01 - So nah am Paradies
die Arbeit und wartete darauf, dass sie zu ihrer inneren Ruhe und Ausgeglichenheit zurückfinden würde. Sie durfte sich nicht zu einer beliebigen Umarmung mit einem Mann hinreißen lassen, den sie kaum kannte, dafür durfte sie ihre Seelenruhe nicht aufs Spiel setzen.
Außerdem war sie noch nie umwerfend sexy gewesen. Das hat mir doch schon Chuck mit unmissverständlicher Klarheit vorgehalten, dachte sie, als sie den Schinken aus dem Kühlschrank holte. Sie war einfach keine Frau, die die körperlichen Bedürfnisse eines Mannes befriedigen konnte. Alana legte den Schinken in die heiße Pfanne. Sie war eine verantwortungsbewusste, sympathische Frau, aber sie war keine Frau, für die sich ein Mann mitten in der Nacht erhitzte.
Nun, das brauchte sie auch nicht. Sie setzte Kaffeewasser auf. Sie war zufrieden, so, wie sie war.
Und sie wollte so bleiben. Als Dorian zurückkam, holte sie tief Luft.
„Ich habe vergessen zu fragen, wie Sie die Eier möchten", begann sie und drehte sich um, als er den Kassettenrekorder auf die Anrichte stellte.
Wieder drohten ihre Nerven zu versagen. „Sie wollen hier arbeiten?"
„Hier ist es gut. Und die Eier mag ich am liebsten kurz gebraten. Übrigens, Alana, ich erwarte nicht, dass Sie mir täglich drei Mahlzeiten kochen."
„Der Scheck, den ich für Auslagen bekommen habe, war mehr als angemessen." Sie schlug ein Ei am Pfannenrand auf.
„Ich dachte, Sie hätten Personal."
„Personal?" Sie schlug ein zweites Ei auf und warf ihm einen Blick zu. Und dann musste sie unvermittelt lachen. „Sie meinen Dienstmädchen, Koch und so etwas?" Erheitert warf sie ihr Haar zurück, bevor sie sich wieder auf die Eier in der Pfanne konzentrierte. „Wie sind Sie bloß auf so eine Idee gekommen?"
Automatisch hatte er den Kassettenrekorder angestellt. „Charles
Rockwell war reich. Die meisten Frauen in Ihrer Position würden sich ein oder zwei Bedienstete nehmen."
Sie blickte nicht auf, und ihr Gesicht blieb von ihrem Haar verdeckt. „Ich kann es nicht haben, wenn immer irgendwelche Leute um mich
herumschwirren."
„Hatten Sie Personal, bevor Ihr Mann gestorben ist?", wollte er von ihr wissen.
„Hier nicht. In Chicago. Das war vor und direkt nach Bens Geburt. Wir haben im Haus meiner Schwiegermutter gelebt, und sie hatte viel Personal.
Chuck ist damals viel gereist. Und wir hatten uns noch nicht entschieden, wo wir uns niederlassen sollten."
„Seine Mutter. Sie wurden nicht akzeptiert von ihr."
Ruhig stellte Alana den Teller mit den Eiern vor Dorian. „Wo haben Sie denn das gehört?"
„Ich schnappe überall etwas auf. Das gehört zu meinem Job. Es kann kein leichtes Leben in Janice Rockwells Haus gewesen sein, wenn sie mit der Heirat nicht einverstanden war."
„Man kann nicht sagen, dass sie mit der Heirat nicht einverstanden gewesen sei." Alana wog ihre Worte sorgsam ab, als sie den Kaffee holte. „Sie war vernarrt in Chuck. Sie wissen sicher, dass sie ihn allein erzogen hat, nachdem Chuck seinen Vater mit sieben Jahren verloren hatte. Und es ist nicht leicht, Kinder ganz ohne Partner großzuziehen."
„Das kennen Sie ja."
Sie betrachtete ihn gleichmütig. „Ja. Und Janice war Chuck gegenüber sehr beschützend. Er war ein dynamischer, attraktiver Mann, einer, der Frauen anzieht. Auch auf den Rennplätzen war er immer von einer ganzen Schar Verehrerinnen umgeben."
„Sie gehörten nicht dazu."
„Ich habe mir nichts aus Rennsport gemacht. Wir waren immer unterwegs, sind in Clubs aufgetreten und so. Bevor ich Chuck kennenlernte, wusste ich nicht einmal von der Existenz des berühmten Charles Rockwell."
„Kaum zu glauben."
Sie füllte zwei Becher mit Kaffee. „Janice meinte das auch."
„Und hat es Ihnen verübelt."
Alana nahm einen Schluck Kaffee. „Es gehört nicht zu Ihrer Aufgabe, mir Worte in den Mund zu legen."
So leicht war sie nicht zu erschüttern. Sie antwortete flüssig, zu flüssig nach seinem Geschmack. „Nein."
„Janice hatte nichts gegen mich persönlich. Sie hätte mit jeder Frau Probleme gehabt, die ihr Chuck wegnahm. Das ist nur natürlich. Trotz allem sind wir aber ganz gut miteinander ausgekommen."
„Erzählen Sie mir doch einmal, wie Sie Rockwell kennengelernt haben."
Das war leicht. Darüber konnte Alana ohne Ausflüchte reden. „Wir - meine Familie und ich -
sind in einem Club in Miami aufgetreten. Meine Eltern hatten eine kleine Unterhaltungsshow mit Liedeinlagen, anschließend traten meine Schwestern und ich mit einer
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