01 - So nah am Paradies
arbeitete seit fast zweien für sie, und er glaubte ihr. Mochte sie auch wie aus einem der Magazine entschlüpft aussehen, die seine Frau auf dem Tisch liegen hatte, so war sie doch zäh. Eine alleinstehende Frau musste das sein.
„Sie bringen jetzt die Pferde hinaus und striegeln sie, während ich die Ställe säubere." Als Alana widersprechen wollte, schnitt er ihr einfach das Wort ab. „Sie scheinen mir etwas Sonne gebrauchen zu können. Außerdem muss ich das Essen wieder abarbeiten, das meine Frau mir aufgezwungen hat.
Na, Sweetheart." Er streichelte Eves Kopf, den sie über die Tür ihrer Box streckte. Seine schwieligen Hände konnten zart wie die eines Lautenspielers sein. „Der alte Petrie ist wieder da." Er zog eine Mohrrübe aus der Tasche und hielt sie Eve hin.
Dann ging er zur nächsten Box und begrüßte die zweite Stute gleichermaßen. „Wissen Sie, Miss Rockwell, wenn ich es mir leisten könnte, hätte ich auch eine Stute wie diese."
Sie kannte seine finanziell bedrückende Situation, und wie immer bedrückte es sie, dass sie ihm nicht mehr zahlen konnte. „Ich hätte keine, wenn Sie mir nicht geholfen hätten."
Mit einem kurzen Auflachen ging er zum nächsten Pferd. „Damals waren Sie eine Anfängerin. Aber ich glaube, jetzt sind Sie gar nicht mehr so ungeübt."
Aus seinem Mund war das ein wirklich
unglaubliches Kompliment.
Beschwingt führte Alana die Pferde hinaus und striegelte sie in der Sonne.
Dorian beobachtete Alana vom Fenster. Sie sang.
Er konnte zwar nichts hören, doch die Art, wie sie sich bewegte, verriet es ihm. Ihre Handschuhe lagen auf einem Pfosten, und sie fuhr mit bloßen Händen über die Flanke des Wallachs. Wie würde es sich anfühlen, wenn diese Hände über seine Haut strichen, wenn sie ohne Zurückhaltung seinen Körper erregten und erforschten? Würde Alana Rockwell dann diesen verträumten Blick in den Augen haben? Er war sich nicht sicher, glaubte aber, dass sie ihn jetzt hatte.
Wenn er klug war, hielt er sich von ihr fern.
Ihr Gesicht hatte von der frühen Morgenluft und der warmen Sonne seine Blässe verloren. Ihr Gesicht wäre auch nicht blass, wenn er sie lieben würde. Es wäre von der Erregung und Leidenschaft gerötet. Er konnte sich direkt vorstellen, wie sich ihre Haut an seiner rieb. Er spürte direkt die samtene Glätte, die jetzt unter dicken Wintersachen geheimnisvoll verborgen war.
Er wollte Alana langsam ausziehen, während sie ihn dabei ansah, ihn begehrte, auf ihn wartete. Allein der Gedanke daran ließ seinen Puls in die Höhe schnellen.
Er hatte schon viele Frauen begehrt. Körperliches Begehren kam und ging, das war nur natürlich. Und nur weil er jetzt für Alana entbrannte, nur weil er jetzt am Fenster stand und sie mit einer wahnsinnig heftigen Leidenschaft beobachtete, bedeutete das noch lange nicht, dass er sie auch morgen noch wollte. Leidenschaft regierte nicht das Leben - nicht die Leidenschaft für Geld, für Macht und bestimmt nicht die für eine Frau.
Trotzdem beobachtete er sie weiter, ohne auf die Zeit zu achten. Er beobachtete sie, wie sie die Pferde wieder in den Stall führte, und wartete dann eine ganze Weile, bis sie wieder herauskam. Und dann, offensichtlich impulsiv, aus der Laune heraus, schwang sie sich auf den großen Wallach, den sie Jay nannte. Ohne Sattel, nur mit Halfter, lenkte sie das Pferd von der Koppel weg den engen, unebenen Pfad hinauf, der in die Berge führte.
Er wollte das Fenster aufreißen und ihr zurufen, den Unsinn zu lassen. Er wollte sie beim Reiten beobachten. Er sah, wie ihre Schenkel sich fest an die Flanken des Pferdes pressten. Und dann, als die Sonne ihr Gesicht umschmeichelte, sah er den Ausdruck grenzenlosen Entzückens.
Sie preschte mit dem Wallach den Pfad hoch und wieder hinunter, und wie gebannt beobachtete Dorian sie weiter. Ihr Haar wehte um ihr Gesicht.
Und als sie schließlich wieder zu Boden sprang, wusste er, dass sie lachte. Wieder streichelte sie das Pferd. Dorian fragte sich, welche süßen Worte sie ihm zuflüsterte.
Ein Mann verlor seinen Verstand, wenn er auf ein Pferd eifersüchtig wurde. Dorian wusste das, doch er blieb am Fenster stehen. Sie verschwand wieder im Stall. Er ermahnte sich, endlich wieder an die Arbeit zu gehen, doch er wartete.
Sie kehrte mit dem Hengst zurück, der launisch und ungeduldig tänzelte. Das Tier war wunderschön.
Es hatte den Kopf hochgeworfen und einen arroganten Blick in seinen Augen, den Dorian selbst vom Fenster aus sehen
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