01 - Ekstase der Liebe
gelegentlich langweilte,
wurde sie dort wenigstens nicht von Verlangen heimgesucht oder plötzlich von
einem Gefühl der Demütigung überfallen.
jetzt
befand sie sich ohne Anstandsdame bei einem Picknick mit einem gut aussehenden
Mann, der in sie verliebt zu sein schien, und konnte keinen klaren Gedanken
fassen. Wills zerzaustes blondes Haar und seine blauen Augen ließen sie kalt,
aber sie musste nur daran denken, dass sie bald Alex sehen würde, und ihr
Körper kribbelte von Kopf bis Fuß.
»Charlotte«,
sagte Will ernst, legte ihr die Hände auf die Schultern und drehte sie zu sich.
»Ich möchte Sie um die Ehre bitten, meine Frau zu werden.«
»Oh.«
Wieder schnappte Charlotte erschrocken nach Luft. Seit Wochen war sie damit
beschäftigt, Heiratsanträge zurückzuweisen, aber plötzlich hatte sie ihren Text
vergessen.
Will
wartete die Antwort nicht ab, er neigte einfach den Kopf und küsste sie.
Charlotte erwachte aus ihrer Benommenheit und war ausgesprochen verärgert. Was
bildeten diese Kerle sich eigentlich ein? Sie schienen zu glauben, sie könnten
einfach ihren Mund auf ihren drücken, wann immer sie wollten! Abrupt wich sie
zurück und erhob sich.
»Baron
Holland«, sagte sie ruhig. »Sie und ich haben das Thema Heirat bereits
besprochen und ich habe Ihre Hand zurückgewiesen.«
Einen
Augenblick lang saß Will schweigend auf der Bank und starrte sie an. Das war vorher, dachte er stumm. Bevor du dein Haar geschnitten hast, bevor du neue Kleider
getragen hast, bevor du so unwiderstehlich geworden bist. Aber wie sollte man
einer Frau erklären, dass man es dieses Mal wirklich ernst meinte? Wie
konnte man das sagen, ohne zu verraten, dass man es damals auf ihr Geld und
nicht auf sie abgesehen hatte, selbst wenn das nun nicht mehr der Fall war? Er
stand auf und nahm ihre Hände in die seinen. »Charlotte, ich ...« Aber was
immer er sagen wollte, er wurde unterbrochen.
Charlottes
Blick fiel über seine Schultern und ein leichtes, aber strahlendes Lächeln
erhellte ihr Gesicht. Will starrte sie einige Sekunden lang bestürzt an, dann
ließ er ihre Hände resigniert fallen und drehte sich um. Eine Gruppe
plaudernder, elegant gekleideter Menschen kam auf sie zu, unter ihnen Alexander
Foakes, der Graf von Sheffield und Downes, seine kleine Tochter auf den
Schultern.
Will
betrachtete seine Begleiterin. Ihre Wangen röteten sich leicht, als sie den
Grafen näher kommen sah. Sie schien sich Wills Anwesenheit nicht bewusst zu
sein. Der Baron ließ die Schultern hängen. Er war kein Narr. Charlotte war für
ihn verloren ... außer... wusste sie von Alex' Impotenz? Einen verrückten
Augenblick lang stellte sich Will vor, wie er es ihr erzählte und sie tröstete,
als sie sich untröstlich in seine Arme warf. Unsinn. Wie in aller Welt sollte
er einer Dame aus guten Hause so etwas erklären? Wahrscheinlich wusste sie noch
nicht einmal, was Impotenz bedeutete! Und sie würde Will hassen.
Er warf
einen raschen Blick auf Alex. Es war ohnehin kaum zu glauben. Alex' großer,
muskulöser Körper war wie geschaffen für die hautengen Pantalons, die zurzeit
in Mode waren. Es schien in höchsten Maße unwahrscheinlich, dass er impotent
war.
Verdammt!
Will spürte einen heftigen Schmerz in der Brust. Er hatte sich so an die
Vorstellung gewöhnt, eine junge Frau wegen ihrer Mitgift zu umwerben, dass er
vergessen hatte, dass auch wirkliche Gefühle im Spiel sein konnten. Aber ... er
blickte noch einmal. zu Charlotte. Ihre Mundwinkel hatten sich zu einem Lächeln
verzogen, das Alex willkommen hieß, und- in ihrem Blick war etwas, das er
noch nie darin gesehen hatte. Zum Teufel, dachte Will. Selbst wenn ihre Eltern
Alex ablehnten (welche Eltern würden einem Mädchen erlauben, einen Mann mit
einer solchen Beeinträchtigung zu heiraten?), sie würde niemals wirklich ihm
gehören.
In
diesem Moment verabschiedete sich Will ohne sein Wissen aus der Zunft der
Mitgiftjäger. Er war an einen Punkt gekommen, der es ihm unmöglich machte, nur
wegen des Geldes zu heiraten.
Alex
seinerseits bemerkte sofort Charlottes zerzaustes Haar und ihre rosigen Wangen
und brennende Wut stieg in ihm auf. Wie konnte Will es wagen, sie anzufassen,
dachte er schäumend vor Wut. Wie konnte sie es wagen, einen anderen Mann zu
küssen? Pippa, die spürte, wie die Erregung durch seinen Körper lief, klammerte
sich an seinen Haaren fest und fing an zu weinen.
»He«,
sagte Alex leise, hob sie von seiner Schulter, drückte sie an sich und strich
ihr übers
Weitere Kostenlose Bücher