01 Nightfall - Schwingen der Nacht
Gesicht an seinen Hals. Sein warmer, erdiger Wohlgeruch ließ sie an Dante denken.
Mit schmerzendem Herzen und verkrampften Muskeln schrie Heather ihren Gedanken in die Nacht hinaus, da sie hoffte, Dante könne sie vielleicht hören.
Ich komme. Ich komme!
Dunkel.
In seinem Kopf pochte der Schmerz. In seinem Nacken ebenfalls. Seine Schultern brannten. Seine Muskeln krampften. Er versuchte, die Arme zu senken. Metall schnitt in seine Handgelenke. Schlug gegen weiteres Metall.
Handschellen.
Dante öffnete die Augen. Er sah nur Rot. Er lag auf der Seite, die Arme über den Kopf gestreckt. Er roch billigen Tabak, Plastik und das salzige Aroma seines eigenen Bluts. Ein Sterblicher kniete neben ihm. Packte ihn an den Schultern. Schmerz bohrte sich in seinen Nacken und kroch unter seine Schädelbasis. Blut lief heiß über seinen Hals in sein Shirt.
Papa Prejeans Keller.
Dante riss mit aller Gewalt den Kopf hoch. Wieder schoss ihm der Schmerz in die Schultern. Klick-klack. Die Handschellen hielten.
Die Hand auf Dantes Schulter drückte zu. Fest.
»Hör auf«, sagte eine fremde Stimme. »Wenn du das nochmal tust, kann ich nicht sagen, wo die Klinge als Nächstes landet.«
Dante schloss die Augen, während die Klinge bohrte und kratzte. Noch mehr Blut floss ihm über den Nacken.
»Habe ihn! Verdammt auch!«
Das Bohren hörte auf. Dante atmete langsam aus. Erst jetzt merkte er, dass er die Luft angehalten hatte, und holte tief Luft, die nach dem Sterblichen stank – kalter Rauch und Galle, ein Geruch, den er kannte, aber nicht einordnen konnte. Wie ein Eispickel, der hinter seinen Augen zustach, hämmerte die Migräne auf sein Bewusstsein ein und ließ ihn fast alle Konzentration verlieren.
Der Sterbliche wischte ihm den Hals ab. Papier raschelte. Dann legte er etwas auf die Wunde.
»Ich habe dir extra Pflaster mit Batman-Figuren besorgt. Ich dachte, das gefällt dir vielleicht.«
Er stieß Dante mit einer Fingerspitze an, und der rollte auf den Rücken. Die Handschellen klirrten. Unter ihm raschelte Plastik. Er öffnete die Augen und zuckte zusammen. Eine kleine, abgedeckte Lampe brannte an der Decke. Nein, kein Keller.
Ein Auto? Er spürte allerdings keine Bewegung. Kein Motorengeräusch. Sie fuhren zumindest nicht.
Ein Schatten huschte vorbei, eine dunkle Silhouette vor der Lampe.
Sieht wie der Assistent des Voyeurs aus …
Elroy der Perverse kniete neben Dante, ein Grinsen im Gesicht. Sein linker Arm lag eng an den Oberkörper gepresst in einer Schlinge. In der rechten Hand hatte er zwischen zwei Fingern ein blutiges Stück Plastik. »Siehst du das?«, fragte er. »Eine Wanze, die man dir nach der Geburt eingesetzt hat, damit man dir folgen kann. Immerzu. Dich beobachten. Beobachten und so weiter und so weiter. Ich musste mir meine selbst herausholen.«
Schmerz schoss durch Dantes Schädel. Wanzen? Implantate? Ein Bild flackerte hinter dem Schmerz auf – eine Frau mit kurzem blonden Haar, blauen Augen und Reißzähnen, die murmelte : Sie haben Angst vor dir, kleiner Blutgeborener.
Schmerz zerschmetterte das Bild.
Ronins leise Stimme: Wovor hast du Angst, Blutgeborener?
Eine Nadel bohrte sich in die Haut an seinem Hals.
»Deine Nase blutet«, sagte Elroy. »Irgendwie sexy.«
Die Lippen des Perversen, die heiß waren und nach Tabak schmeckten, pressten sich auf seinen Mund – ein Kuss, so zärtlich wie eine Faust. Als Elroys Hand sich über Dantes Körper zu bewegen begann, ließen ihn die Drogen wieder in Papa Prejeans Keller zurückstolpern.
Dante-Engel?
Lass mich brennen, Prinzessin.
Heather schlug die Augen auf, als De Noir einen Sinkflug begann. Er landete auf dem Eisenbalkon vor Dantes Schlafzimmer. Sie löste den Arm von seinem Nacken und trat auf den Beton. In der Hand hielt sie noch immer den Griff des Aktenkoffers,
der jetzt jedoch wie gefroren zu sein schien. Ein rascher Blick auf ihre Finger zeigte ihr, dass diese zwar rot und steif waren, aber nicht erfroren.
Sie trat durch die Balkontür in das unbeleuchtete Schlafzimmer. Die Luft roch nach Kerzenwachs und frischem Herbstlaub – nach Dante. Der Anblick des ungemachten Futons und der zerknitterten Laken versetzte ihr einen Stich. Sie schloss einen Moment lang die Augen.
Sie musste sich darauf konzentrieren, Elroy Jordan zu finden, und zwar so schnell wie möglich, ehe er sich daran machte, Dante zu foltern und herausfand, dass er nie mehr aufhören musste.
Sie öffnete die Augen und durchquerte den Raum. Im Flur
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