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0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

Titel: 0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und die Tote ohne Gesicht
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mir zieht ›Kalter Kaffee‹ nicht. Ich trinke lieber Tee mit Rum.«
    Ich blieb geduldig. »Okay«, sagte ich zu ihr. »Passen Sie mal schön auf. Ich könnte Sie ohne Weiteres festsetzen lassen, wegen Beihilfe zum Mordversuch. Ich will Sie aber unangefochten gehen lassen, wenn Sie mir erzählen, was ich wissen will. Verstanden?«
    »Hören Sie mal, G-man«, lachte sie, »die Drohung wegen Mordversuchsbeihilfe legen Sie mal schön wieder auf Eis. Dass ich in der Karre war, beweist einen Dreck. Wetten, dass mich der Untersuchungsrichter schon am nächsten Morgen raus lässt? Ich kenne die drei Boys gar nicht. Sah sie heute Morgen in der City zum ersten Male. Sie sagten zu mir, ob ich ’ne Spritzfahrt ins Grüne mit ihnen machen wollte. Warum sollte ich nicht. Ahnungslos steige ich ein. Wir trinken unterwegs einen, futtern was und schaukeln weiter. Auf einmal sind wir auf der Straße, wo die Knallerei passiert ist. Der Boy neben mir reißt das Steuer rum, als er Ihren Wagen sieht. Die anderen zücken ihre Kanonen. Ich habe vor Angst geschwitzt, G-man, weil ich jeden Augenblick glaubte, von ihnen ’ne Kugel zu bekommen. Wie Sie sehen, lebe ich aber noch.«
    »Übrigens heiße ich Jerry.«
    »Schön, Jerry, und ich heiße Jetta.«
    »Hübscher Name.«
    »Machen Sie keinen süßen Schmus. Damit können Sie bei mir keinen Eindruck schinden. Wenn es ihnen Spaß macht, sperren Sie mich ein. Ich kenne den Kram schon. Macht mir gar nichts aus. Laufen lassen müssen Sie mich ja doch wieder.«
    »Und wie war die Sache vor der Leichenhalle gestern, Jetta?«, fragte ich lächelnd.
    Sie sah mich groß an. Ein Erkennen spiegelte sich auf ihren Zügen. Ob wahr oder gekünstelt, konnte ich nicht feststellen.
    »Tatsächlich«, sagte sie ohne ein Zeichen von Erschrecken, »Sie sind an mir vorbeigelaufen in dem Regen, haben mich sogar angesprochen. Und dann in die nächste Tür rein.«
    »Wissen Sie, wohin man durch die Tür kommt?«
    »Zur Leichenhalle der Stadthaus-Cops.«
    »Sehr richtig. Finden Sie nicht auch, dass es ein merkwürdiges Übereinstimmen ist; die drei Gangster, für die Sie Schmiere gestanden haben, und die drei Gangster im Chevrolet?«
    »Na, hören Sie mal, Sie Überschlauer. Jetzt bringen Sie mich wohl auch noch mit dem Mord am Leichenwärter in Verbindung? Man darf sich bei euch Brüdern noch nicht mal beim Regen unterstellen - schon wollt ihr einem ’nen Strick drehen. Ich habe von dem Mord heute Morgen in der Zeitung gelesen. Mehr weiß ich nicht. Das mit dem Schmierestehen schlagen Sie sich ruhig aus dem Kopf. Damit haben Sie wenig Glück.«
    »Sie wollen mir also nicht mehr erzählen?«
    »Was ich weiß, habe ich gesagt. Was ich nicht weiß, kann ich auch nicht erzählen. Nun geben Sie Gas und spendieren Sie ’nen Schnaps.«
    »Später sogar zwei, Jetta. Zuerst fahren wir zur Leichenhalle.«
    Ich gab Gas.
    »Wieso Leichenhalle?«, fragte sie.
    Ich sah geradeaus. »Das ist schnell erklärt. Ich werde Sie ein paar Stunden in den Keller einsperren. Ein hochinteressanter Ort. Zwar ein bisschen kühl, das ist aber auch alles.«
    Natürlich war das Bluff. Aber dieses hartgesottene Frauenzimmer musste ich weich bekommen. So oder so. Und siehe da, meine Taktik erwies sich als erfolgreich. Ich warf einen Blick auf ihr Gesicht und wusste, dass ich gewonnen hatte. Ihr Blick war starr, ihre Hände zupften fahrig an ihrem Kleid.
    Ich gab ihr noch eine Zigarette.
    »Jerry… so was wollen Sie mit mir machen?«
    »Wenn Sie nicht endlich die Wahrheit sagen, selbstverständlich.«
    Sie rauchte mit hastigen Zügen und sah mich ängstlich an. »Ich hätte nie geglaubt«, sagte sie, »das ich einem von der Polente mal was singen würde.«
    »Freut mich, dass Sie zur Vernunft kommen, Mädchen. Aber versuchen Sie nicht, mich auf den Besen zu laden. Wenn ich das merke, dann bleiben Sie eine ganze Nacht unten.«
    »Hören Sie zu«, sagte sie. »Ich hab ’nen Freund, der heißt Abe Telvi. Prima Boy, nur ’n bisschen hart.«
    »War er einer der drei im Chevrolet?«, fragte ich.
    »Keine Spur.«
    »Erzählen Sie weiter.«
    »Gestern Abend kommen wir aus dem Kino, da treffen wir einen, den ich nicht kannte. Aber er kannte Abe. ›Ich hab was für deine Kleine‹, sagte der Fremde zu Abe, ›prima Job. Mädchen machen so was besser als Männer.‹ Abe fragte: ›Was soll das denn sein?‹ Da sagte der andere: ›Wir haben einen im Fernrohr, der uns die Tour vermasseln will. Deine Kleine soll aufpassen, wenn er morgen früh aus dem

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