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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Landsitz."
    Eine Kutsche kam heran. Sie war entsetzlich altmodisch und schien aus einem anderen Jahrhundert zu stammen. Außerdem sah sie ziemlich ungepflegt aus. Die Räder waren verrostet, und die Ledersitze verschlissen.
    Dominick schien es nichts auszumachen. Er half Anne auf die Rückbank, setzte sich neben sie und forderte den Kutscher auf, sofort loszufahren. Zum Glück hatten sie ein Verdeck über dem Kopf. Doch Anne entdeckte zahlreiche Risse im Leder und hoffte inständig, daß es nicht regnen würde.
    Sie verließen das Dorf auf einer Straße, die bald schmaler und holpriger wurde. Das Gelände stieg ständig an. Sie fuhren zwischen felsigen Hügeln hindurch, die mit Heide und Stechginster bewachsen waren, und kamen immer höher. Weder Bauernhöfe noch Hütten waren zu sehen.
    Anne sprach kein Wort. Verzweifelt klammerte sie sich an den Sitz, während sie über das unebene Gelände schaukelten. Doch es half alles nichts. Sie wurde ständig gegen Dominick geschleudert. Er schien es nicht zu merken. Dafür war sie sich jeder Berührung seines muskulösen Körpers um so mehr bewußt.
    Sie durfte auf keinen Fall an die kommende Nacht denken.
    Endlich hörte Anne das Meer rauschen und setzte sich auf. Es dämmerte schon. Eine einsame Möwe zog über ihnen dahin. Anne sah Dominick an und merkte, daß er sie beobachtete.
    „Wir sind gleich da", erklärte er.
    Anne nickte. Sie sah aus dem Fenster und riß erstaunt die Augen auf. Sie hatten die letzte Hügelkette hinter sich gelassen. Bisher war der Weg ständig nach oben gegangen. Jetzt fiel die Landschaft plötzlich steil zum dunklen Horizont ab. Sie entdeckte einen roten Steinturm, der wie ein Wächter vor ihnen aufragte.
    „Willkommen in Tavalon Castle", sagte Dominick.
    Die Burg hatte ursprünglich einem Mann namens Campbell gehört und war fünf-oder sechshundert Jahre alt. Dominick wußte es nicht genau. Er zog an dem Glockenseil auf dem Vorwerk und wartete, daß jemand das alte verrostete Fallgatter öffnete. Anne schaute durch die Eisenstäbe und hatte das Gefühl, in die Vergangenheit versetzt zu werden. Die Burg bestand aus blutrotem Gestein. Ein hoher eckiger Bergfried stand in der Mitte. Ringsum liefen alte Mauern mit echten Brustwehren und vier niedrigen runden Ecktürmen. Das Rauschen des Meeres war jetzt ganz deutlich zu hören. Anne roch das Salz in der Luft. Ein einzelner Regentropfen fiel auf ihren Nacken.
    „O Mylord!" Ein magerer gebeugter Mann in Ölkleidung trat aus der schweren zerkratzten Tür des Bergfrieds und eilte über das hohe dichte Gras des Burghofes.
    „Wir hatten Sie nicht erwartet." Es klang wie eine Beschuldigung.
    „Das ist mir klar, Thomas. Bitte, seien Sie so nett, und öffnen Sie die Tür", antwortete Dominick.
    Der alte Schotte verschwand wieder. Dominick nahm Annes Arm und führte sie die dicke, an manchen Stellen brök-kelnde Mauer des Vorwerks entlang. Plötzlich öffnete sich eine schwere Holztür. „Eine sehr sinnvolle Modernisierung", sagte Dominick gutgelaunt. „Außerdem kann Thomas das Fallgitter nicht allein hochziehen."
    Anne trat durch die enge Öffnung und fand sich im Burghof wieder. Neugierig blickte sie sich um, während Dominick gemeinsam mit Thomas das Gitter aufzog, damit der Wagen mit ihrem Gepäck hereinfahren konnte.
    Sie betrachtete die Außengebäude, die für diese Landschaft typisch aus Stein und Stroh bestanden, jedoch erheblich jünger waren als die eigentliche Burg. Langsam entspannte sie sich. Im Erdgeschoß einer der Türme brannte Licht, und Rauch stieg aus dem Schornstein. Irgendwo muhte träge eine Kuh. Das Läuten ihrer Glocke klang von unten herauf.
    Eine Hand berührte ihre Schulter, und Anne zuckte erschrocken zusammen.
    „Es wird gleich regnen", sagte Dominick und sah sie nachdenklich an. „Komm mit."
    Er faßte ihren Ellbogen, und Anne ließ sich von ihm in Richtung Burg führen.
    Plötzlich hielt er inne und bog zur Südmauer ab. Anne keuchte unwillkürlich.
    Das dunkle Meer tat sich tief unter ihr auf und brandete an den Fuß der Klippe. Die weiße Gischt schoß den Felsen hinauf und sprühte in die Luft.
    Anne stockte der Atem. Sie merkte nicht, daß sie sich an Dominicks Arm klammerte.
    Die wilde Pracht der Landschaft nahm sie ganz gefangen. Tavalon Castle lag am äußersten Ende einer Klippe. Es glich beinahe einem Wunder, daß das wuchtige Bauwerk nicht in die unruhige See stürzte. Unmittelbar hinter der Burgmauern fiel das Gelände steil ab. Der zerklüftete rote Fels

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