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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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und Silben murmelte, die für die menschliche Zunge unaussprechlich schienen. Ein schwaches Glühen umhüllte seine Hände, und ein Netz aus winzigen Rissen strahlte von ihnen aus, bis es eine ovale, etwa mannshohe Fläche auf dem Fels überzog. Orgraaleshenoth senkte die Hände, trat an den großen Riss heran und zwängte sich hinein. Keren sah, wie die Ränder des Spaltes sich dehnten, um ihm den Zugang zu ermöglichen. Die einzelnen Felsbrocken bewegten sich und rieben sich aneinander, als wäre der feste Fels etwas Lebendiges und Formbares geworden. Orgraaleshenoth war schon halb darin verschwunden, als er zurückschaute, Kerens Handgelenk packte und sie hinter sich herzog.
    Sie hielt den Atem an, als der raue Stein über ihr Gesicht schabte und sich gegen ihren Kopf presste. Er drückte zwar gegen ihren ganzen Körper, doch nicht so stark, dass es wehtat. Dasselbe Ziehen fühlte sie an ihrem Schwertgriff und ihrem Rucksack, ohne dass ihr beides vom Leib gerissen worden wäre. Während sich Keren Zentimeter um Zentimeter durch das Innere des Oshang Dakhal schob, stellte sie sich vor, sie wäre ein Maulwurf oder eine Wühlmaus, die sich in den Boden grub, während unvorstellbare Felsmassen direkt über ihr lasteten.
    Schließlich taumelte Keren aus einer Felswand hinaus in einen Tunnel, der vollkommen dunkel gewesen wäre, hätte nicht ein strahlender Vorhang den Weg versperrt. Er schimmerte in schillernden Farben, wie Lampenöl auf dem Wasser, und schloss überall mit den Tunnelwänden, dem Boden und der Decke ab. Ihr wurde klar, dass dies eines der glänzenden Lichter sein musste, die im Oshang Dakhal hingen und die sie vom Fuß des Berges aus gesehen hatte.
    »Die Gründer von Trevada haben diese Tunnel kurz nach der Errichtung der Grundmauern der Erhabenen Basilika entdeckt.« Orgraaleshenoth ging an ihr vorbei, blieb vor der hellen Barriere stehen und musterte sie prüfend. »Sie beschlossen, sie zu nutzen, erweiterten einige der Gänge, trieben andere voran, und versiegelten sie dann mit einer komplizierten Reihe von Zaubern und Bannsprüchen. Die Prüfung der Essenzen, ersonnen, um die auf die Probe zu stellen, welche nach den höchsten Positionen in der Magierzunft strebten.« Er lachte. »Seit die Akolythen des Zwielichts die Basilika besetzen, wurden gewisse Veränderungen vorgenommen. Einige, nicht alle, dieser Barrieren wurden verändert, um eine Art… Amüsement zu bieten. Gefangene und Verbrecher werden in dieses Labyrinth der Prüfung geschickt, und ihr Weg wird mit Erheiterung verfolgt.
    Wie du siehst, führen diese Prüfungen direkt in den Saal der Erhabenen Basilika, in dem das Kristallauge aufbewahrt wird. Ich darf diese magischen Barrieren nicht berühren, denn das würde auf diesem ganzen, armseligen Kontinent Alarm auslösen, ganz zu schweigen von Trevada.« Der Prinz der Dämonenbrut trat zu Keren und starrte mit seinen dunklen, funkelnden Augen in ihre. »Nein. Ich muss einen anderen Weg hindurch finden, und du wirst ihn mir ebnen.«
    Bevor sie reagieren konnte, packte er ihr Wams, hob sie hoch und schleuderte sie in die Barriere. Der Schleier hielt sie einen Moment bewegungslos in der Luft fest, dann traf sie ein Blitz. Sie schrie, als unerträgliche Schmerzen durch jedes ihrer Gliedmaßen zuckten und in ihrer Brust ein blendend weißes Feuer zu explodieren schien.
    Während dieser verzehrenden Qualen war sich Keren vage bewusst, wie ihr Körper auf die andere Seite der Barriere in den Tunnel stürzte. Sie hatte keine Augen mehr, keine Ohren, keine Gliedmaßen, um zu tasten, ebenso wenig Haut und Knochen, und dennoch sah sie Orgraaleshenoth, der in seiner wahren Gestalt riesig, blass und gespenstisch über ihr stand.
    Sie fühlte, wie sich etwas in ihr löste und ihre Wahrnehmung sich veränderte. Jetzt sah sie die traurigen, verbrannten Überreste ihres Körpers, und hätte geweint, wenn sie dazu in der Lage gewesen wäre. Dann hörte die Bewegung auf, und sie sah den Aschefaden, der sie und den Prinzen der Dämonenbrut verband.
    »Der Tod hat keine Macht über dich«, erklärte Orgraaleshenoth. »Du bist mein Schlüssel und meine Pforte.«
    Als sie zu ihrem armseligen Leichnam zurückglitt, sah sie, wie er sich veränderte. Das verbrannte Fleisch fiel ab und wurde von gesunder Haut ersetzt, ihre Augen bildeten sich in den dunklen Höhlen neu, ein neuer, dichter Haarschopf wuchs auf ihrer erneuerten Kopfhaut. Sie fühlte, wie sie von ihrem Körper angezogen wurde, wie ein Blatt, das von

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