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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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tauchte beinahe senkrecht in das schwarze peitschende Meer.
    Ein Regentropfen fiel auf Annes Hand. Trotzdem rührte sie sich nicht. Die rote Burg neben ihr, die tosende See unter ihr, der dunkle Himmel über ihr - und nicht zuletzt der äußerst männliche goldblonde Mann an ihrer Seite hielten sie in ihrem Bann.
    Anne spürte Dominicks Blick auf ihrem Gesicht und hob endlich den Kopf.
    Eine Frage stand in seinen Augen.
    Anne straffte sich unwillkürlich. Sie wußte, daß er jetzt nicht an die kommende Nacht dachte, während sie selber an nichts anderes denken konnte. Langsam feuchtete sie ihre Lippen an und merkte plötzlich, daß Dominick ihre Hand hielt.
    Entschlossen holte sie tief Luft. „W7as für eine wilde, majestätische Landschaft."
    „Ja", stimmte er ihr zu.
    „Kommst du häufig hierher?" fragte sie. Es gab so viele Seiten an Dominick, die er ihr noch nicht offenbart hatte. Tavalon Castle war ein einsamer Ort - majestätisch und einsam wie sein Besitzer.
    „Nein, ganz selten", antwortete Dominick. „Die Burg liegt sehr abseits und ist ziemlich verfallen, wie du gewiß schon festgestellt hast. Außerdem bin ich kein leidenschaftlicher Jäger. Dennoch gefällt mir dieses Fleckchen Erde." Sie sahen sich tief in die Augen. „Man horcht hier unausweichlich in sich hinein. Es gibt kein Entrinnen."
    „Das kann ich mir gut vorstellen." Anne sah hinauf zum Himmel, der bald ebenso schwarz und undurchsichtig sein würde wie die See. An solch einem Ort konnte ein Mann -oder eine Frau - nicht vor sich selber davonlaufen. Ihr Puls begann zu rasen.
    „Es wird ein Gewitter geben."
    „Ja", sagte Dominick. Wie zur Bestätigung donnerte es plötzlich unmittelbar über ihren Köpfen, und Anne zuckte zusammen.
    Dominick legte fürsorglich den Arm um ihre Schultern. Im selben Moment öffneten sich die Schleusen, und es begann heftig zu schütten. Blitze zuckten über den Himmel, und der Donner rollte.
    „Komm", rief Dominick. Sie eilten zurück und liefen zum Hauptgebäude der Burg.
    Die Tür stand weit offen.
    Rasch überquerten sie die Schwelle, und Dominick schob den Riegel vor.
    Anne keuchte, und ihr schwindelte ein wenig. Sie befand sich in einer großen primitiven Halle. Die Steindecke wölbte sich hoch über ihren Köpfen. Verblichene Flaggen hingen von den Balken. Der Perserteppich auf dem Boden war zerschlissen und beinahe farblos. Zwei alte Ritterrüstungen bewachten den Eingang, und zahlreiche mittelalterliche Waffen - Schwerter, Eisenkeulen und Armbrüste - zierten die Wände. Ein Feuer brannte in einem Backsteinkamin, der groß genug war, um einen Ochsen darin zu braten.
    Anne war klatschnaß geworden. Sie eilte zum Feuer, um sich zu wärmen.
    „Das erste Zimmer oben gehört uns", sagte Dominick hinter ihr.
    Anne hätte nicht sagen können, ob sie verärgert oder nur bestürzt war. Sie hatte zumindest getrennte Schlafzimmer erwartet, auch wenn sie, um seine Bedingungen zu erfüllen, stundenweise das Bett mit Dominick teilen mußte.
    „Ist alles in Ordnung, Mylady?" fragte Belle besorgt.
    Anne rührte sich nicht. Regungslos stand sie in der Mitte des Schlafzimmers und sah sich um. Es war ein großer, spärlich eingerichteter Raum, der nur schwach beleuchtet war. Der Boden und die Wände bestanden aus Stein. Die wenigen Möbel waren sehr schlicht. Ein eckiger Holztisch, zwei wackelige Stühle, ein heller Kiefernschrank und eine Ottomane, die mit verblichenem roten Samt bezogen war, mehr war nicht vorhanden. Handgewebte Läufer aus grober Wolle in zahlreichen Grüntönen bedeckten den Boden. Ein gewaltiges Himmelbett beherrschte den Raum. Die Decken und die Kissen waren dunkelblau, und ein schweres rotes Wollplaid lag am Fußende. Im Kamin brannte ein Feuer.
    Draußen regnete es heftig, der Sturm umtoste das alte Gemäuer. Anne hörte einen Fensterladen im Wind schwingen.
    „Ich bin beinahe mit dem Auspacken fertig", sagte Belle, als Anne nicht antwortete.
    Anne betrachtete ihren Reisekoffer, der geöffnet auf dem Boden stand. „Danke." Sie ging zu einem Stuhl und setzte sich darauf. Die Beine waren nicht gleich lang, und er wak-kelte ein paarmal, bevor er unter ihrem Gewicht stehenblieb.
    Annes Herz hämmerte wie wild. Ihr blieb keine andere Wahl, als das Bett mit Dominick zu teilen, wenn ihm der Sinn danach stand. Aber sie würde auf getrennten Schlafzimmern bestehen. Sonst wurde die Situation entschieden zu intim. Ihr Körper bebte vor Nervosität. Sie mußte sich unbedingt entspannen. Es würde noch

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