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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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erwartest."
    „Ich glaube dir kein Wort." Anne versuchte, an ihm vorbeizukommen.
    Er hielt sie an der Schulter fest. Sie zuckte zusammen und atmete schneller.
    Eindringlich sah er sie an. „Irgend etwas stimmt nicht mit dir. Was ist los, Anne?"
    „Nichts."
    „Du benimmst dich beinahe, als hättest du Angst vor mir."
    Sie sah ihn mit großen Augen an und wurde blaß. „Weshalb ... weshalb sagst du das?"
    Dominick zögerte. War es möglich, daß Anne tatsächlich Angst vor ihm hatte? „So wenig mir diese Wende in unserer Beziehung gefällt, ich könnte dir niemals weh tun, Anne. Das mußt du doch wissen."
    Alle Farbe wich aus Annes Gesicht. Es war unübersehbar, daß sie ihm nicht glaubte. „Wie ... wie lange wirst du bleiben?" fragte sie.
    Er zögerte einen Moment. „Das steht noch nicht fest."
    „Ich ... ich möchte eine eigene Wohnung haben, Dominick. Hier in London."
    „Nein." Seine Antwort klang barsch und endgültig. Dominick brauchte keine Sekunde zu überlegen. „Das kommt nicht in Frage."
    „Weshalb nicht?"
    „Ich besitze zahlreiche Häuser. Du kannst dir eines davon aussuchen. Aber ich werde dir keine eigene Wohnung einrichten."
    „Verstehe. Und wenn ich weit weg möchte?"
    „Was soll das heißen? Drück dich deutlicher aus, Anne", fuhr er sie an.
    „Wenn ich nach Highglow möchte? Oder nach Campton?"
    Ein Muskel zuckte in seiner Wange, und sein Blick verfinsterte sich. „Dort würdest du dich nicht wohl fühlen, gelinde gesagt. Die beiden Landsitze sind sehr alt und ohne modernen Komfort."
    Sie feuchtete ihre Lippen an. „Und wenn ich trotzdem dort wohnen möchte?"
    Er kniff die Augen ein wenig zusammen. „Dann käme ich vielleicht mit."
    „Aha." Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Tür. „Du hast also vor, mit mir zusammenzuleben, ganz gleich, was ich davon halte."
    Bisher hatte Dominick keineswegs diese Absicht gehabt. Er hatte höflich sein und Anne einen getrennten Wohnsitz zubilligen wollen. Die meisten Ehepaare, die er kannte, lebten getrennt. Aber er brachte es nicht fertig. Er konnte Anne nicht ziehen lassen. Er wollte sie nicht aufgeben. Noch nicht. Vielleicht niemals. „Ja."
    „Obwohl ich dir gesagt habe, daß ich dich nicht mehr will? Daß es vorbei ist, für - für immer?"
    Er sah ihr fest in die Augen. „Ich könnte dafür sorgen, daß du mich wieder willst, Anne."
    Eine leichte Röte überzog ihr Gesicht, und sie schwiegen beide. Befriedigt stellte Dominick fest, daß Anne trocken schluckte. „Ja", sagte sie heiser. „Ich bin sicher, daß es dir gelingen könnte. Aber das würde nichts an meinen Gefühlen für dich ändern."
    „Eins zu Null für dich", antwortete er verbittert.
    Sie sah ihn eine ganze Weile nachdenklich an. Als sie endlich wieder sprach, war die Verzweiflung in ihrer Stimme nicht zu überhören. „Was muß ich tun, damit du mich in Ruhe läßt, Dominick?"
    „Jemand anderes werden", erklärte er und wollte sie an sich ziehen. Das Bedürfnis, Anne zu halten, sie zu streicheln und zu trösten, überwältigte ihn beinahe.
    Doch sie wich ihm rasch aus.
    Dominick war restlos verblüfft. Er griff erneut nach ihr, und diesmal umfaßte er fest ihr Handgelenk. Anne schrie laut auf.
    „Du hast ja tatsächlich Angst vor mir. Das gefällt mir ganz und gar nicht", sagte er fassungslos.
    „Nein, ich habe keine Angst."
    „Mir scheint, du hattest schon Angst vor mir, als ich den Salon betrat." Er ließ sie nicht aus den Augen. „Was habe ich getan, Anne? Habe ich dir einen Grund gegeben, Angst vor mir zu haben?"
    „Nein!" Anne wurde immer erregter. „Ich habe keine Angst. Vor nichts und niemandem - auch nicht vor dir!"
    Als sie diesmal an ihm vorüber wollte, ließ Dominick sie gehen.
    Und er sah ihr noch lange nach.
    Anne war in ihrem Zimmer und ging in Gedanken das Gespräch mit Dominick noch einmal durch. Er hatte recht. Sie mußten den äußeren Schein wahren, auch gegenüber der Dienerschaft, die für ihren Klatsch berüchtigt war.
    Deshalb rief sie Belle, die aus Waverly Hall zurückgekehrt war und einen Teil ihrer Garderobe mitgebracht hatte, ließ sich beim Umkleiden für das Abendessen helfen und verließ den Raum. Sie klammerte sich an das Treppengeländer und stieg langsam die Stufen hinab. Ihr Puls raste.
    Es war zum Verzweifeln. Jemand versuchte, ihr Angst einzuflößen oder ihr Schaden zuzufügen. Aber Dominick war es bestimmt nicht.
    Schon der Gedanke daran war absurd.

    Dominick hatte sie eine volle Woche zärtlich geliebt. Sie konnte sich

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