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0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

Titel: 0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und die Tote ohne Gesicht
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Pülverchen ins Glas. Draußen im Flur warteten ein Diener und der Chauffeur, Sie schnappten dich und lieferten dich auftragsgemäß hier ab. Wir befinden uns nämlich in der Stadtwohnung deiner Lebensretterin. Alles ganz einfach, nicht wahr. Jerry?«
    »Und du?«
    »Wie abgesprochen, betrat ich nach einer Stunde die Bar. Ich guckte mir die Augen nach dir aus. Da fragte mich eine Dame im Nerzcape, ob ich vielleicht einen gewissen Jerry Cotton suchte. Ich bejahte und erfuhr, was mit dir geschehen war. Ich lud die Dame noch zu einem Drink ein, dann verschwanden wir und fuhren hierher.«
    »Hast du die drei Gangster bemerkt?«
    »Ich habe sogar von ihnen Feuer für meine Zigarette bekommen, den Beschwipsten gespielt und auf die Polizei geschimpft. Dabei habe ich mir ihre Gesichter angesehen. Zwei waren mir unbekannt, eins kannte ich. Es gehörte zu Fat Boy Clarke, mit richtigem Namen Clarke Boyles. War mal auf einem Steckbrief. Ich rief von hier aus gleich das Districtbüro an. Fat Boy ist erst kürzlich aus dem Zuchthaus entlassen worden. Ich müsste mich täuschen, wenn nicht auch der falsche Leichenwärter bei dem Trio gewesen ist. Dick, ohne Hals, breites Gesicht, kleine Schweinsaugen. Stimmt das?«
    Ich bejahte. Dann sagte ich wütend: »Und du hast sie aus den Fingern gelassen? Es wäre richtiger gewesen, telefonisch einen Funkwagen zu rufen. Dann hätten wir die Burschen und könnten sie anständig vernehmen.«
    »Bin ich ein Anfänger?«, fauchte Phil mich an. »Natürlich wollte ich das, aber die Kerle hatten sich bereits abgesetzt. Den Buick fand wenig später ein Funkwagen in der Nähe.«
    Der Tee hatte meinen Kopf etwas in Ordnung gebracht.
    »Jetzt unterhalten wir uns mal ein bisschen, Susan. Einverstanden?«
    Phil holte mir ein Glas Orange Pekoe zur Stärkung. Dann wartete ich. Und das Marr-Mädchen fing an.
    »Ich glaube«, sagte sie, »es ist jetzt soweit, dass ich offen spreche. Ich schicke voraus, das ich den Grund der Ermordung von Jana Harker nicht kenne.«
    Ich wechselte mit Phil einen Blick des Einverständnisses. Susan glaubte immer noch daran, die aus dem Wasser gezogene Tote sei Jana Harker. Wir ließen sie dabei.
    »Beginnen wir mit dem Brief«, fuhr sie fort, »den Sie, Jerry, in meiner Handtasche fanden. Er wurde mir, wie es den Anschein hat, nicht von Robert Harker gegeben, noch habe ich ihn ihm entwendet. Ich rief ihn an, wie er dazu käme, mir einen solchen Wisch zu schicken, da sagte er, davon wüsste er nichts. Und das glaube ich ihm.«
    »Wer soll ihn denn sonst an Sie weitergeschickt haben?«, fragte Phil.
    »Wenn ich das wüsste«, antwortete das Mädchen, »sähe ich klarer. Der Brief kam auch nicht mit der Post. Der Diener fand ihn ohne Marke im Briefkasten, kurz bevor ich nach Hawaii abgeflogen bin. Ich schloss ihn mit meinen übrigen Briefschaften ein, und als ich zurückkam, fragte ich Jana danach. Sie behauptete, den Brief nicht geschrieben zu haben. Als ich von ihrem fürchterlichen Ende erfuhr, steckte ich ihn in meine Handtasche, um ihn der Polizei zu zeigen. Sie kamen mir zuvor, Jerry, und fanden ihn.«
    »Was hältst du davon, Phil« fragte ich.
    »Kann ich den Brief mal sehen?«
    »Sie haben Glück«, meinte das Marr-Mädchen. »Ich nahm die richtige Handtasche mit.«
    Phil studierte die mit der Hand geschriebenen Zeilen.
    »Ich nehme an«, sagte er dann, »Sie haben nichts dagegen, dass der Brief endlich in die Hände kommt, für die er bestimmt war.« Dann schob er ihn in meine Tasche.
    Susan blickte Phil erstaunt an, ich auch. Dass ich nicht so schnell mitkam, lag an dem verfluchten Zeug, das mir das Mädchen ins Glas gekippt hatte, während ich ahnungsloser Jüngling ihren Fächer holte.
    Phil meinte: »Das ist ganz einfach. Der Verfasser - es handelt sich um einen Mann und keine Frau - wollte doch nur, dass der Brief in die Hände der Polizei geraten sollte. Grund: die Polizei glauben zu machen Robert Harker hätte mit Miss Marr ein Verhältnis, seine Frau wäre eifersüchtig und so weiter.«
    »Teufel«, stöhnte ich, »da komme ich einfach nicht mit. Und gerade, wenn es am lehrreichsten wird, heißt es ›und so weiter‹.«
    »Womit ich sagen wollte«, ergänzte Phil, »das bei einem eventuellen Verschwinden der angeblich erbosten Ehefrau der Verdacht der Täterschaft von dem wahren Schuldigen abgelenkt wird. Endlich erfasst, Jerry?«
    Ich hatte es endlich begriffen. Mein Kopf war plötzlich wieder klar. Eine unbändige Freude packte mich. Aber noch war eine ganze

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