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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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Schatten regte sich.
    Wieder ging sie in die Hocke und richtete die Waffe zuerst nach rechts und dann nach links. Dante stand in einer offenen
Tür und hielt sich mit einer behandschuhten Hand am Rahmen fest. Heather richtete sich auf. Gargoylen-Wandkerzenleuchter bewachten die gerahmten Bilder an den Wänden. Ein antiker Orientläufer dämpfte ihren Schritt auf dem Flur. Dante rührte sich nicht und gab kein Zeichen von sich, um ihr zu verstehen zu geben, dass er sie hörte oder sich ihrer Gegenwart überhaupt bewusst war.
    Ein durchdringender Kupfergeruch, den sie nur allzu gut kannte, stieg Heather in die Nase. Ihr Magen verkrampfte sich. Je näher sie dem Zimmer kam, desto lauter wurde ein stetiges Tropfen. Sie trat neben Dante, die Waffe noch immer in beiden Händen, und sah in das Zimmer.
    Es war schlimmer, als sie sich hätte träumen lassen.
    Viel schlimmer.

6
MAGIE UND MYSTERIEN
    Johanna Moore stand am Fenster ihres Büros und sah den Schneeflocken zu. Schnee ließ sie immer an Weihnachten und ihre Jugend denken; sie erinnerte sich an die Magie und Mysterien der winzigen, glitzernden Fenster des Adventskalenders und die Überraschungen, die sich zeigten, wenn man sie öffnete. Der Februar in Washington ließ jegliche Magie und alles Mysteriöse vermissen. Hier gab es nur vereiste Bürgersteige und kahle Bäume.
    »E ist in New Orleans«, sagte sie schließlich.
    »Zufall«, erwiderte Gifford.
    »Wohl kaum«, entgegnete Johanna. »Das gefällt mir ganz und gar nicht.« Entschlossen drehte sie dem Fenster, dem Schnee und ihren Erinnerungen den Rücken zu.
    Gifford saß auf dem vornehmen Ledersessel vor Johannas Kirschholzschreibtisch. Er runzelte die Stirn, während er die dicke Akte, die auf seinen Beinen lag, überflog. Dann fasste er in seine Anzugjackentasche und holte einen dünnen braunen Zigarillo heraus.
    Er schüttelte den Kopf, den Blick noch immer auf die Akte gerichtet. »Er kann unmöglich von S wissen. Oder von Bad Seed.« Er ließ sein Feuerzeug aufschnappen und hielt die Flamme an den Zigarillo.
    Johanna hörte das Knistern des Tabaks, der Feuer fing und sich entzündete. Ein angenehm süßer Vanilleduft erfüllte die Luft.

    »Das frage ich mich inzwischen«, sagte sie und ging zu ihrem Schreibtisch. Weitere Akten und CDs waren auf der polierten Oberfläche verteilt, auf denen »Streng geheim« oder »Nachforschungsergebnisse – nur für Spezialagenten« stand.
    »Das letzte Opfer hatte S getroffen.« Johanna setzte sich auf den Rand ihres Schreibtischs und richtete den Blick auf Gifford. »Es wurde im Hof neben dem Club abgeschlachtet. «
    Er blickte auf, die grauen Augen wirkten gedankenvoll. »Könnte auch Zufall sein.«
    »Auch das glaube ich nicht. E hat S’ Logo in die Brust des Opfers gebrannt.« Sie streckte die Hand aus und nahm Gifford den Zigarillo aus den Fingern, führte ihn an die Lippen und zog.
    Gifford funkelte sie belustigt an. »Vielleicht ist E ja auch nur ein Musikfan«, meinte er. »Teufel auch, vielleicht ist er Inferno-Fan. Selbst Serienmörder haben Lieblingsbands, nehme ich an.«
    Johanna blies eine wohlriechende Rauchwolke in die Luft und genoss den Geschmack nach Vanille und Tabak. Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Er kommuniziert.«
    Sie hielt Gifford den Zigarillo wieder hin. Er nahm ihn, wobei seine Finger einen Augenblick lang auf den ihren verweilten – warm und weich.
    »Ich habe eine Scheißangst bei dem Gedanken, er könnte tatsächlich einen festen Plan verfolgen.«
    »Er kommuniziert?«, fragte Gifford. Er blickte wieder auf die Akte in seinem Schoß und begann sie erneut mit gerunzelter Stirn durchzusehen. »Mit wem?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Johanna. »Vielleicht mit S.«
    »Dann müssen wir uns keine Sorgen machen«, meinte Gifford. Das Papier zwischen seinen Fingern knisterte. »S hat nicht den blassesten Schimmer, oder?«

    »Nicht, nachdem wir sein Gedächtnis geschreddert haben. Nein.« Johanna stand wieder auf, berührte Giffords Knie, als sie an ihm vorbeiging, und trat erneut ans Fenster.
    Es schneite noch immer. Der Himmel verwandelte sich schrittweise von einem dunklen Grau in ein helleres, je näher der Wintermorgen kam. Eine tiefe weiße Stille, die auch ihr Herz zu umfangen schien, umhüllte die Welt draußen vor ihrem Fenster.
    Plötzlich hörte das Papierrascheln auf. »Blockiert und fragmentiert«, sagte Gifford. »So steht es hier jedenfalls in seiner Akte.«
    Johanna hörte, wie Giffords Finger von einer Zeile des Reports zur

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