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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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verschaffen sollen. Andererseits war sie bei jedem seltsamen Ereignis in unmittelbarer Nähe gewesen.
    Sie hatte gerade erfahren, daß Felicity kurz nach ihr ebenfalls nach London gereist war.
    Eine innere Stimme riet ihr, auf dem schnellsten Weg zu Dominick zu gehen, sich ihm anzuvertrauen und Trost und Sicherheit in seinen Armen zu suchen. Wie ein Ritter in einer glänzenden Rüstung würde er ihren Gegner zur Strecke bringen und sie vor weiteren Gefahren beschützen. Es sei denn, dieser Gegner war er selber.
    Caldwell begrüßte sie in der Diele. Die Stille ringsum wirkte beinahe bedrohlich.
    Anne fühlte sich äußerst unbehaglich. „Ist jemand zu Hause, Caldwell?"
    „Ja, Mylady. Seine Gnaden ist in der Bibliothek."
    Anne spürte das überwältigende Bedürfnis, zum Herzog zu eilen und ihm alles zu erzählen. Rutherford liebte seinen Enkel sehr. Gewiß würde er sie drängen, Dominick die letzte Täuschung zu verzeihen. Andererseits würde er sofort Nachforschungen wegen der seltsamen Ereignisse einleiten, die sich in letzter Zeit zugetragen hatten.
    Was sollte werden, wenn Dominick sich am Ende doch als der Schuldige erwies?
    Wenn er ihr aus einem unerfindlichen Grund angst machen wollte? Nein, dann hätte er sie nicht so leidenschaftlich geliebt. Die Phantasie ging schon wieder mit ihr durch. Sie durfte sich von Beiles oder Patricks Verdacht nicht anstecken lassen. „Und Lord Waverly?" fragte sie.
    „Er ist vor einiger Zeit ausgegangen und hat nicht gesagt, wann er zurückkehren wird."
    Anne entspannte sich ein wenig. „Bitte, schicken Sie Belle zu mir", forderte sie den Butler auf und ging in Richtung Treppe.
    Doch sie stieg die breiten Stufen mit dem roten Teppich nicht hinauf. Weshalb sollte sie dem Herzog nicht wenigstens einen Teil der Wahrheit erzählen? Daß jemand versuchte, ihr Schaden zuzufügen, und daß es sich dabei um Felicity handeln könnte? Allerdings war sie keine gute Schauspielerin. Rutherford würde sie durchschauen und sofort erkennen, daß mehr hinter ihrem Bericht steckte. Dann mußte sie festbleiben und es leugnen, denn sie durfte ihre Unsicherheit über Dominick mit keinem Wort erwähnen.
    Vor der geschlossenen Tür der Bibliothek blieb sie stehen. Der Herzog wollte offensichtlich nicht gestört werden.
    Anne klopfte leise an, erhielt aber keine Antwort. Wahrscheinlich schlief Rutherford.
    Sie war ein bißchen enttäuscht, nachdem sie beschlossen hatte, sich dem Herzog anzuvertrauen.
    Gleichzeitig wurde sie von einer seltsamen Unruhe erfaßt. Sie hätte nicht sagen können, weshalb. Die Stille hinter der Tür gefiel ihr nicht. Deshalb beschloß sie, kurz nach dem Herzog zu sehen.
    Vorsichtig öffnete sie Tür, und ein entsetzliches Bild bot sich ihren Augen dar. Der Duke of Rutherford lag auf dem Boden. Sein Gesicht war weiß wie Wachs, und er schien nicht mehr zu leben.
    Glücklicherweise hatte Anne sich getäuscht. Rutherford war nicht tot. Wenig später lag er in seinem Bett. Sein Atem ging flach. Nach Aussage des Arztes hatte er einen Schlaganfall erlitten.
    Anne hielt ihre Tränen mühsam zurück. Caldwell weinte stumm, während er den Herzog versorgte. Seine Tränen flössen unablässig, seit er zu Anne in die Bibliothek geeilt war. Belle hielt sich mit feuchten Wangen in der Nähe auf. Ein Hausmädchen schürte das Feuer im Kamin.
    „Sagen Sie mir die Wahrheit, Dr. Mansley", sagte Anne mit brüchiger Stimme. „Wie lautet Ihre Prognose? Wird Seine Gnaden sich erholen?"
    Der Arzt packte seine Ledertasche wieder ein. „Viel Hoffnung besteht nicht, Mylady.
    Ein Schlaganfall ist sehr ernst zu nehmen. Manche Patienten wachen nie wieder auf.
    Sie bleiben in dem Zustand, wie Sie Seine Gnaden jetzt vorfinden, bis sie endgültig von dieser Welt abtreten. Andere erwachen eines Tages, können sich jedoch weder rühren noch sprechen. Eine Besserung gibt es in solchen Fällen nicht. Die Kranken sind jedoch voll bei Bewußtsein. Sie können sehen, hören, denken und fühlen."
    Anne sah den Arzt besorgt an. „Und?"
    „Äußerst selten erwachen die Opfer eines Schlaganfalls, und ein Teil ihrer Fähigkeiten kehrt zurück. Sie können mehr oder weniger deutlich sprechen und ihren Körper begrenzt bewegen. Manchmal auch nur die obere Hälfte. Gelegentlich kommt es sogar vor, daß ein Kranker alle seine Körperfunktionen zurückerhält, einschließlich seiner Sprache."
    „Es gibt also etwas Hoffnung?" fragte Anne.
    „Nur eine sehr geringe, Mylady. Vor allem, wenn Seine Gnaden innerhalb

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