Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
verändern. Weißt du, das Ganze ist wie bei Sophokles. Irgendwann lassen sie alles hochgehen, und wenn der verdammte deus aus seiner verdammten machina kommt, erweist sich der deus bestimmt als eine Wolke von Interkontinentalraketen. Und dann ist sowieso alles zu spät, Peter. Genauso, wie wir es uns vor ein paar Jahren in New Hampshire vorgestellt haben.« Henderson merkte, daß dies nicht Hicks' erster Joint war. Marihuana brachte seinen Freund immer zum Jammern.
    »Wally, erzähl mir mal, worum es eigentlich geht.«
    »Nun, sie nehmen an, da gibt es so ein Lager... « Mit gesenkten Augen erzählte Hicks seinem Freund, was er erfahren hatte.
    »Das sind keine guten Nachrichten.«
    »Sie glauben, dort würde ein Haufen unserer Leute gefangengehalten, aber das sind reine Vermutungen. Wir wissen nur von einem. Und stell dir vor, wegen einem Mann gefährden die die Friedensgespräche!«
    »Mach endlich diesen verdammten Joint aus!« schimpfte Henderson und nahm einen Schluck von seinem Bier. Er konnte das Zeug nicht riechen.
    »Nein.« Wally nahm einen weiteren tiefen Zug.
    »Wann soll es losgehn?«
    »Weiß ich nicht genau. Roger hat kein Datum genannt.« »Wally, du mußt in deinem Job bleiben. Leute wie dich brauchen wir im System. Irgendwann wird man schon auf uns hören.«
    Hicks blickte auf. »Und wann soll das deiner Meinung nach sein?«
    »Stell dir vor, dieser Einsatz geht schief. Stell dir vor, man merkt, daß du recht hattest. Dann hört Roger dir zu, und Roger hat bei Kissinger gewissen Einfluß, nicht wahr?«
    »Ja, manchmal.«
    Welch ein beachtlicher Fortschritt, dachte Henderson.
    Auf dem Weg zum Luftwaffenstützpunkt Andrews fuhr der gemietete Bus so viele Umwege, daß die Strecke beinahe doppelt so lang war, merkte Kelly, als er aus dem Fenster blickte. An der Rampe erwartete sie eine neue C-141, zur oberen Hälfte weiß, die untere Hälfte grau gestrichen. Die Positionslichter waren bereits eingeschaltet. Als die Marines aus dem Bus kletterten, wurden sie von Maxwell und Greer verabschiedet.
    »Viel Glück«, wünschte Greer jedem Mann einzeln. »Waidmarinsheil«, ergänzte Dutch Maxwell.

26 Transit
    Die neue Starlifter erwies sich als ausgesprochen langsame Maschine. Im Durchschnitt legte sie knappe 478 Meilen pro Stunde zurück, und als erster Zwischenstopp war der Luftwaffenstützpunkt Elmendorf in Alaska eingeplant, 3350 Meilen und damit acht Flugstunden von ihrem Ausgangsstandort entfernt. Kelly kam es immer noch komisch vor, daß die kürzeste Strecke von einem Punkt auf der Erde zu einem anderen in einer Kurve verlief, aber vielleicht lag das daran, daß Landkarten flach waren und die Erde eben nicht. Eigentlich hätte sie diese Kurve von Washington nach Da Nang über Sibirien geführt, aber der Bordnavigator hatte Kelly erklärt, das sei nicht möglich. Bei ihrer Ankunft in Elmendorf waren die Marines munter und ausgeruht. Sie kletterten aus dem Flugzeug, um sich die gar nicht so fernen schneebedeckten Berggipfel anzusehen - in wenigen Stunden würde man sie an einem Ort absetzen, an dem das Thermometer über 40 Grad kletterte und die Luftfeuchtigkeit fast 100 Prozent betrug. Zum Amüsement der Männer von der Air Force, die nur selten mit Marines zu tun hatten, nutzten die meisten die Gelegenheit, um ein paar Runden zu joggen. Die Wartungszeit der C-141 betrug alles in allem zweieinviertel Stunden. Nach dem Auftanken und dem Auswechseln eines minder wichtigen Instruments waren die Marines froh, als der nächste Abschnitt der Reise begann, der nach Jakoda in Japan führte. Drei Stunden nach Abflug war Kelly vom Lärm und von der Enge so genervt, daß er ins Cockpit ging.
    »Was ist das dort drüben?« fragte er. In der Ferne zeichnete sich eine dunstverhangene, grünbraune Küstenlinie ab.
    »Rußland. Die haben uns jetzt auf dem Radar.«
    »Oh, wie nett«, stellte Kelly fest.
    »Die Welt ist klein, Sir, und denen gehört ein ganzer Brocken davon.«
    »Sprechen Sie mit ihnen - wegen der Flugkontrolle, meine ich?«
    »Nein.« Der Navigator lachte. »Von guter Nachbarschaft kann hier keine Rede sein. Bei diesem Abschnitt sind wir über Hochfrequenz mit Tokio verbunden, und die Kontrolle erfolgt von Manila aus. Sind Sie mit dem Flug soweit zufrieden?«
    »Bis jetzt keine Beschwerden. Nur ein bißchen langweilig.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, meinte der Navigator, bevor er sich wieder seinen Instrumenten zuwandte.
    Kelly kehrte in den Laderaum zurück. Von den Motoren der

Weitere Kostenlose Bücher