Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
zeigten sich zwischen Falten aus grünem Satin.
    Über ihnen war Lärm zu hören, ein Mann brummelte vor sich hin, dann erschien Richard Gibson. Er polterte die Treppe herunter und sah seine Frau stehen.
    »Menschenskind, Mad, zieh dir was an«, sagte er.
    »Vor fünf Minuten wolltest du's anders«, versetzte sie mit einem vielsagenden Lächeln und stieg dann gemächlich die Treppe hinauf, wobei sie soviel wie möglich von ihrem hübschen Körper zur Schau stellte.
    Gibson sah ihr mit nachsichtiger Erheiterung nach.
    »Sie sollten Sie sehen, wenn sie wirklich scharf ist«, bemerkte er in vertraulichem Ton. »Jetzt spielt sie nur ein bißchen.«
    »Ah ja. Ich verstehe.«
    Gibson lachte näselnd. »Es macht sie wenigstens zufrieden, Inspector. Für eine Weile jedenfalls.« Er sah sich in dem chaotischen Haus um und sagte: »Gehen wir vorn raus.«
    Lynley fand den Garten noch weniger einladend als das Haus, aber er sagte nichts und folgte Gibson.
    »Geht rein zu eurer Mutter«, befahl der seinen beiden wilden Sprößlingen und stieß mit dem Fuß den Teller mit den Spiegeleiern an den Rand der Treppe. Augenblicklich erschien aus dem vertrockneten Gebüsch die magere Katze der Familie und machte sich über die Mahlzeit her. Sie wirkte gierig und verschlagen und erinnerte Lynley an die Frau oben im Haus.
    »Ich war gestern bei Roberta«, sagte er zu Gibson.
    Der hatte sich auf die Treppe gehockt und war dabei, seine Stiefel zu binden.
    »Wie geht es ihr? Hat sich was gebessert?«
    »Nein. Als wir das erstemal miteinander sprachen, sagten Sie mir nicht, daß Sie Roberta in die Anstalt eingewiesen haben, Mister Gibson.«
    »Sie haben nicht gefragt, Inspector.« Er hatte die Stiefel fertiggeschnürt und stand auf. »Haben Sie erwartet, daß ich sie bei der Polizei in Richmond lassen würde?«
    »Nicht unbedingt. Haben Sie ihr auch einen Anwalt besorgt?«
    Gibson, das sah Lynley, hatte nicht damit gerechnet, daß die Polizei sich um den rechtlichen Schutz einer geständigen Mörderin kümmern würde. Die Frage überraschte ihn. Seine Augenlider flatterten, und er stopfte umständlich das Flanellhemd in seine Blue Jeans. Er ließ sich Zeit mit der Beantwortung der Frage.
    »Einen Anwalt? Nein.«
    »Interessant, daß Sie zwar für ihre Einweisung in eine Heilanstalt sorgen, sich aber um die Wahrung ihrer rechtlichen Interessen nicht kümmern. Bequem, würden Sie nicht auch sagen?«
    In Gibsons Gesicht zuckte ein Muskel.
    »Nein, würde ich nicht sagen.«
    »Können Sie mir dann vielleicht eine Erklärung dafür geben?«
    »Ich glaube nicht, daß ich Ihnen Erklärungen zu geben habe«, versetzte Gibson kurz. »Aber meiner Ansicht nach waren Bobbys seelische Probleme etwas dringlicher als ihre rechtlichen.« Seine dunkle Haut hatte sich gerötet.
    »In der Tat. Und wenn sie für prozeßunfähig erklärt wird - was zweifellos geschehen wird -, befinden Sie sich in ausgezeichneter Position, nicht wahr?«
    Gibson sah ihm direkt ins Gesicht.
    »Bei Gott, ja, das bin ich«, entgegnete er zornig. »Dann hab' ich das Haus und den Hof und kann mit meiner Frau auf dem Eßtisch bumsen, wenn's mir Spaß macht. Und das alles, ohne daß Bobby irgendwo rumhockt. Das wollen Sie doch hören, wie, Inspector?« Er schob angriffslustig den Kopf vor, aber als Lynley auf seine Aggression nicht reagierte, zog er ihn wieder zurück. Seine Worte waren aber darum nicht weniger aufgebracht. »Ich hab' die Nase voll von Leuten, die glauben, ich würde Bobby in die Pfanne hauen. Ich hab' genug von diesen Leuten, die glauben, Madeline und ich würden uns freuen, wenn sie ihr Leben lang eingesperrt würde. Denken Sie vielleicht, ich weiß nicht, was alle denken? Denken Sie, Madeline weiß es nicht?« Er lachte bitter. »Stimmt, ich hab' ihr keinen Anwalt besorgt. Ich hab' mir selbst einen genommen. Und wenn ich durchdrücken kann, daß sie für unzurechnungsfähig erklärt wird, dann werde ich das tun. Glauben Sie denn, das ist schlimmer, als wenn sie ihr Leben im Gefängnis zubringen müßte?«
    »Dann glauben Sie also, daß sie ihren Vater getötet hat?« fragte Lynley unbewegt.
    Gibsons Schultern fielen herunter.
    »Ich weiß überhaupt nicht, was ich glauben soll. Ich weiß nur, daß Bobby nicht mehr das Mädchen ist, das ich kannte, als ich von Keldale wegging. Das Mädchen hätte keiner Fliege was zuleide getan. Aber dieses neue Mädchen - sie ist mir total fremd.«
    »Vielleicht hat das mit Gillians Verschwinden zu tun.«
    »Gillian?« Gibson lachte

Weitere Kostenlose Bücher