01 Arthur und die vergessenen Buecher
über den Rasen zu der Stelle, wo die Hunde über einer liegenden Gestalt Wache standen.
Der Mann drehte sich zur Tür zurück, in der sich eine Frauengestalt gegen das Licht abzeichnete. » Margriet, bel de politie! «, rief er. » Inbrekers! «
Wir warteten die weitere Entwicklung nicht ab, sondern schlichen uns unauffällig davon. Der nächste Zaun war glücklicherweise nur hüfthoch, und der dahinter liegende Garten besaß einen Ausgang zur Straße.
Hinter einem Baum versteckt, hielten wir nach Ham Slivitskys Auto Ausschau. Als wir nichts entdeckten, wagten wir uns auf den Bürgersteig.
Fünf Minuten später näherten wir uns endlich Teylers Museum. Der Himmel hatte sich ausgeweint, aber wir waren beide nass bis auf die Haut. Ich hoffte nur, dass das Register in meiner Umhängetasche keinen Schaden genommen hatte. Vor dem Gebäude standen zwei Polizeiwagen, und aus der Türe fiel Licht auf die Straße. Dem Eingang gegenüber stand eine Gruppe Schaulustiger am Rand der Gracht.
Wir drängten uns so unauffällig wie möglich an ihnen vorbei und überquerten dann die Straße. Ein paar Meter weiter, vor der Einfahrt zu einer Tiefgarage, wartete ein alter Mini mit laufendem Motor. Als wir näher kamen, öffnete sich die Fahrertür und Jan schälte sich aus dem winzigen Gefährt heraus. Er winkte uns zu.
In wenigen Schritten waren wir bei ihm. Larissa schlüpfte auf den Rücksitz, ich nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Ich hatte meinen Gurt noch nicht befestigt, da war Jan auch schon losgefahren.
Schlagartig überkam mich eine ungeheure Müdigkeit und zugleich das unglaublich angenehme Gefühl, endlich in Sicherheit zu sein.
In wenigen Minuten hatten wir die Innenstadt von Haarlem verlassen. Jan bemerkte unseren Zustand und stellte keine Fragen. Wir fuhren auf einer Schnellstraße, und das rhythmisch ab- und anschwellende Licht der gelben Laternen ließ meine Augen immer weiter zufallen. Anfangs kämpfte ich dagegen an, aber nach drei Versuchen gab ich auf und war eine Minute später eingeschlafen.
August 361
Als Jan uns weckte, standen wir bereits vor van Wolfens Buchladen. Nach einem müden Gutenacht-Gruß schleppten Larissa und ich uns in unsere Zimmer und setzten unseren Erschöpfungsschlaf fort. Ich besaß gerade noch die Kraft, das Register von Leyden unter mein Kopfkissen zu schieben, bevor mir die Augen zum zweiten Mal an diesem Abend zuklappten.
In dieser Nacht schlief ich traumlos, und als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte auch der Schmerz in meiner Schulter etwas nachgelassen. Beim Frühstück konnte ich van Wolfens und Jans Neugier deutlich spüren, aber sie hielten sich zurück, bis wir unsere Pfannkuchen verputzt und unseren zweiten Kakao vor uns stehen hatten. Dann war unsere Schonfrist vorbei.
Wir berichteten von unseren Erlebnissen in Haarlem, und schließlich holte ich das dünne Buch aus meinem Zimmer, das wir in der Museumsbibliothek gefunden hatten. Van Wolfen betrachtete es einen Moment ehrfürchtig und schlug es dann auf. Er blätterte einige Male um und studierte die Einträge. Dann sah er uns an.
»Euer Freund Gerrit hatte recht«, sagte er. »Dieses Büchlein scheint tatsächlich der Schlüssel zu den Vergessenen Büchern zu sein.«
Er machte eine kurze Pause.
» Liber Responsorum ist das Buch der Antworten «, erklärte van Wolfen. » Liber Obscuritae das Buch der Dunkelheit . Und Liber Imaginum bedeutet Buch der Bilder . Es sieht wirklich so aus, als seien hier alle Vergessenen Bücher aufgelistet. Sogar einige, die ich nicht kenne.«
Vorsichtig blätterte er die Seiten um. »Das Buch der Antworten ist wohl mehrfach neu versteckt worden. Jedenfalls taucht es an verschiedenen Stellen auf, immer in anderer Tinte und Handschrift geschrieben. Ah, hier befindet sich der letzte Eintrag.«
Er drehte das Register um, damit auch wir die Stelle sehen konnten, auf die er mit seinem Finger zeigte. Das Ganze sah etwa so aus:
Die ersten beiden Worte bedeuteten Liber Responsorum , das wusste ich bereits. Ich versuchte, das Wort in der Mitte zu entziffern. Es war in einer altmodischen Handschrift geschrieben und ergab keinen Sinn.
»Anguft?«, fragte ich.
Van Wolfen lächelte. »Das ist eine alte deutsche Schreibschrift. Sie ist nach ihrem Erfinder Sütterlin benannt. Und das Wort hier heißt August . Und dann haben wir hier noch die vier Initialen A.H.P.C. , von denen ich aber auch nicht weiß, wofür sie stehen.«
»August? August 361? Und das soll unsere Spur zum Buch der
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