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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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golden in seinen dunklen Augen.
    »Mon ami«, wisperte Dante.
    »Du siehst ihr so unfassbar ähnlich«, murmelte Lucien verträumt und strich mit einem Finger eine Strähne aus Dantes Gesicht.

    »Wem?« Dante blickte Lucien verständnislos an. Plötzlich wurde ihm eiskalt, und die Freude gerann ihm wie altes Blut.
    »Deiner Mutter.«
     
    Heather stieg an der Ecke Royal/St. Peter aus dem Taxi. Sie drängte sich durch die Fußgänger und Mardi-Gras-Touristen, die die Straßen verstopften, und roch das Gemisch aus Bier, Schweiß und Kaugummi in der Luft.
    Die Tür zum Club ging auf. Ein ferner Bassrhythmus verwandelte sich plötzlich in ohrenbetäubendes Dröhnen. Von trat heraus. Ihm folgte Simone, deren Gesicht vor Sorge gealtert wirkte. Von blieb stehen, als er Heather sah. Er hob die Hand zum Gruß. Diesmal zeigte sich kein wölfisches Grinsen auf seinen Lippen, er winkte sie nur mit einem undurchdringlichen Blick heran.
    Heather überquerte die Straße. Mit jedem Schritt, den sie auf den Club zumachte, schwand ihre Hoffnung, dass Dante inzwischen zurück war. Es ängstigte sie zutiefst, sich vorzustellen, wie er allein auf der Suche nach Ronin durch die Straßen lief – übelgelaunt, gekränkt und nicht ganz bei sich. Sie hatte versprochen, ihm beizustehen, seine Verstärkung zu sein, und hatte es nicht geschafft.
    Dante war nicht mit Jay aus dem Schlachthaus gekommen und sie nicht mit Dante.
    Lauf so weit weg, wie du kannst.
    Sie hatte das Gefühl, Dante sei sein Leben lang weggelaufen.
    Heather trat neben den hochgewachsenen Nomad auf den Gehsteig. Auf seiner Sonnenbrille spiegelte sich blitzend das Licht, und seine Lederjacke schimmerte. Auch das Halbmond-Tattoo unter seinem Auge glänzte. Simone nickte grüßend. Aus der Nähe fielen Heather ihre Anspannung und die halb geballten Fäuste noch stärker auf.
    »Dante ist nicht da, oder?«, fragte Heather.

    Von zog die Brauen zusammen. »Scheiße. Ich hatte befürchtet, dass Sie das sagen würden. Ich und die anderen, wir hatten alle ein beschissenes Gefühl.« Er klopfte sich mit dem Finger gegen die Schläfe. »Und dann … nichts mehr. Was ist geschehen?«
    Heather verspürte tiefe Enttäuschung und fühlte sich auf einmal unendlich müde. Sie biss sich auf die Lippe und sah weg. »Ronin hat ihm eine Falle gestellt«, sagte sie schließlich. »Jay ist tot und Dante …«
    »Mon Dieu«, flüsterte Simone.
    »Dieser Hurensohn!«, spie Von. »Er hat in meiner Gegenwart gelogen.« Seine Muskeln zuckten und wurden steinhart. Er strahlte plötzlich wahnsinnige Wut und Verachtung aus.
    Von war viel mehr als ein Türsteher, mehr als irgendein Nomad-Vampir – und allein diese Tatsache brachte Heather fast aus der Fassung. Wie hatten ihn die anderen genannt? Lou Gott? Welche Rolle spielte er in der Gesellschaft der Nachtgeschöpfe?
    Eine Ehre, von dir begleitet zu werden, Llygad.
    »Wo ist Dante hin?«
    Heather schüttelte den Kopf. »Er hat Etienne ermordet.« Der Nomad und Simone tauschten bei diesem Namen einen schnellen Blick aus. »Dann ist er auf und davon. Ich weiß nicht, wohin. Er war nicht ganz bei sich … Jay …« Sie brach ab, als sie wiederum großes Bedauern erfasste.
    Sie war aus dem Schlachthaus gegangen und hatte Jay in einer bereits gerinnenden Blutlache auf dem kalten Betonboden zurückgelassen, noch immer in der blutbespritzten Zwangsjacke. Rasch war sie zu der Gasse neben dem Gebäude zurückgelaufen und hatte dort nach ihrem Handy gesucht, bis sie es gefunden hatte.
     
    Sie starrt auf das Mobiltelefon. Sie muss die Polizei rufen, damit sie die Leichen abholt. Aber sie kann nicht auf die Bullen
warten. Kann nicht herumstehen und warten, um Bericht zu erstatten. Sie muss Dante finden. Nachtgeschöpf oder nicht – er ist nicht in der Verfassung, es mit Ronin aufzunehmen.
    Die Luft stinkt nach Etiennes verbrannter Leiche, seinen verbrannten Zöpfchen. Der Gestank hängt an ihr wie schlechter Weihrauch, sitzt in ihrem Trenchcoat und ihren Haaren.
    Ihre FBI-Marke schimmert im Mondlicht wie Glimmer im Dreck. Fester Mut. Beharrlichkeit. Integrität. Es schnürt ihr den Hals zu. Sie tippt Collins Nummer ein. Als er abhebt, ruft sie sich ins Gedächtnis, dass er es nicht verdient, in diese Scheiße hineingezogen zu werden. Ihr Finger schwebt über der Taste, mit der man ein Gespräch beendet.
    »Wallace?«
    »Im Schlachthaus in der 1616 St. Charles gab es einen Mord. Zwei Tote.«
    »Gut, warten Sie dort. Ich schicke Ihnen ein paar Einheiten …

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