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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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hinten am Ende des Korridors öffnete sich eine Tür und schloß sich wieder. Das Geräusch hatte etwas Endgültiges.
    Anne lag schweißgebadet da. Nur langsam entspannte sie sich. Sie wußte, daß Dominick kein Mörder war. Ebenso wußte sie tief in ihrem Herzen, daß er eine echte Zuneigung für sie empfand, sonst hätte er sie niemals so lieben können, wie er es in Schottland getan hatte. Tränen liefen ihre Wangen hinab.
    Belle schlüpfte ins Zimmer. „Er ist gekommen, Madam. Ist alles in Ordnung?"
    Anne setzte sich auf und nickte. „Ja, es geht mir gut." Sie holte bebend Luft.
    „Niemals ist er es gewesen."
    Belle ließ sich nicht beirren. Sie war inzwischen von Domi-nicks Schuld überzeugt.
    „Sie haben doch selber gesagt, daß es niemand anders gewesen sein kann, Madam.
    Wer könnte sich sonst Zutritt zu Ihren Privaträumen verschafft haben? Und wer außer ihm würde solch einen Vorteil daraus ziehen, wenn Sie nicht mehr da wären?"
    Das war eine sehr gute Frage, auf die Anne keine Antwort wußte. Sie zitterte unmerklich und weigerte sich, ihre neuen Zweifel zur Kenntnis zu nehmen.
    Dominick kam erst spät zum Frühstück herunter und verpaßte Anne. Belle erzählte, daß ihre Herrin in den Park geritten sei. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen.
    Dominick sah der französischen Zofe verblüfft nach. Sein Kopf schmerzte vom vielen Champagner. Er hatte gestern abend versucht, seine Sorgen zu ertränken und einige vergnügliche Stunden zu verbringen. Leider war es ihm nicht gelungen.
    Was hatte Beiles seltsames Verhalten zu bedeuten? Dominick wurde unwillkürlich mißtrauisch. Falls Anne in den Park geritten war, um ihm zu trotzen und sich heimlich mit Patrick zu treffen, würden anschließend etliche Köpfe rollen.
    Caldwell unterbrach sein Frühstück, auf das Dominick sowieso keinen Appetit hatte.
    Er trug ein Silbertablett mit einer Visitenkarte herein. „Mr. Matthew Fairhaven ist hier und möchte Sie sprechen, Mylord. Er läßt sich nicht abweisen und wartet auf eine Antwort."
    Dominick war sofort hellwach und schob alle Gedanken an Anne und die vergangene Nacht beiseite. Er nahm die Karte und las den Namen und die Anschrift. Matthew Fairhaven, der beste Freund seines Vaters und Erbe des größten Teils des St. Georges-Vermögens, war gekommen. Was wollte er von ihm?
    Der Mann wünschte ihn nicht nur zu sprechen. Er verstieß gegen ein ehernes Gesetz der Etikette, indem er im Haus blieb und wartete. Ein korrekter Besucher hätte seine Karte hinterlassen, wäre gegangen und erst auf Einladung des Empfängers zurückgekehrt.
    „Führen Sie ihn in das Morgenzimmer", sagte er endlich.
    Caldwell nickte und eilte hinaus.
    Kurz darauf verließ Dominick ebenfalls den Raum. Mit energischen Schritten betrat er den großen rot-gold eingerichteten Salon. Fairhaven saß auf einer zierlichen rosa-weiß gestreiften Bergère, sprang aber auf, sobald er Dominick bemerkte. Die beiden Männer sahen sich schweigend an.
    Dominick war aufs höchste bestürzt. Fairhaven war einige Jahre jünger als er und sah ausgesprochen gut aus. Er hatte dunkles Haar und dunkle Augen, doch eine auffallend helle Haut. Tiefe Ringe lagen unter seinen Augen, und in seinem Gesicht spiegelten sich Kummer und Leid.
    Dominick ging zu ihm und streckte ihm die Hand hin. „Guten Morgen, Fairhaven", sagte er höflich.
    Fairhaven ergriff seine Hand und sah ihn mit schmerzerfüllter Miene an. „Mylord ..."
    Er zitterte unmerklich. „Es tut mir leid, Sie zu stören. Ich möchte Ihnen - mein Beileid aussprechen." Seine Stimme brach, und er verzog das Gesicht. Verlegen wandte er sich ab und schneuzte laut in ein Taschentuch.
    Dominick betrachtete seinen schlanken Rücken und war entsetzt. Fairhaven war eindeutig mehr für Philip gewesen als der beste Freund. Der junge Mann hatte seinen Vater geliebt. Hatten die beiden als Paar zusammengelebt?
    Wenn ja, waren sie äußerst diskret vorgegangen und hatten ihr Verhältnis geheimgehalten. Homosexualität galt in England als Verbrechen.
    Endlich drehte Fairhaven sich wieder um. „Bitte, verzeihen Sie", sagte er leise. Seine Augen waren gerötet. „Ich fühle mich entsetzlich elend. "
    Dominick sah ihn verblüfft an. Diese Bemerkung hatte er nicht erwartet. „Sie haben meinen Vater geliebt", sagte er behutsam.

    „Ja, sogar sehr." Der junge Mann begann erneut zu weinen.
    Dominick trat beiseite, und sein Puls begann zu rasen. Hatte Philip diesen Fairhaven ebenso heftig geliebt?
    Das Büfett, in dem

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