schützen können, wenn diese Einzelheiten nach draußen
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