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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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zurückgewichen.
    „Bitte, schlagen Sie mich nicht", schluchzte der junge Mann.
    Dominick erkannte, daß seine Miene vor Wut verzerrt war. „Ich zahle Ihnen keinen Penny - absolut nichts. Ist das klar?"
    Fairhaven riß erstaunt die Augen auf. „Haben Sie den Verstand verloren?"
    „Mein Wort stünde gegen Ihres, gegen das meiner Mutter und das des Herzogs."
    Fairhaven zitterte am ganzen Körper. „Dafür habe ich einen Beweis für meine Behauptung."
    Dominick erstarrte.
    „Ich besitze einen Brief, den Philip an Ihre Mutter geschrieben hat, nachdem er die Wahrheit erfuhr. Er hat ihn nie abgeschickt. Darin deckt er alles auf, außer der wahren Identität Ihres Vaters."
    Dominick spürte, wie seine ganze Welt in Scherben zerbrach. Alle seine Hoffnung und Träume fielen in sich zusammen. Die Vergangenheit spielte keine Rolle mehr und wurde bedeutungslos. Eine unendliche Leere erwartete ihn.
    „Verlassen Sie sofort das Haus", sagte er.
    Das Herz hatte Rutherford schon den ganzen Morgen Schwierigkeiten bereitet. Die Ärzte hatten ihm wiederholt geraten, kürzerzutreten, sich öfter auszuruhen, weniger zu arbeiten und auf die geliebten Zigarren und den Whisky zu verzichten. Er war vierundsiebzig Jahre alt und wußte, daß es an der Zeit war, sich auf das Altenteil zurückzuziehen. Er mußte endlich den Großteil seiner Verpflichtungen dem Enkel übertragen. Manchmal kam ihm sogar der Gedanke, Do-miniek auch, das Herzogtum schon vor dem eigenen Tod zu übergeben. Solch ein Schritt war zwar ungewöhnlich, ließ sich aber durchführen, falls er tatsächlich abdanken und es ruhiger angehen wollte.
    In gewisser Weise war Rutherford längst dabei. Er war müde, unendlich müde. Das Gehen, das Reiten und manchmal das Leben selber strengten ihn an. Seit einiger Zeit verabscheute er die zahlreichen gesellschaftlichen Verpflichtungen, denen er nachkommen mußte, und ging stets sehr früh nach Hause.
    Aber noch war er nicht tot, und sein Verstand arbeitete so lebhaft und scharf wie eh und je. Die Herausforderung, sein Herzogtum selber zu verwalten, reizte ihn immer noch. Nein, er würde nicht zugunsten von Dominick abdanken, solange er lebte, und wenn die Versuchung noch so verlockend war.
    Es war ungesund, an den Tod zu denken. Andererseits war er heute erheblich kurzatmiger als sonst. Er war so erschöpft, daß er die restlichen Aufgaben des Tages nicht mehr wahrnehmen konnte. Deshalb hatte er einen Bediensteten herumgeschickt und alle weiteren Verpflichtungen abgesagt. Es war erst Mittag, und er fuhr schon nach Hause. Er sehnte sich nach Ruhe.
    Eine seltsame Vorahnung erfaßte den Herzog, als er sein Stadthaus betrat. „Stimmt etwas nicht, Caldwell?" fragte er.
    Caldwell war seit einunddreißig Jahren bei ihm, seit dem Tod des vorigen Butlers. Er sah blaß und bekümmert aus. Sein Blick war sehr ernst. „Ich fürchte, ja, Euer Gnaden."
    Rutherford blieb stehen und spürte ein schmerzliches Stechen in den Schläfen. Die Luft war sehr schwül. Sein schwacher Puls beschleunigte sich und verstärkte sein allgemeines Unwohlsein. „Was ist passiert?"
    „Matthew Fairhaven war hier, Euer Gnaden. Anschließend ist Lord Waverly in einem Zustand in die Bibliothek geeilt, wie ich ihn noch nie erlebt habe. Ich glaube, er steht unter einem schweren Schock."
    Caldwell und Rutherford sahen sich eindringlich an und verstanden sich auch ohne Worte. Der Butler hatte schon zum Haushalt des Herzogs gehört, als Philip und Ciarisse heirateten.

    Rutherford rieb seine schmerzende Brust. Seine Finger zitterten unmerklich.
    Fairhaven konnte es unmöglich wissen. „Wo ist Lady Anne?"
    „Sie ist schon vor Stunden ausgeritten, Euer Gnaden. Und ich muß sagen, sie sah sehr unwohl aus. Ihre Zofe hat die ganze Nacht in ihren Räumen verbracht."
    Was bedeutet das denn schon wieder? stöhnte der Herzog stumm. Einige seiner Freunde hatten bereits vielsagende Bemerkungen über Dominicks überraschendes Erscheinen auf Lord Heath' Abendgesellschaft gemacht - allein. „Ich sollte wohl mit meinem Enkel reden."
    „Ja, Euer Gnaden. Das wäre sehr wichtig."
    Rutherford eilte durch die Halle und geriet sofort außer Atem. Bevor er die Bibliothek erreichte, mußte er stehenbleiben, um tief Luft zu holen. Er fiel ihm schwer, klar zu denken. Dabei hätte er nie wacher sein müssen als in diesem Augenblick. Was hatte Fairhaven gesagt? Was hatte er gewollt? Vor allem: Was wußte der Mann?
    Vor Jahren hatte der Herzog Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um die

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