01 - Suche bissigen Vampir furs Leben
diesem Augenblick wurde mir klar, dass Janice entweder (a) lesbisch oder (b) bisexuell war. Denn sie begehrte mich. Sehr sogar.
Obwohl ich mich ausschließlich fürs andere Geschlecht interessiere, habe ich doch noch nie eine gute Gelegenheit ungenutzt vorübergehen lassen.
Also konzentrierte ich mich erneut auf die Gedanken, die ich ihr einpflanzen wollte, und begann das Erneuern-Sie-meine-Geschenkkarte-Spiel noch einmal.
Statt mir einen gereizten Blick zuzuwerfen, lächelte sie, nahm aus der obersten Schublade eine neue, goldglänzende Karte, zog sie durch die Kasse und tippte ein paar Zahlen ein. Ein paar Sekunden später hielt sie die Karte hoch, die mich nun zu zwölf weiteren Behandlungen berechtigte.
Ich verspürte einen Anflug von schlechtem Gewissen. Aber es war ja nicht so, als ob ich etwas stehlen wollte oder so. Ich hatte ernsthaft vor, für meine Behandlungen zu bezahlen - und zwar die volle Summe -, allerdings erst mit dem fest erwarteten Geldregen, den Dead End Dating über mich ausschütten würde. Bis dahin ...
Hey, wozu war man schließlich Vampir, wenn man sich nicht ab und zu auch mal dementsprechend benehmen durfte?
Ich nahm die goldene Karte, warf Janice mein umwerfendstes Lächeln zu und ließ den Schatz in meiner Handtasche verschwinden.
„Ich werde Dirkst Bescheid geben, dass Sie da sind“, sagte sie.
„Das wäre sehr nett.“ Ich wollte mich schon abwenden, als Janices Stimme mich aufhielt.
„Ich bin sicher, er wird gleich für Sie Zeit haben.“
„Schön.“ Wieder wollte ich mich umdrehen.
„Er ist eigentlich immer pünktlich, aber ich werde ihn noch mal erinnern, nur für den Fall.“ Sie zwinkerte. „Extra für Sie.“
„Danke.“
„Kein Problem.“
„Prima.“
„Ich bin gleich wieder da.“ Sie winkte mir zu.
„Ich warte hier.“ Ich winkte zurück und beeilte mich, zurück in die Wartezone zu kommen, bevor ihr noch irgendetwas zu sagen einfiel.
„Danke“, sagte ich, als ich mich auf den Platz neben der Gewandelten fallen ließ. „Glaube ich.“
Sie lächelte. „Sie kann einem den letzten Nerv töten, aber wenn man eine Frau und etwas knapp bei Kasse ist, ist sie genau die Richtige.“
Ich setzte mich etwas bequemer hin. „Ich weiß wirklich nicht, was ich getan hätte, wenn ich meinen Termin bei Dirkst nicht hätte einhalten können.“
„Ist er denn so gut?“
„Er hat die größte Sprühpistole in New York, und im Gegensatz zu den meisten Männern weiß er sie auch zu benutzen.“ Sie lächelte. „Dann bin ich froh, dass ich helfen konnte.“ „Ich heiße Lil Marchette.“
“Ich bin Esther. Esther Crutch.“
Puh. Und da stellte ich mich wegen meines Namens an?
„Und weswegen sind Sie hier, Es? Massage? Dampfbad? Kosmetische Gesichtsbehandlung?“
„Ich lasse mir die Oberschenkel wickeln.“
Es gab nicht viele Dinge, die mich überraschen konnten. Doch damit schaffte sie es. „Aber Sie sind ein Vampir“, gab ich zu bedenken.
„Ich weiß.“
„Ein gewandelter Vampir.“ „Ich weiß.“
„Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, Es, aber Sie bleiben genauso, wie Sie jetzt sind. Für alle Zeit.“
„Auch das weiß ich.“ Sie seufzte. „Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Ich meine, es gibt heutzutage so viele innovative Behandlungsmethoden. Eine davon muss doch funktionieren, nicht wahr?“
Falsch.
„Es kann doch unmöglich sein, dass ich bis in alle Ewigkeit zu fetten Schenkeln und Cellulitis verdammt bin, oder?“
Mir lag schon ein Doch auf den Lippen, aber sie sah so hoffnungsvoll aus, dass ich meine Entgegnung runterschluckte, statt ihre Hoffnungen und Träume zu zerschmettern und sie in eine kalte, harte Zynikerin zu verwandeln, wie die meisten anderen gewandelten Vampire auf der ganzen Welt.
Ich dachte wieder an Ty Bonner (Wahnsinn, Baby!) und musste an das Glitzern denken, das ich in den dunklen Tiefen seiner Augen wahrgenommen hatte, als ich Verabredungen, Liebe und Vampire in einem Atemzug erwähnte. Hoffnung? Vielleicht. Wahrscheinlich. Okay, da war auch ein verdammt großer Anteil Ungläubigkeit gewesen. Aber irgendwo in diesem Mischmasch hatte ich eindeutig auch Hoffnung gesehen.
Schließlich besaßen auch gewandelte Vampire ein Anrecht auf dieses Gefühl, selbst wenn ihre Lage ziemlich trostlos war.
Während gebürtige Vampire zum größten Teil attraktive, charismatische Geschöpfe waren, sah das bei Gewandelten leider ganz anders aus.
Wie ich schon erwähnt habe, sind sie einst menschlich gewesen. Mit
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