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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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ganze Haus in seinen Grundfesten.
    Dante war da.
     
    Stearns warf sich gegen Elroy Jordans neuen Van, als der Sportflitzer auf den Gehsteig fuhr, den Vorgartenrasen überquerte und gegen das Haus stieß. Dampf zischte aus der eingedrückten Kühlerhaube in die Luft.
    Einen Augenblick lang zögerte Stearns, ehe er einen Schritt nach vorn tat und seine Deckung hinter dem Van aufgab. Ein Unfall? Oder war das Absicht gewesen? Da kletterte eine schlanke Gestalt aus dem Fenster auf der Fahrerseite, und Stearns’ Herz begann zu rasen.
    Ein makelloses weißes Gesicht. Schwarzes Haar. Eine Lederjacke und schwarze Jeans mit Ketten. Der junge Mann sprang elegant über die zerquetschte Kühlerhaube auf die Schwelle der Eingangstür, umgeben von einem bläulich weißen Lichtkranz. Bleiche Hände stützten sich am Holzrahmen der Tür ab.

    Stearns trat vor und hob die Glock. »Dante!«, rief er.
    Er drückte ab, während sich der junge Vampir noch umdrehte.
     
    Die Kugel traf Dante in der Schläfe, und die Wucht des Einschlags riss seinen Kopf zur Seite. Er brach auf der Schwelle zusammen.
    »Halt!«, rief Heather. Collins trat auf die Bremse. Sie riss die Tür auf und sprang heraus, wobei sie noch im Laufen ihre Achtunddreißiger aus der Tasche des Trenchcoats zerrte.
    Stearns schaute auf. Er sah sie an und ging zum MG hinüber. Auf Dante zu.
    »Lassen Sie Ihre Waffe fallen«, schrie Heather, die Pistole mit beiden Händen umklammernd. Sie zielte auf Stearns. »Fallen lassen! Zwingen Sie mich nicht, das zu tun!«
    Stearns zögerte einen Augenblick lang, trat dann jedoch vor und hob seine Glock. Heather schoss. Stearns schwankte und sackte neben dem MG auf ein Knie. Sie rannte vom Gehsteig auf den verwüsteten Rasen, die Waffe noch immer auf ihren früheren Mentor gerichtet.
    »Fallen lassen!«, wiederholte sie.
    Die Glock fiel Stearns aus der Hand. Ein Blutfleck zeichnete sich an der Schulter seines Jacketts ab. Er zuckte zusammen, als er die Hände hinter dem Kopf verschränkte.
    »Lassen Sie mich ihn erledigen«, sagte Stearns. »Wenn Sie seine Akte gelesen hätten …«
    »Halten Sie den Mund!«, unterbrach ihn Heather, wobei sie die Achtunddreißiger weiterhin auf seinen Kopf gerichtet hielt.
    Sie warf einen Blick Richtung Haustür. Dante hatte sich noch nicht bewegt. Er lag regungslos auf der Türschwelle, vom Licht der Scheinwerfer angestrahlt, das schwarze Haar wie vergossener Wein auf dem Teppichboden des Flurs ausgebreitet. Ein Blutrinnsal lief ihm von der Schläfe übers Gesicht.

    Heather wandte den Blick ab, da sie plötzlich kaum mehr atmen konnte, so sehr schnürte es ihr die Luft ab. Nicht tot, rief sie sich ins Gedächtnis, nicht tot. Sie atmete tief ein und zog die Handschellen aus der Hosentasche, ehe sie sich hinter Stearns kniete und einen der Metallringe um sein Handgelenk legte und ihn zuschloss.
    Collins trat neben Heather. »Ich sehe mal nach, wie es Prejean geht«, sagte er.
    »Heather, hören Sie – Sie verstehen anscheinend nicht, worum …«
    »Ich verstehe, dass Sie einen unbewaffneten Mann erschossen haben«, sagte sie mit einer leisen, gepresst klingenden Stimme, »und jetzt halten Sie verdammt nochmal den Mund. Klar?«
    Als sie Stearns’ Arm nach unten zog, um auch diesen fesseln zu können, blieb ein Mann, der eine Papiertüte mit Lebensmitteln unter dem Arm trug, vor dem Vorgarten stehen.
    »Bitte gehen Sie weiter …«
    Der Mann ließ den Papierbeutel fallen. Papier flatterte auf den Gehsteig, als er eine Waffe zog. Stearns entriss Heather seinen noch nicht gefesselten Arm und stürzte sich auf seine Glock.
    Mit einem Herz, das dreifach so schnell wie sonst schlug, hob auch Heather ihre Achtunddreißiger. »Trent, passen Sie auf!«
    Alle drei feuerten.
     
    Lucien flog. Der Wind schlug ihm eisig kalt ins Gesicht. Eine andere Art Kälte umgab seine Seele, die wie gefroren zu sein schien. Durch Dante hatte er einen Augenblick lang einen reißenden Schmerz empfunden, ehe sein Sohn das Bewusstsein verloren hatte und somit ihre Verbindung abgerissen war. Ein schwacher Lebensfaden verband die beiden noch miteinander,
was ihm zeigte, dass Dante nicht tot war. Er war verletzt, möglicherweise sogar schwer, aber er lebte.
    Auf dem Boden unter Lucien durchdrangen schräge Lichtstrahlen den Himmel. Er sah Leute herumrennen und spürte einen Blutdurst, der wild, ungestüm und uralt war und von dem Haus dort unter ihm in die Nacht ausstrahlte. Langsam ließ er sich in Spiralen hinunter sinken, auf das

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